Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

"einförmigen Glanz des Himmels vergessen.
"Ich gestehe, wir haben viel gelitten, und
"leiden noch, da die Ausübung unsrer Kräf-
"te von dem beschränkt ist, der uns mehr
"zu fürchten scheint, als wir ihn; aber in
"dem Gefühl der Rache, die wir an den
"Söhnen des Staubs, seinen schwachen
"Günstlingen nehmen, in der Betrachtung
"ihres Wahnsinns und ihrer Laster, wodurch
"sie unaufhörlich seine Zwecke zerrütten,
"liegt Ersatz für dieses Leiden. Heil euch
"allen, die dieser Gedanke hoch entflammt!

"Vernehmt nun die Veranlassung zu dem
"Feste, das ich heute mit euch feyren will.
"Faust, ein kühner Sterblicher, der gleich
"uns mit dem Ewigen hadert, und durch
"die Kraft seines Geistes würdig werden
"kann, die Hölle einst mit uns zu bewohnen,
"hat die Kunst erfunden, die Bücher, das
"gefährliche Spielzeug der Menschen, die
"Fortpflanzer des Wahnsinns, der Irr-
"thümer, der Lügen und Greuel, die Quelle
"des Stolzes, und die Mutter peinlicher

"Zwei-

„einfoͤrmigen Glanz des Himmels vergeſſen.
„Ich geſtehe, wir haben viel gelitten, und
„leiden noch, da die Ausuͤbung unſrer Kraͤf-
„te von dem beſchraͤnkt iſt, der uns mehr
„zu fuͤrchten ſcheint, als wir ihn; aber in
„dem Gefuͤhl der Rache, die wir an den
„Soͤhnen des Staubs, ſeinen ſchwachen
„Guͤnſtlingen nehmen, in der Betrachtung
„ihres Wahnſinns und ihrer Laſter, wodurch
„ſie unaufhoͤrlich ſeine Zwecke zerruͤtten,
„liegt Erſatz fuͤr dieſes Leiden. Heil euch
„allen, die dieſer Gedanke hoch entflammt!

„Vernehmt nun die Veranlaſſung zu dem
„Feſte, das ich heute mit euch feyren will.
Fauſt, ein kuͤhner Sterblicher, der gleich
„uns mit dem Ewigen hadert, und durch
„die Kraft ſeines Geiſtes wuͤrdig werden
„kann, die Hoͤlle einſt mit uns zu bewohnen,
„hat die Kunſt erfunden, die Buͤcher, das
„gefaͤhrliche Spielzeug der Menſchen, die
„Fortpflanzer des Wahnſinns, der Irr-
„thuͤmer, der Luͤgen und Greuel, die Quelle
„des Stolzes, und die Mutter peinlicher

„Zwei-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0041" n="30"/>
&#x201E;einfo&#x0364;rmigen Glanz des Himmels verge&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
&#x201E;Ich ge&#x017F;tehe, wir haben viel gelitten, und<lb/>
&#x201E;leiden noch, da die Ausu&#x0364;bung un&#x017F;rer Kra&#x0364;f-<lb/>
&#x201E;te von dem be&#x017F;chra&#x0364;nkt i&#x017F;t, der uns mehr<lb/>
&#x201E;zu fu&#x0364;rchten &#x017F;cheint, als wir ihn; aber in<lb/>
&#x201E;dem Gefu&#x0364;hl der Rache, die wir an den<lb/>
&#x201E;So&#x0364;hnen des Staubs, &#x017F;einen &#x017F;chwachen<lb/>
&#x201E;Gu&#x0364;n&#x017F;tlingen nehmen, in der Betrachtung<lb/>
&#x201E;ihres Wahn&#x017F;inns und ihrer La&#x017F;ter, wodurch<lb/>
&#x201E;&#x017F;ie unaufho&#x0364;rlich &#x017F;eine Zwecke zerru&#x0364;tten,<lb/>
&#x201E;liegt Er&#x017F;atz fu&#x0364;r die&#x017F;es Leiden. Heil euch<lb/>
&#x201E;allen, die die&#x017F;er Gedanke hoch entflammt!</p><lb/>
          <p>&#x201E;Vernehmt nun die Veranla&#x017F;&#x017F;ung zu dem<lb/>
&#x201E;Fe&#x017F;te, das ich heute mit euch feyren will.<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#fr">Fau&#x017F;t</hi>, ein ku&#x0364;hner Sterblicher, der gleich<lb/>
&#x201E;uns mit dem Ewigen hadert, und durch<lb/>
&#x201E;die Kraft &#x017F;eines Gei&#x017F;tes wu&#x0364;rdig werden<lb/>
&#x201E;kann, die Ho&#x0364;lle ein&#x017F;t mit uns zu bewohnen,<lb/>
&#x201E;hat die Kun&#x017F;t erfunden, die Bu&#x0364;cher, das<lb/>
&#x201E;gefa&#x0364;hrliche Spielzeug der Men&#x017F;chen, die<lb/>
&#x201E;Fortpflanzer des Wahn&#x017F;inns, der Irr-<lb/>
&#x201E;thu&#x0364;mer, der Lu&#x0364;gen und Greuel, die Quelle<lb/>
&#x201E;des Stolzes, und die Mutter peinlicher<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x201E;Zwei-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[30/0041] „einfoͤrmigen Glanz des Himmels vergeſſen. „Ich geſtehe, wir haben viel gelitten, und „leiden noch, da die Ausuͤbung unſrer Kraͤf- „te von dem beſchraͤnkt iſt, der uns mehr „zu fuͤrchten ſcheint, als wir ihn; aber in „dem Gefuͤhl der Rache, die wir an den „Soͤhnen des Staubs, ſeinen ſchwachen „Guͤnſtlingen nehmen, in der Betrachtung „ihres Wahnſinns und ihrer Laſter, wodurch „ſie unaufhoͤrlich ſeine Zwecke zerruͤtten, „liegt Erſatz fuͤr dieſes Leiden. Heil euch „allen, die dieſer Gedanke hoch entflammt! „Vernehmt nun die Veranlaſſung zu dem „Feſte, das ich heute mit euch feyren will. „Fauſt, ein kuͤhner Sterblicher, der gleich „uns mit dem Ewigen hadert, und durch „die Kraft ſeines Geiſtes wuͤrdig werden „kann, die Hoͤlle einſt mit uns zu bewohnen, „hat die Kunſt erfunden, die Buͤcher, das „gefaͤhrliche Spielzeug der Menſchen, die „Fortpflanzer des Wahnſinns, der Irr- „thuͤmer, der Luͤgen und Greuel, die Quelle „des Stolzes, und die Mutter peinlicher „Zwei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/41
Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/41>, abgerufen am 24.11.2024.