"Zweifel, auf eine leichte Art, tausend und "tausendmal zu vervielfältigen. Bisher "waren sie zu kostbar, und nur in den Hän- "den der Reichen, blähten nur diese mit "Wahn auf, und zogen sie von der Ein- "falt und Demuth ab, die der Ewige zu ih- "rem Glück in ihr Herz gelegt hat, und die "er von ihnen fordert. Triumph! bald "wird sich das gefährliche Gift des Wissens "und Forschens allen Ständen mittheilen! "Wahnwitz, Zweifel, Unruhe und neue Be- "dürfnisse werden sich ausbreiten, und ich "zweifle, ob mein ungeheures Reich sie alle "fassen möge, die sich durch dieses reizende "Gift hinrichten werden. Doch dieses wä- "re nur ein kleiner Sieg, mein Blick dringt "tiefer in die ferne Zeit, die für uns der "Umlauf des Zeigers ist. Die Zeit ist nah, "wo die Gedanken und Meinungen kühner "Erneurer und Beeckler des Alten, durch "Fausts Erfindung, um sich greifen wer- "den, wie die Pest. Sogenannte Refor- "matoren des Himmels und der Erde wer-
"den
„Zweifel, auf eine leichte Art, tauſend und „tauſendmal zu vervielfaͤltigen. Bisher „waren ſie zu koſtbar, und nur in den Haͤn- „den der Reichen, blaͤhten nur dieſe mit „Wahn auf, und zogen ſie von der Ein- „falt und Demuth ab, die der Ewige zu ih- „rem Gluͤck in ihr Herz gelegt hat, und die „er von ihnen fordert. Triumph! bald „wird ſich das gefaͤhrliche Gift des Wiſſens „und Forſchens allen Staͤnden mittheilen! „Wahnwitz, Zweifel, Unruhe und neue Be- „duͤrfniſſe werden ſich ausbreiten, und ich „zweifle, ob mein ungeheures Reich ſie alle „faſſen moͤge, die ſich durch dieſes reizende „Gift hinrichten werden. Doch dieſes waͤ- „re nur ein kleiner Sieg, mein Blick dringt „tiefer in die ferne Zeit, die fuͤr uns der „Umlauf des Zeigers iſt. Die Zeit iſt nah, „wo die Gedanken und Meinungen kuͤhner „Erneurer und Beeckler des Alten, durch „Fauſts Erfindung, um ſich greifen wer- „den, wie die Peſt. Sogenannte Refor- „matoren des Himmels und der Erde wer-
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„Zweifel, auf eine leichte Art, tauſend und
„tauſendmal zu vervielfaͤltigen. Bisher
„waren ſie zu koſtbar, und nur in den Haͤn-
„den der Reichen, blaͤhten nur dieſe mit
„Wahn auf, und zogen ſie von der Ein-
„falt und Demuth ab, die der Ewige zu ih-
„rem Gluͤck in ihr Herz gelegt hat, und die
„er von ihnen fordert. Triumph! bald
„wird ſich das gefaͤhrliche Gift des Wiſſens
„und Forſchens allen Staͤnden mittheilen!
„Wahnwitz, Zweifel, Unruhe und neue Be-
„duͤrfniſſe werden ſich ausbreiten, und ich
„zweifle, ob mein ungeheures Reich ſie alle
„faſſen moͤge, die ſich durch dieſes reizende
„Gift hinrichten werden. Doch dieſes waͤ-
„re nur ein kleiner Sieg, mein Blick dringt
„tiefer in die ferne Zeit, die fuͤr uns der
„Umlauf des Zeigers iſt. Die Zeit iſt nah,
„wo die Gedanken und Meinungen kuͤhner
„Erneurer und Beeckler des Alten, durch
„Fauſts Erfindung, um ſich greifen wer-
„den, wie die Peſt. Sogenannte Refor-
„matoren des Himmels und der Erde wer-
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/42>, abgerufen am 24.11.2024.
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