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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

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"rung durch seinen Beytritt heiligte. Ue-
"berdem wollte mich der Listige dem Volk,
"das an mir hieng, immer verdächtiger ma-
"chen. Ich aber, meinen Grundsätzen ge-
"treu, griff seine Fehler bey jeder Stufe,
"die er stieg, um so heftiger an. Ihr
"seht wohl, daß ihm, wenn er fähig wäre
"groß zu fühlen, dieser edle Kampf Bewun-
"drung für den hätte einflößen müssen, der
"ihn mit so vieler Gefahr für sich unter-
"nahm. Auf ihn that es eine andre Wür-
"kung. Sein Haß gegen mich nahm bey
"jeder meiner Aeußerungen zu, und da ich
"ihn in einer Schrift vergangnen Monat
"sehr heftig angriff, worauf sich das Volk
"vor seinem Hause versammelte, ihm droh-
"te, und meinen Namen laut ausrief, so
"legte er diese Schrift vor den Fürsten, der
"ein Gericht niedersezte, das mich zum Tod
"verdammt hat. So verurtheilt das Ge-
"setz der Tyrannen; aber das Recht der
"Menschheit spricht mich los. Dieses ist
"meine Geschichte, und weiter sollt ihr nichts

"von

„rung durch ſeinen Beytritt heiligte. Ue-
„berdem wollte mich der Liſtige dem Volk,
„das an mir hieng, immer verdaͤchtiger ma-
„chen. Ich aber, meinen Grundſaͤtzen ge-
„treu, griff ſeine Fehler bey jeder Stufe,
„die er ſtieg, um ſo heftiger an. Ihr
„ſeht wohl, daß ihm, wenn er faͤhig waͤre
„groß zu fuͤhlen, dieſer edle Kampf Bewun-
„drung fuͤr den haͤtte einfloͤßen muͤſſen, der
„ihn mit ſo vieler Gefahr fuͤr ſich unter-
„nahm. Auf ihn that es eine andre Wuͤr-
„kung. Sein Haß gegen mich nahm bey
„jeder meiner Aeußerungen zu, und da ich
„ihn in einer Schrift vergangnen Monat
„ſehr heftig angriff, worauf ſich das Volk
„vor ſeinem Hauſe verſammelte, ihm droh-
„te, und meinen Namen laut ausrief, ſo
„legte er dieſe Schrift vor den Fuͤrſten, der
„ein Gericht niederſezte, das mich zum Tod
„verdammt hat. So verurtheilt das Ge-
„ſetz der Tyrannen; aber das Recht der
„Menſchheit ſpricht mich los. Dieſes iſt
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[170/0181] „rung durch ſeinen Beytritt heiligte. Ue- „berdem wollte mich der Liſtige dem Volk, „das an mir hieng, immer verdaͤchtiger ma- „chen. Ich aber, meinen Grundſaͤtzen ge- „treu, griff ſeine Fehler bey jeder Stufe, „die er ſtieg, um ſo heftiger an. Ihr „ſeht wohl, daß ihm, wenn er faͤhig waͤre „groß zu fuͤhlen, dieſer edle Kampf Bewun- „drung fuͤr den haͤtte einfloͤßen muͤſſen, der „ihn mit ſo vieler Gefahr fuͤr ſich unter- „nahm. Auf ihn that es eine andre Wuͤr- „kung. Sein Haß gegen mich nahm bey „jeder meiner Aeußerungen zu, und da ich „ihn in einer Schrift vergangnen Monat „ſehr heftig angriff, worauf ſich das Volk „vor ſeinem Hauſe verſammelte, ihm droh- „te, und meinen Namen laut ausrief, ſo „legte er dieſe Schrift vor den Fuͤrſten, der „ein Gericht niederſezte, das mich zum Tod „verdammt hat. So verurtheilt das Ge- „ſetz der Tyrannen; aber das Recht der „Menſchheit ſpricht mich los. Dieſes iſt „meine Geſchichte, und weiter ſollt ihr nichts „von

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Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/181>, abgerufen am 08.05.2024.