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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

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straße hinauf ritten, sahen sie auf einer An-
höhe, unweit des päpstlichen Lagers, zwey
stattliche Männer in einen sehr hitzigen
Zweykampf verwickelt. Die Neugierde trieb
Fausten näher, der Teufel folgte ihm, und
sie merkten bald, daß sich die zwey erhizten
Kämpfer nicht zu trennen gedächten, bis ei-
ner dem Schwerdte des andern erläge. Das
aber, was Fausten am sonderbarsten vor-
kam, war eine schneeweiße Ziege, mit bun-
ten Bändern geschmückt, die ein Schildknap-
pe, als den Preiß des Sieges zu halten
schien, und mit welcher er ganz kalt neben
den zwey Wüthenden stund. Viele Ritter
hatten sich auf der Anhöhe versammelt, um
Zeugen des Ausgangs zu seyn, den sie mit
vieler Gleichgültigkeit abwarteten. Faust
nahte sich einem von ihnen, und fragte mit
teutscher Ehrlichkeit: "ob sich die zwey
"Herren wohl um die schöngeschmückte Zie-
"ge schlügen?" Er hatte bemerkt, daß die
zwey Champions bey jeder Pause mit vieler
Zärtlichkeit nach der Ziege blickten, und sie

nach

ſtraße hinauf ritten, ſahen ſie auf einer An-
hoͤhe, unweit des paͤpſtlichen Lagers, zwey
ſtattliche Maͤnner in einen ſehr hitzigen
Zweykampf verwickelt. Die Neugierde trieb
Fauſten naͤher, der Teufel folgte ihm, und
ſie merkten bald, daß ſich die zwey erhizten
Kaͤmpfer nicht zu trennen gedaͤchten, bis ei-
ner dem Schwerdte des andern erlaͤge. Das
aber, was Fauſten am ſonderbarſten vor-
kam, war eine ſchneeweiße Ziege, mit bun-
ten Baͤndern geſchmuͤckt, die ein Schildknap-
pe, als den Preiß des Sieges zu halten
ſchien, und mit welcher er ganz kalt neben
den zwey Wuͤthenden ſtund. Viele Ritter
hatten ſich auf der Anhoͤhe verſammelt, um
Zeugen des Ausgangs zu ſeyn, den ſie mit
vieler Gleichguͤltigkeit abwarteten. Fauſt
nahte ſich einem von ihnen, und fragte mit
teutſcher Ehrlichkeit: „ob ſich die zwey
„Herren wohl um die ſchoͤngeſchmuͤckte Zie-
„ge ſchluͤgen?“ Er hatte bemerkt, daß die
zwey Champions bey jeder Pauſe mit vieler
Zaͤrtlichkeit nach der Ziege blickten, und ſie

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[298/0309] ſtraße hinauf ritten, ſahen ſie auf einer An- hoͤhe, unweit des paͤpſtlichen Lagers, zwey ſtattliche Maͤnner in einen ſehr hitzigen Zweykampf verwickelt. Die Neugierde trieb Fauſten naͤher, der Teufel folgte ihm, und ſie merkten bald, daß ſich die zwey erhizten Kaͤmpfer nicht zu trennen gedaͤchten, bis ei- ner dem Schwerdte des andern erlaͤge. Das aber, was Fauſten am ſonderbarſten vor- kam, war eine ſchneeweiße Ziege, mit bun- ten Baͤndern geſchmuͤckt, die ein Schildknap- pe, als den Preiß des Sieges zu halten ſchien, und mit welcher er ganz kalt neben den zwey Wuͤthenden ſtund. Viele Ritter hatten ſich auf der Anhoͤhe verſammelt, um Zeugen des Ausgangs zu ſeyn, den ſie mit vieler Gleichguͤltigkeit abwarteten. Fauſt nahte ſich einem von ihnen, und fragte mit teutſcher Ehrlichkeit: „ob ſich die zwey „Herren wohl um die ſchoͤngeſchmuͤckte Zie- „ge ſchluͤgen?“ Er hatte bemerkt, daß die zwey Champions bey jeder Pauſe mit vieler Zaͤrtlichkeit nach der Ziege blickten, und ſie nach

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Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/309>, abgerufen am 22.11.2024.