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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

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denden Sinn des Guten und Bösen: frey
war dein Wille, frey deine Wahl. Wir
sind Sclaven des Bösen und der eisernen
Nothwendigkeit ohne Wahl und Willen;
gezwungen, von Ewigkeit dazu verdammt,
wollen wir nur das Böse, und sind Werk-
zeuge der Rache und der Strafe an euch.
Ihr seyd Könige der Schöpfung, freye Ge-
schöpfe, Meister eures Schicksals, das ihr
selbst bestimmt, Herren der Zukunft, die von
eurem Thun abhängt, um diese Vorzüge
hassen wir euch, und frohlocken, wenn ihr
durch Thorheit und Laster die Herrschaft
verwürkt. *) Wärst du geblieben, was du

warst,
*) Der Teufel, der um Fausten zu plagen, sei-
ne Zweifel immer nur schärfen will, deutet
hier auf folgende Theorie, die er vielleicht
darum nicht bestimmt ausdrückt, weil er glaubt,
sie möchte dem Stolze des Menschen zu viel
schmeicheln, und ihm durch eine Reihe von
wahren oder falschen Schlüssen, einen erhabe-
nen Begriff von der Gottheit beybringen. Sie
lautet so:
Der
B b 5

denden Sinn des Guten und Boͤſen: frey
war dein Wille, frey deine Wahl. Wir
ſind Sclaven des Boͤſen und der eiſernen
Nothwendigkeit ohne Wahl und Willen;
gezwungen, von Ewigkeit dazu verdammt,
wollen wir nur das Boͤſe, und ſind Werk-
zeuge der Rache und der Strafe an euch.
Ihr ſeyd Koͤnige der Schoͤpfung, freye Ge-
ſchoͤpfe, Meiſter eures Schickſals, das ihr
ſelbſt beſtimmt, Herren der Zukunft, die von
eurem Thun abhaͤngt, um dieſe Vorzuͤge
haſſen wir euch, und frohlocken, wenn ihr
durch Thorheit und Laſter die Herrſchaft
verwuͤrkt. *) Waͤrſt du geblieben, was du

warſt,
*) Der Teufel, der um Fauſten zu plagen, ſei-
ne Zweifel immer nur ſchaͤrfen will, deutet
hier auf folgende Theorie, die er vielleicht
darum nicht beſtimmt ausdruͤckt, weil er glaubt,
ſie moͤchte dem Stolze des Menſchen zu viel
ſchmeicheln, und ihm durch eine Reihe von
wahren oder falſchen Schluͤſſen, einen erhabe-
nen Begriff von der Gottheit beybringen. Sie
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Der
B b 5
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[393/0404] denden Sinn des Guten und Boͤſen: frey war dein Wille, frey deine Wahl. Wir ſind Sclaven des Boͤſen und der eiſernen Nothwendigkeit ohne Wahl und Willen; gezwungen, von Ewigkeit dazu verdammt, wollen wir nur das Boͤſe, und ſind Werk- zeuge der Rache und der Strafe an euch. Ihr ſeyd Koͤnige der Schoͤpfung, freye Ge- ſchoͤpfe, Meiſter eures Schickſals, das ihr ſelbſt beſtimmt, Herren der Zukunft, die von eurem Thun abhaͤngt, um dieſe Vorzuͤge haſſen wir euch, und frohlocken, wenn ihr durch Thorheit und Laſter die Herrſchaft verwuͤrkt. *) Waͤrſt du geblieben, was du warſt, *) Der Teufel, der um Fauſten zu plagen, ſei- ne Zweifel immer nur ſchaͤrfen will, deutet hier auf folgende Theorie, die er vielleicht darum nicht beſtimmt ausdruͤckt, weil er glaubt, ſie moͤchte dem Stolze des Menſchen zu viel ſchmeicheln, und ihm durch eine Reihe von wahren oder falſchen Schluͤſſen, einen erhabe- nen Begriff von der Gottheit beybringen. Sie lautet ſo: Der B b 5

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Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/404>, abgerufen am 22.11.2024.