Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

Bauern schrien, daß es den Himmel und
die Felsen zerreißen müßte: "Wir sind un-
"schuldig, der euch beleidigt hat ist entflo-
"hen! Was haben wir und unsre Kinder
"verbrochen? Ach rettet nur sie!" Die Rei-
sigen peitschten sie von der Erde auf, trie-
ben sie nach den Flammen, die Mütter war-
fen die Kinder nieder, in der Hoffnung, sie
würden sich ihrer erbarmen, der Huf der
Rosse zerschmetterte sie --

Faust rief wahnsinnig: Teufel, fliege
und kehre nicht zurück, bis du des Wüthe-
richs Schloß mit allem was es in sich faßt,
aufgebrannt hast. Er kehre heim und fin-
de Wiedervergeltung.

Der Teufel lächelte, schüttelte den Kopf
und flog davon. Faust warf sich unter ei-
nen Baum und blickte ungeduldig nach dem
Schloße. Als er es in Flammen sah, wähn-
te der Verwegne, die Ordnung der Dinge
hergestellt zu haben, und empfieng den zu-
rückkehrenden Teufel mit Zufriedenheit.
Dieser fuhr siegend einher, verkündigte ihm

den

Bauern ſchrien, daß es den Himmel und
die Felſen zerreißen muͤßte: „Wir ſind un-
„ſchuldig, der euch beleidigt hat iſt entflo-
„hen! Was haben wir und unſre Kinder
„verbrochen? Ach rettet nur ſie!“ Die Rei-
ſigen peitſchten ſie von der Erde auf, trie-
ben ſie nach den Flammen, die Muͤtter war-
fen die Kinder nieder, in der Hoffnung, ſie
wuͤrden ſich ihrer erbarmen, der Huf der
Roſſe zerſchmetterte ſie —

Fauſt rief wahnſinnig: Teufel, fliege
und kehre nicht zuruͤck, bis du des Wuͤthe-
richs Schloß mit allem was es in ſich faßt,
aufgebrannt haſt. Er kehre heim und fin-
de Wiedervergeltung.

Der Teufel laͤchelte, ſchuͤttelte den Kopf
und flog davon. Fauſt warf ſich unter ei-
nen Baum und blickte ungeduldig nach dem
Schloße. Als er es in Flammen ſah, waͤhn-
te der Verwegne, die Ordnung der Dinge
hergeſtellt zu haben, und empfieng den zu-
ruͤckkehrenden Teufel mit Zufriedenheit.
Dieſer fuhr ſiegend einher, verkuͤndigte ihm

den
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0221" n="210"/>
Bauern &#x017F;chrien, daß es den Himmel und<lb/>
die Fel&#x017F;en zerreißen mu&#x0364;ßte: &#x201E;Wir &#x017F;ind un-<lb/>
&#x201E;&#x017F;chuldig, der euch beleidigt hat i&#x017F;t entflo-<lb/>
&#x201E;hen! Was haben wir und un&#x017F;re Kinder<lb/>
&#x201E;verbrochen? Ach rettet nur &#x017F;ie!&#x201C; Die Rei-<lb/>
&#x017F;igen peit&#x017F;chten &#x017F;ie von der Erde auf, trie-<lb/>
ben &#x017F;ie nach den Flammen, die Mu&#x0364;tter war-<lb/>
fen die Kinder nieder, in der Hoffnung, &#x017F;ie<lb/>
wu&#x0364;rden &#x017F;ich ihrer erbarmen, der Huf der<lb/>
Ro&#x017F;&#x017F;e zer&#x017F;chmetterte &#x017F;ie &#x2014;</p><lb/>
          <p>Fau&#x017F;t rief wahn&#x017F;innig: Teufel, fliege<lb/>
und kehre nicht zuru&#x0364;ck, bis du des Wu&#x0364;the-<lb/>
richs Schloß mit allem was es in &#x017F;ich faßt,<lb/>
aufgebrannt ha&#x017F;t. Er kehre heim und fin-<lb/>
de Wiedervergeltung.</p><lb/>
          <p>Der Teufel la&#x0364;chelte, &#x017F;chu&#x0364;ttelte den Kopf<lb/>
und flog davon. Fau&#x017F;t warf &#x017F;ich unter ei-<lb/>
nen Baum und blickte ungeduldig nach dem<lb/>
Schloße. Als er es in Flammen &#x017F;ah, wa&#x0364;hn-<lb/>
te der Verwegne, die Ordnung der Dinge<lb/>
herge&#x017F;tellt zu haben, und empfieng den zu-<lb/>
ru&#x0364;ckkehrenden Teufel mit Zufriedenheit.<lb/>
Die&#x017F;er fuhr &#x017F;iegend einher, verku&#x0364;ndigte ihm<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[210/0221] Bauern ſchrien, daß es den Himmel und die Felſen zerreißen muͤßte: „Wir ſind un- „ſchuldig, der euch beleidigt hat iſt entflo- „hen! Was haben wir und unſre Kinder „verbrochen? Ach rettet nur ſie!“ Die Rei- ſigen peitſchten ſie von der Erde auf, trie- ben ſie nach den Flammen, die Muͤtter war- fen die Kinder nieder, in der Hoffnung, ſie wuͤrden ſich ihrer erbarmen, der Huf der Roſſe zerſchmetterte ſie — Fauſt rief wahnſinnig: Teufel, fliege und kehre nicht zuruͤck, bis du des Wuͤthe- richs Schloß mit allem was es in ſich faßt, aufgebrannt haſt. Er kehre heim und fin- de Wiedervergeltung. Der Teufel laͤchelte, ſchuͤttelte den Kopf und flog davon. Fauſt warf ſich unter ei- nen Baum und blickte ungeduldig nach dem Schloße. Als er es in Flammen ſah, waͤhn- te der Verwegne, die Ordnung der Dinge hergeſtellt zu haben, und empfieng den zu- ruͤckkehrenden Teufel mit Zufriedenheit. Dieſer fuhr ſiegend einher, verkuͤndigte ihm den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/221
Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/221>, abgerufen am 24.11.2024.