den Jammer den er angerichtet, und mit welcher Eile der Rauhgraf mit seinen Rei- sigen nach dem Schloße zujage; aber, Faust, sezte er hinzu: "Der Dampf des höllischen "Pfuhls wird ihm einst nicht so entgegen- "stinken, als diese deine That. Sein jun- "ges, vielgeliebtes Weib, ist vor einigen "Tagen mit dem Erstgebohrnen niederge- "kommen" --
Faust. Rette sie und den Neugebohrnen.
Teufel. Es ist zu spät; die schwache Mut- ter drückte ihn in ihre Arme, und er brann- te auf ihrem Herzen zu Asche.
Diese Post durchschauderte die Seele Fausts, er sagte grimmig: "Ha, wie schnell "der Teufel im Zerstöhren ist!"
Teufel. Faust, nicht so schnell, als der verwegne Mensch im Urtheil und Richten. Hättet ihr unsre Macht, längst würdet ihr die Welt zertrümmert und zum Chaos ge- macht haben. Beweisest du es nicht, da du deine Herrschaft über mich so unsinnig mißbrauchst? Fahre nur zu! der Mensch
der
O 2
den Jammer den er angerichtet, und mit welcher Eile der Rauhgraf mit ſeinen Rei- ſigen nach dem Schloße zujage; aber, Fauſt, ſezte er hinzu: „Der Dampf des hoͤlliſchen „Pfuhls wird ihm einſt nicht ſo entgegen- „ſtinken, als dieſe deine That. Sein jun- „ges, vielgeliebtes Weib, iſt vor einigen „Tagen mit dem Erſtgebohrnen niederge- „kommen“ —
Fauſt. Rette ſie und den Neugebohrnen.
Teufel. Es iſt zu ſpaͤt; die ſchwache Mut- ter druͤckte ihn in ihre Arme, und er brann- te auf ihrem Herzen zu Aſche.
Dieſe Poſt durchſchauderte die Seele Fauſts, er ſagte grimmig: „Ha, wie ſchnell „der Teufel im Zerſtoͤhren iſt!“
Teufel. Fauſt, nicht ſo ſchnell, als der verwegne Menſch im Urtheil und Richten. Haͤttet ihr unſre Macht, laͤngſt wuͤrdet ihr die Welt zertruͤmmert und zum Chaos ge- macht haben. Beweiſeſt du es nicht, da du deine Herrſchaft uͤber mich ſo unſinnig mißbrauchſt? Fahre nur zu! der Menſch
der
O 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0222"n="211"/>
den Jammer den er angerichtet, und mit<lb/>
welcher Eile der Rauhgraf mit ſeinen Rei-<lb/>ſigen nach dem Schloße zujage; aber, Fauſt,<lb/>ſezte er hinzu: „Der Dampf des hoͤlliſchen<lb/>„Pfuhls wird ihm einſt nicht ſo entgegen-<lb/>„ſtinken, als dieſe deine That. Sein jun-<lb/>„ges, vielgeliebtes Weib, iſt vor einigen<lb/>„Tagen mit dem Erſtgebohrnen niederge-<lb/>„kommen“—</p><lb/><p><hirendition="#fr">Fauſt</hi>. Rette ſie und den Neugebohrnen.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Teufel</hi>. Es iſt zu ſpaͤt; die ſchwache Mut-<lb/>
ter druͤckte ihn in ihre Arme, und er brann-<lb/>
te auf ihrem Herzen zu Aſche.</p><lb/><p>Dieſe Poſt durchſchauderte die Seele<lb/>
Fauſts, er ſagte grimmig: „Ha, wie ſchnell<lb/>„der Teufel im Zerſtoͤhren iſt!“</p><lb/><p><hirendition="#fr">Teufel</hi>. Fauſt, nicht ſo ſchnell, als der<lb/>
verwegne Menſch im Urtheil und Richten.<lb/>
Haͤttet ihr unſre Macht, laͤngſt wuͤrdet ihr<lb/>
die Welt zertruͤmmert und zum Chaos ge-<lb/>
macht haben. Beweiſeſt du es nicht, da<lb/>
du deine Herrſchaft uͤber mich ſo unſinnig<lb/>
mißbrauchſt? Fahre nur zu! der Menſch<lb/><fwplace="bottom"type="sig">O 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">der</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[211/0222]
den Jammer den er angerichtet, und mit
welcher Eile der Rauhgraf mit ſeinen Rei-
ſigen nach dem Schloße zujage; aber, Fauſt,
ſezte er hinzu: „Der Dampf des hoͤlliſchen
„Pfuhls wird ihm einſt nicht ſo entgegen-
„ſtinken, als dieſe deine That. Sein jun-
„ges, vielgeliebtes Weib, iſt vor einigen
„Tagen mit dem Erſtgebohrnen niederge-
„kommen“ —
Fauſt. Rette ſie und den Neugebohrnen.
Teufel. Es iſt zu ſpaͤt; die ſchwache Mut-
ter druͤckte ihn in ihre Arme, und er brann-
te auf ihrem Herzen zu Aſche.
Dieſe Poſt durchſchauderte die Seele
Fauſts, er ſagte grimmig: „Ha, wie ſchnell
„der Teufel im Zerſtoͤhren iſt!“
Teufel. Fauſt, nicht ſo ſchnell, als der
verwegne Menſch im Urtheil und Richten.
Haͤttet ihr unſre Macht, laͤngſt wuͤrdet ihr
die Welt zertruͤmmert und zum Chaos ge-
macht haben. Beweiſeſt du es nicht, da
du deine Herrſchaft uͤber mich ſo unſinnig
mißbrauchſt? Fahre nur zu! der Menſch
der
O 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/222>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.