der, und sah sich schon als Wittwe an. Hierauf ward der Plan zu dem folgenden Feldzug entworfen, sich aller Städte, Ka- stelle und Herrschaften der Großen Italiens zu bemächtigen, jeden ihrer Besitzer mit sei- ner Nachkommenschaft zu ermorden, damit keiner am Leben bliebe, der einen Anspruch darauf zu machen hätte, und ihnen durch künftige Verschwörungen beschwerlich seyn könnte. Um das Heer zu unterhalten, dic- tirten Alexander und Cäsar der Lucretia eine Liste der reichen Kardinäle und Prälaten, die man nach und nach vergiften wollte, um [si]e vermöge des Rechts des päpstlichen Stuhls zu beerben.
Nach dieser geheimen Berathschlagung begab man sich zu dem Abendessen. Der Papst war mit seinen Entwürfen, und ihrer nahen Erfüllung so zufrieden, daß er sich der ausschweifendsten Laune überließ, und den Ton zu einem Bachanal angab, wozu man die Züge im Petron und Sueton su- chen mag; doch vergaß er dabey der Sorge
für
der, und ſah ſich ſchon als Wittwe an. Hierauf ward der Plan zu dem folgenden Feldzug entworfen, ſich aller Staͤdte, Ka- ſtelle und Herrſchaften der Großen Italiens zu bemaͤchtigen, jeden ihrer Beſitzer mit ſei- ner Nachkommenſchaft zu ermorden, damit keiner am Leben bliebe, der einen Anſpruch darauf zu machen haͤtte, und ihnen durch kuͤnftige Verſchwoͤrungen beſchwerlich ſeyn koͤnnte. Um das Heer zu unterhalten, dic- tirten Alexander und Caͤſar der Lucretia eine Liſte der reichen Kardinaͤle und Praͤlaten, die man nach und nach vergiften wollte, um [si]e vermoͤge des Rechts des paͤpſtlichen Stuhls zu beerben.
Nach dieſer geheimen Berathſchlagung begab man ſich zu dem Abendeſſen. Der Papſt war mit ſeinen Entwuͤrfen, und ihrer nahen Erfuͤllung ſo zufrieden, daß er ſich der ausſchweifendſten Laune uͤberließ, und den Ton zu einem Bachanal angab, wozu man die Zuͤge im Petron und Sueton ſu- chen mag; doch vergaß er dabey der Sorge
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der, und ſah ſich ſchon als Wittwe an.
Hierauf ward der Plan zu dem folgenden
Feldzug entworfen, ſich aller Staͤdte, Ka-
ſtelle und Herrſchaften der Großen Italiens
zu bemaͤchtigen, jeden ihrer Beſitzer mit ſei-
ner Nachkommenſchaft zu ermorden, damit
keiner am Leben bliebe, der einen Anſpruch
darauf zu machen haͤtte, und ihnen durch
kuͤnftige Verſchwoͤrungen beſchwerlich ſeyn
koͤnnte. Um das Heer zu unterhalten, dic-
tirten Alexander und Caͤſar der Lucretia eine
Liſte der reichen Kardinaͤle und Praͤlaten,
die man nach und nach vergiften wollte,
um sie vermoͤge des Rechts des paͤpſtlichen
Stuhls zu beerben.
Nach dieſer geheimen Berathſchlagung
begab man ſich zu dem Abendeſſen. Der
Papſt war mit ſeinen Entwuͤrfen, und ihrer
nahen Erfuͤllung ſo zufrieden, daß er ſich
der ausſchweifendſten Laune uͤberließ, und
den Ton zu einem Bachanal angab, wozu
man die Zuͤge im Petron und Sueton ſu-
chen mag; doch vergaß er dabey der Sorge
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/337>, abgerufen am 22.11.2024.
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