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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

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Mönch. Groß, kühn, mächtig, kraftvoll,
sanft, mild; doch das Größre ist größer,
das Kühnre kühner, das Mächtigere mächti-
ger, das Kraftvollere kraftvoller, das Sanf-
tere sanfter, das Mildere milder! Gro-
ßer, edler Schüler eines Größern, wenn
dein Geist und Herz ihn ganz fassen wird,
so wird sein Licht auch durch dich leuch-
ten! -- Ich bitte euch, sezt euch, daß ich
euren Schatten nehme!

Faust, der noch mehr ergrimmte, daß
ihn der Mönch so tief unter den Teufel sez-
te, brach los:

"Schatten! ja Schatten, die sind es, die
"du gesehen hast. Wer bist du, der du
"dich so frech erkühnst, das Menschenge-
"schlecht, nach den Zuckungen deiner erhiz-
"ten und verworrnen Einbildungskraft, zu
"richten und zu messen? Hast du den Men-
"schen gesehen? Wo, wie und wann? Im
"Schatten hast du ihn gesehen, und diesen,
"ausstafirt mit den Floskeln deiner Fanta-
"sie, für seine wirkliche Gestalt gegeben!

"Sage,

Moͤnch. Groß, kuͤhn, maͤchtig, kraftvoll,
ſanft, mild; doch das Groͤßre iſt groͤßer,
das Kuͤhnre kuͤhner, das Maͤchtigere maͤchti-
ger, das Kraftvollere kraftvoller, das Sanf-
tere ſanfter, das Mildere milder! Gro-
ßer, edler Schuͤler eines Groͤßern, wenn
dein Geiſt und Herz ihn ganz faſſen wird,
ſo wird ſein Licht auch durch dich leuch-
ten! — Ich bitte euch, ſezt euch, daß ich
euren Schatten nehme!

Fauſt, der noch mehr ergrimmte, daß
ihn der Moͤnch ſo tief unter den Teufel ſez-
te, brach los:

„Schatten! ja Schatten, die ſind es, die
„du geſehen haſt. Wer biſt du, der du
„dich ſo frech erkuͤhnſt, das Menſchenge-
„ſchlecht, nach den Zuckungen deiner erhiz-
„ten und verworrnen Einbildungskraft, zu
„richten und zu meſſen? Haſt du den Men-
„ſchen geſehen? Wo, wie und wann? Im
„Schatten haſt du ihn geſehen, und dieſen,
„ausſtafirt mit den Floskeln deiner Fanta-
„ſie, fuͤr ſeine wirkliche Geſtalt gegeben!

„Sage,
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[232/0243] Moͤnch. Groß, kuͤhn, maͤchtig, kraftvoll, ſanft, mild; doch das Groͤßre iſt groͤßer, das Kuͤhnre kuͤhner, das Maͤchtigere maͤchti- ger, das Kraftvollere kraftvoller, das Sanf- tere ſanfter, das Mildere milder! Gro- ßer, edler Schuͤler eines Groͤßern, wenn dein Geiſt und Herz ihn ganz faſſen wird, ſo wird ſein Licht auch durch dich leuch- ten! — Ich bitte euch, ſezt euch, daß ich euren Schatten nehme! Fauſt, der noch mehr ergrimmte, daß ihn der Moͤnch ſo tief unter den Teufel ſez- te, brach los: „Schatten! ja Schatten, die ſind es, die „du geſehen haſt. Wer biſt du, der du „dich ſo frech erkuͤhnſt, das Menſchenge- „ſchlecht, nach den Zuckungen deiner erhiz- „ten und verworrnen Einbildungskraft, zu „richten und zu meſſen? Haſt du den Men- „ſchen geſehen? Wo, wie und wann? Im „Schatten haſt du ihn geſehen, und dieſen, „ausſtafirt mit den Floskeln deiner Fanta- „ſie, fuͤr ſeine wirkliche Geſtalt gegeben! „Sage,

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Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/243>, abgerufen am 22.11.2024.