Mönch. Groß, kühn, mächtig, kraftvoll, sanft, mild; doch das Größre ist größer, das Kühnre kühner, das Mächtigere mächti- ger, das Kraftvollere kraftvoller, das Sanf- tere sanfter, das Mildere milder! Gro- ßer, edler Schüler eines Größern, wenn dein Geist und Herz ihn ganz fassen wird, so wird sein Licht auch durch dich leuch- ten! -- Ich bitte euch, sezt euch, daß ich euren Schatten nehme!
Faust, der noch mehr ergrimmte, daß ihn der Mönch so tief unter den Teufel sez- te, brach los:
"Schatten! ja Schatten, die sind es, die "du gesehen hast. Wer bist du, der du "dich so frech erkühnst, das Menschenge- "schlecht, nach den Zuckungen deiner erhiz- "ten und verworrnen Einbildungskraft, zu "richten und zu messen? Hast du den Men- "schen gesehen? Wo, wie und wann? Im "Schatten hast du ihn gesehen, und diesen, "ausstafirt mit den Floskeln deiner Fanta- "sie, für seine wirkliche Gestalt gegeben!
"Sage,
Moͤnch. Groß, kuͤhn, maͤchtig, kraftvoll, ſanft, mild; doch das Groͤßre iſt groͤßer, das Kuͤhnre kuͤhner, das Maͤchtigere maͤchti- ger, das Kraftvollere kraftvoller, das Sanf- tere ſanfter, das Mildere milder! Gro- ßer, edler Schuͤler eines Groͤßern, wenn dein Geiſt und Herz ihn ganz faſſen wird, ſo wird ſein Licht auch durch dich leuch- ten! — Ich bitte euch, ſezt euch, daß ich euren Schatten nehme!
Fauſt, der noch mehr ergrimmte, daß ihn der Moͤnch ſo tief unter den Teufel ſez- te, brach los:
„Schatten! ja Schatten, die ſind es, die „du geſehen haſt. Wer biſt du, der du „dich ſo frech erkuͤhnſt, das Menſchenge- „ſchlecht, nach den Zuckungen deiner erhiz- „ten und verworrnen Einbildungskraft, zu „richten und zu meſſen? Haſt du den Men- „ſchen geſehen? Wo, wie und wann? Im „Schatten haſt du ihn geſehen, und dieſen, „ausſtafirt mit den Floskeln deiner Fanta- „ſie, fuͤr ſeine wirkliche Geſtalt gegeben!
„Sage,
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Moͤnch. Groß, kuͤhn, maͤchtig, kraftvoll,
ſanft, mild; doch das Groͤßre iſt groͤßer,
das Kuͤhnre kuͤhner, das Maͤchtigere maͤchti-
ger, das Kraftvollere kraftvoller, das Sanf-
tere ſanfter, das Mildere milder! Gro-
ßer, edler Schuͤler eines Groͤßern, wenn
dein Geiſt und Herz ihn ganz faſſen wird,
ſo wird ſein Licht auch durch dich leuch-
ten! — Ich bitte euch, ſezt euch, daß ich
euren Schatten nehme!
Fauſt, der noch mehr ergrimmte, daß
ihn der Moͤnch ſo tief unter den Teufel ſez-
te, brach los:
„Schatten! ja Schatten, die ſind es, die
„du geſehen haſt. Wer biſt du, der du
„dich ſo frech erkuͤhnſt, das Menſchenge-
„ſchlecht, nach den Zuckungen deiner erhiz-
„ten und verworrnen Einbildungskraft, zu
„richten und zu meſſen? Haſt du den Men-
„ſchen geſehen? Wo, wie und wann? Im
„Schatten haſt du ihn geſehen, und dieſen,
„ausſtafirt mit den Floskeln deiner Fanta-
„ſie, fuͤr ſeine wirkliche Geſtalt gegeben!
„Sage,
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/243>, abgerufen am 22.11.2024.
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