Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

"ten über diesen kitzlichen Punkt geheim und
"öffentlich, ich schlug ihn mit meiner Bered-
"samkeit überall nieder, aber wenn es na-
"türlich war, daß ich den unterdrückten
"Theil der Menschheit auf meine Seite zog,
"so war es noch natürlicher, daß es ihm ge-
"lingen mußte, alle die zu gewinnen, deren
"Vortheil die Unterjochung der Menschen
"ist. Da es nun eben diese sind, die ihren
"Mitverschwornen die Thüre zum Glück und
"den Ehrenstellen öffnen, so ward er bald
"hervorgezogen, stieg von Stufe zu Stufe
"bis zur Stelle des Ersten im Lande, wäh-
"rend ich vernachläßigt, verkannt und ver-
"achtet sitzen blieb. Der Stolze wandte
"alle Mittel an, mich an sich zu ziehen,
"trug mir bald diese, bald jene Stelle an;
"aber ich merkte wohl, daß er mir dadurch
"nur seine Größe fühlbarer machen wollte,
"und daß seinem Triumph nun weiter nichts
"mehr abgienge, als daß ein Mann von
"meinen Grundsätzen ihn als Beschützer er-
"kennte, und öffentlich seine harte Regie-

"rung
L 5

„ten uͤber dieſen kitzlichen Punkt geheim und
„oͤffentlich, ich ſchlug ihn mit meiner Bered-
„ſamkeit uͤberall nieder, aber wenn es na-
„tuͤrlich war, daß ich den unterdruͤckten
„Theil der Menſchheit auf meine Seite zog,
„ſo war es noch natuͤrlicher, daß es ihm ge-
„lingen mußte, alle die zu gewinnen, deren
„Vortheil die Unterjochung der Menſchen
„iſt. Da es nun eben dieſe ſind, die ihren
„Mitverſchwornen die Thuͤre zum Gluͤck und
„den Ehrenſtellen oͤffnen, ſo ward er bald
„hervorgezogen, ſtieg von Stufe zu Stufe
„bis zur Stelle des Erſten im Lande, waͤh-
„rend ich vernachlaͤßigt, verkannt und ver-
„achtet ſitzen blieb. Der Stolze wandte
„alle Mittel an, mich an ſich zu ziehen,
„trug mir bald dieſe, bald jene Stelle an;
„aber ich merkte wohl, daß er mir dadurch
„nur ſeine Groͤße fuͤhlbarer machen wollte,
„und daß ſeinem Triumph nun weiter nichts
„mehr abgienge, als daß ein Mann von
„meinen Grundſaͤtzen ihn als Beſchuͤtzer er-
„kennte, und oͤffentlich ſeine harte Regie-

„rung
L 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0180" n="169"/>
&#x201E;ten u&#x0364;ber die&#x017F;en kitzlichen Punkt geheim und<lb/>
&#x201E;o&#x0364;ffentlich, ich &#x017F;chlug ihn mit meiner Bered-<lb/>
&#x201E;&#x017F;amkeit u&#x0364;berall nieder, aber wenn es na-<lb/>
&#x201E;tu&#x0364;rlich war, daß ich den unterdru&#x0364;ckten<lb/>
&#x201E;Theil der Men&#x017F;chheit auf meine Seite zog,<lb/>
&#x201E;&#x017F;o war es noch natu&#x0364;rlicher, daß es ihm ge-<lb/>
&#x201E;lingen mußte, alle die zu gewinnen, deren<lb/>
&#x201E;Vortheil die Unterjochung der Men&#x017F;chen<lb/>
&#x201E;i&#x017F;t. Da es nun eben die&#x017F;e &#x017F;ind, die ihren<lb/>
&#x201E;Mitver&#x017F;chwornen die Thu&#x0364;re zum Glu&#x0364;ck und<lb/>
&#x201E;den Ehren&#x017F;tellen o&#x0364;ffnen, &#x017F;o ward er bald<lb/>
&#x201E;hervorgezogen, &#x017F;tieg von Stufe zu Stufe<lb/>
&#x201E;bis zur Stelle des Er&#x017F;ten im Lande, wa&#x0364;h-<lb/>
&#x201E;rend ich vernachla&#x0364;ßigt, verkannt und ver-<lb/>
&#x201E;achtet &#x017F;itzen blieb. Der Stolze wandte<lb/>
&#x201E;alle Mittel an, mich an &#x017F;ich zu ziehen,<lb/>
&#x201E;trug mir bald die&#x017F;e, bald jene Stelle an;<lb/>
&#x201E;aber ich merkte wohl, daß er mir dadurch<lb/>
&#x201E;nur &#x017F;eine Gro&#x0364;ße fu&#x0364;hlbarer machen wollte,<lb/>
&#x201E;und daß &#x017F;einem Triumph nun weiter nichts<lb/>
&#x201E;mehr abgienge, als daß ein Mann von<lb/>
&#x201E;meinen Grund&#x017F;a&#x0364;tzen ihn als Be&#x017F;chu&#x0364;tzer er-<lb/>
&#x201E;kennte, und o&#x0364;ffentlich &#x017F;eine harte Regie-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L 5</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x201E;rung</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[169/0180] „ten uͤber dieſen kitzlichen Punkt geheim und „oͤffentlich, ich ſchlug ihn mit meiner Bered- „ſamkeit uͤberall nieder, aber wenn es na- „tuͤrlich war, daß ich den unterdruͤckten „Theil der Menſchheit auf meine Seite zog, „ſo war es noch natuͤrlicher, daß es ihm ge- „lingen mußte, alle die zu gewinnen, deren „Vortheil die Unterjochung der Menſchen „iſt. Da es nun eben dieſe ſind, die ihren „Mitverſchwornen die Thuͤre zum Gluͤck und „den Ehrenſtellen oͤffnen, ſo ward er bald „hervorgezogen, ſtieg von Stufe zu Stufe „bis zur Stelle des Erſten im Lande, waͤh- „rend ich vernachlaͤßigt, verkannt und ver- „achtet ſitzen blieb. Der Stolze wandte „alle Mittel an, mich an ſich zu ziehen, „trug mir bald dieſe, bald jene Stelle an; „aber ich merkte wohl, daß er mir dadurch „nur ſeine Groͤße fuͤhlbarer machen wollte, „und daß ſeinem Triumph nun weiter nichts „mehr abgienge, als daß ein Mann von „meinen Grundſaͤtzen ihn als Beſchuͤtzer er- „kennte, und oͤffentlich ſeine harte Regie- „rung L 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/180
Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/180>, abgerufen am 22.11.2024.