ihn auch die schwarzen Thaten der Menschen ergötzten, nur immer das Alte. Das Ei- nerley ist so ermüdend, daß ein Teufel leicht das Dunkel dem Licht vorziehen kann, ihm zu entfliehen, da die Menschen aus dieser Ursache wenigstens die Hälfte ihrer Thor- heiten begehen, die sich nur zu oft mit Ver- brechen enden.
Auf dem Wege nach Rom stießen sie auf zwey gegen einander gelagerte Heere. Das eine commandirte Malatesta von Rimini, das andre ein päpstlicher General. Die tücki- sche Politik Alexanders, die den jungen König aus Frankreich nach Italien gelockt, und dann zurückgetrieben hatte, arbeitete nun durch heimlichen Gift, Meuchelmord und offne Fehde, alle die Großen zu berau- ben, um aus ihren Herrschaften und Kastel- len, Fürstenthümer für seine Bastarde, zu- sammen zu setzen. Er fieng zuerst mit den Schwächsten an, und hatte dies kleine Heer ausgeschickt, dem Malatesta Rimini zu ent- reißen. Als Faust und der Teufel die Land-
straße
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ihn auch die ſchwarzen Thaten der Menſchen ergoͤtzten, nur immer das Alte. Das Ei- nerley iſt ſo ermuͤdend, daß ein Teufel leicht das Dunkel dem Licht vorziehen kann, ihm zu entfliehen, da die Menſchen aus dieſer Urſache wenigſtens die Haͤlfte ihrer Thor- heiten begehen, die ſich nur zu oft mit Ver- brechen enden.
Auf dem Wege nach Rom ſtießen ſie auf zwey gegen einander gelagerte Heere. Das eine commandirte Malateſta von Rimini, das andre ein paͤpſtlicher General. Die tuͤcki- ſche Politik Alexanders, die den jungen Koͤnig aus Frankreich nach Italien gelockt, und dann zuruͤckgetrieben hatte, arbeitete nun durch heimlichen Gift, Meuchelmord und offne Fehde, alle die Großen zu berau- ben, um aus ihren Herrſchaften und Kaſtel- len, Fuͤrſtenthuͤmer fuͤr ſeine Baſtarde, zu- ſammen zu ſetzen. Er fieng zuerſt mit den Schwaͤchſten an, und hatte dies kleine Heer ausgeſchickt, dem Malateſta Rimini zu ent- reißen. Als Fauſt und der Teufel die Land-
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ihn auch die ſchwarzen Thaten der Menſchen
ergoͤtzten, nur immer das Alte. Das Ei-
nerley iſt ſo ermuͤdend, daß ein Teufel leicht
das Dunkel dem Licht vorziehen kann, ihm
zu entfliehen, da die Menſchen aus dieſer
Urſache wenigſtens die Haͤlfte ihrer Thor-
heiten begehen, die ſich nur zu oft mit Ver-
brechen enden.
Auf dem Wege nach Rom ſtießen ſie auf
zwey gegen einander gelagerte Heere. Das
eine commandirte Malateſta von Rimini, das
andre ein paͤpſtlicher General. Die tuͤcki-
ſche Politik Alexanders, die den jungen
Koͤnig aus Frankreich nach Italien gelockt,
und dann zuruͤckgetrieben hatte, arbeitete
nun durch heimlichen Gift, Meuchelmord
und offne Fehde, alle die Großen zu berau-
ben, um aus ihren Herrſchaften und Kaſtel-
len, Fuͤrſtenthuͤmer fuͤr ſeine Baſtarde, zu-
ſammen zu ſetzen. Er fieng zuerſt mit den
Schwaͤchſten an, und hatte dies kleine Heer
ausgeſchickt, dem Malateſta Rimini zu ent-
reißen. Als Fauſt und der Teufel die Land-
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/308>, abgerufen am 22.11.2024.
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