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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

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"Wuth, wovon die Geschichte der Frevel
"und Rasereyen der Menschen bisher noch
"kein Beyspiel hat. Nun erst wird der Fa-
"natismus, der wilde Sohn des Haßes
"und des Aberglaubens, alle Bande der
"Natur und der Menschheit gänzlich auflö-
"sen. Dem Furchtbaren zu gefallen, wird
"der Vater den Sohn, der Sohn den Va-
"ter ermorden. Könige werden frohlockend
"ihre Hände in das Blut ihrer Unterthanen
"tauchen, den Schwärmern das Schwerdt
"überliefern, ihre Brüder zu tausenden zu
"ermorden, weil sie andrer Meinung wie sie
"sind. Dann wird sich das Wasser der
"Ströme in Blut verwandeln, und das
"Geschrey der Ermordeten wird selbst die
"Hölle erschüttern. Wir werden Verbre-
"cher mit Lastern besudelt, herunterfahren
"sehen, wofür wir bis jezo weder Nahmen
"noch Strafe haben. Schon seh' ich sie den
"päbstlichen Stuhl anfallen, der das lockre
"Gebäude durch List und Betrug zusammen-
"hält, während er sich durch Laster und

"Uep-
Fausts Leben. C

„Wuth, wovon die Geſchichte der Frevel
„und Raſereyen der Menſchen bisher noch
„kein Beyſpiel hat. Nun erſt wird der Fa-
„natismus, der wilde Sohn des Haßes
„und des Aberglaubens, alle Bande der
„Natur und der Menſchheit gaͤnzlich aufloͤ-
„ſen. Dem Furchtbaren zu gefallen, wird
„der Vater den Sohn, der Sohn den Va-
„ter ermorden. Koͤnige werden frohlockend
„ihre Haͤnde in das Blut ihrer Unterthanen
„tauchen, den Schwaͤrmern das Schwerdt
„uͤberliefern, ihre Bruͤder zu tauſenden zu
„ermorden, weil ſie andrer Meinung wie ſie
„ſind. Dann wird ſich das Waſſer der
„Stroͤme in Blut verwandeln, und das
„Geſchrey der Ermordeten wird ſelbſt die
„Hoͤlle erſchuͤttern. Wir werden Verbre-
„cher mit Laſtern beſudelt, herunterfahren
„ſehen, wofuͤr wir bis jezo weder Nahmen
„noch Strafe haben. Schon ſeh’ ich ſie den
„paͤbſtlichen Stuhl anfallen, der das lockre
„Gebaͤude durch Liſt und Betrug zuſammen-
„haͤlt, waͤhrend er ſich durch Laſter und

„Uep-
Fauſts Leben. C
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[33/0044] „Wuth, wovon die Geſchichte der Frevel „und Raſereyen der Menſchen bisher noch „kein Beyſpiel hat. Nun erſt wird der Fa- „natismus, der wilde Sohn des Haßes „und des Aberglaubens, alle Bande der „Natur und der Menſchheit gaͤnzlich aufloͤ- „ſen. Dem Furchtbaren zu gefallen, wird „der Vater den Sohn, der Sohn den Va- „ter ermorden. Koͤnige werden frohlockend „ihre Haͤnde in das Blut ihrer Unterthanen „tauchen, den Schwaͤrmern das Schwerdt „uͤberliefern, ihre Bruͤder zu tauſenden zu „ermorden, weil ſie andrer Meinung wie ſie „ſind. Dann wird ſich das Waſſer der „Stroͤme in Blut verwandeln, und das „Geſchrey der Ermordeten wird ſelbſt die „Hoͤlle erſchuͤttern. Wir werden Verbre- „cher mit Laſtern beſudelt, herunterfahren „ſehen, wofuͤr wir bis jezo weder Nahmen „noch Strafe haben. Schon ſeh’ ich ſie den „paͤbſtlichen Stuhl anfallen, der das lockre „Gebaͤude durch Liſt und Betrug zuſammen- „haͤlt, waͤhrend er ſich durch Laſter und „Uep- Fauſts Leben. C

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Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/44>, abgerufen am 26.04.2024.