Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

"den aufstehen, und ihre Lehren werden,
"durch die Leichtigkeit der Mittheilung,
"bis in die Hütte des Bettlers dringen.
"Sie werden wähnen Gutes zu stif-
"ten, und den Gegenstand ihres Heils
"und ihrer Hoffnung, vom falschen Zusatze
"zu reinigen; aber wenn gelingt dem Men-
"schen das Gute, und wie lange ist er des-
"sen mächtig? die Sünde ist ihnen nicht nä-
"her, als böse Folgen und Mißbrauch ih-
"ren edelsten Bemühungen. Das vielge-
"liebte Volk des Mächtigen, das er durch
"ein uns furchtbares Wunder, der Hölle
"auf immer entreißen wollte, wird über
"Meinungen, die keiner begreift, in bluti-
"gen Krieg zerfallen, und sich zerreißen wie
"die wilden Thiere des Waldes. Greuel
"werden Europa verwüsten, die allen Wahn-
"sinn übertreffen, den die Menschen von
"ihrem Beginnen gerast haben. Mei-
"ne Hoffnungen scheinen euch zu kühn, ich
"sehe es an euren zweifelnden Blicken, so
"hört denn; Religionskrieg heißt diese neue

"Wuth

„den aufſtehen, und ihre Lehren werden,
„durch die Leichtigkeit der Mittheilung,
„bis in die Huͤtte des Bettlers dringen.
„Sie werden waͤhnen Gutes zu ſtif-
„ten, und den Gegenſtand ihres Heils
„und ihrer Hoffnung, vom falſchen Zuſatze
„zu reinigen; aber wenn gelingt dem Men-
„ſchen das Gute, und wie lange iſt er deſ-
„ſen maͤchtig? die Suͤnde iſt ihnen nicht naͤ-
„her, als boͤſe Folgen und Mißbrauch ih-
„ren edelſten Bemuͤhungen. Das vielge-
„liebte Volk des Maͤchtigen, das er durch
„ein uns furchtbares Wunder, der Hoͤlle
„auf immer entreißen wollte, wird uͤber
„Meinungen, die keiner begreift, in bluti-
„gen Krieg zerfallen, und ſich zerreißen wie
„die wilden Thiere des Waldes. Greuel
„werden Europa verwuͤſten, die allen Wahn-
„ſinn uͤbertreffen, den die Menſchen von
„ihrem Beginnen geraſt haben. Mei-
„ne Hoffnungen ſcheinen euch zu kuͤhn, ich
„ſehe es an euren zweifelnden Blicken, ſo
„hoͤrt denn; Religionskrieg heißt dieſe neue

„Wuth
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0043" n="32"/>
&#x201E;den auf&#x017F;tehen, und ihre Lehren werden,<lb/>
&#x201E;durch die Leichtigkeit der Mittheilung,<lb/>
&#x201E;bis in die Hu&#x0364;tte des Bettlers dringen.<lb/>
&#x201E;Sie werden wa&#x0364;hnen Gutes zu &#x017F;tif-<lb/>
&#x201E;ten, und den Gegen&#x017F;tand ihres Heils<lb/>
&#x201E;und ihrer Hoffnung, vom fal&#x017F;chen Zu&#x017F;atze<lb/>
&#x201E;zu reinigen; aber wenn gelingt dem Men-<lb/>
&#x201E;&#x017F;chen das Gute, und wie lange i&#x017F;t er de&#x017F;-<lb/>
&#x201E;&#x017F;en ma&#x0364;chtig? die Su&#x0364;nde i&#x017F;t ihnen nicht na&#x0364;-<lb/>
&#x201E;her, als bo&#x0364;&#x017F;e Folgen und Mißbrauch ih-<lb/>
&#x201E;ren edel&#x017F;ten Bemu&#x0364;hungen. Das vielge-<lb/>
&#x201E;liebte Volk des Ma&#x0364;chtigen, das er durch<lb/>
&#x201E;ein uns furchtbares Wunder, der Ho&#x0364;lle<lb/>
&#x201E;auf immer entreißen wollte, wird u&#x0364;ber<lb/>
&#x201E;Meinungen, die keiner begreift, in bluti-<lb/>
&#x201E;gen Krieg zerfallen, und &#x017F;ich zerreißen wie<lb/>
&#x201E;die wilden Thiere des Waldes. Greuel<lb/>
&#x201E;werden Europa verwu&#x0364;&#x017F;ten, die allen Wahn-<lb/>
&#x201E;&#x017F;inn u&#x0364;bertreffen, den die Men&#x017F;chen von<lb/>
&#x201E;ihrem Beginnen gera&#x017F;t haben. Mei-<lb/>
&#x201E;ne Hoffnungen &#x017F;cheinen euch zu ku&#x0364;hn, ich<lb/>
&#x201E;&#x017F;ehe es an euren zweifelnden Blicken, &#x017F;o<lb/>
&#x201E;ho&#x0364;rt denn; Religionskrieg heißt die&#x017F;e neue<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x201E;Wuth</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[32/0043] „den aufſtehen, und ihre Lehren werden, „durch die Leichtigkeit der Mittheilung, „bis in die Huͤtte des Bettlers dringen. „Sie werden waͤhnen Gutes zu ſtif- „ten, und den Gegenſtand ihres Heils „und ihrer Hoffnung, vom falſchen Zuſatze „zu reinigen; aber wenn gelingt dem Men- „ſchen das Gute, und wie lange iſt er deſ- „ſen maͤchtig? die Suͤnde iſt ihnen nicht naͤ- „her, als boͤſe Folgen und Mißbrauch ih- „ren edelſten Bemuͤhungen. Das vielge- „liebte Volk des Maͤchtigen, das er durch „ein uns furchtbares Wunder, der Hoͤlle „auf immer entreißen wollte, wird uͤber „Meinungen, die keiner begreift, in bluti- „gen Krieg zerfallen, und ſich zerreißen wie „die wilden Thiere des Waldes. Greuel „werden Europa verwuͤſten, die allen Wahn- „ſinn uͤbertreffen, den die Menſchen von „ihrem Beginnen geraſt haben. Mei- „ne Hoffnungen ſcheinen euch zu kuͤhn, ich „ſehe es an euren zweifelnden Blicken, ſo „hoͤrt denn; Religionskrieg heißt dieſe neue „Wuth

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/43
Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/43>, abgerufen am 24.11.2024.