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Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805.

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eure wechselnden Gesichter anzuschauen. Ihr
schüttelt -- wie? steht kein Ich im Spiegel
wenn ich davor trete -- bin ich nur der Ge-
danke eines Gedanken, der Traum eines
Traumes -- könnt ihr mir nicht zu meinem
Leibe verhelfen, und schüttelt ihr nur immer Eure
Schellen, wenn ich denke es sind die meini-
gen? -- Hu! Das ist ja schrecklich einsam
hier im Ich, wenn ich euch zuhalte ihr Mas-
ken, und ich mich selbst anschauen will -- al-
lesverhallender Schall ohne den verschwunde-
nen Ton -- nirgends Gegenstand, und ich
sehe doch -- -- das ist wohl das Nichts das
ich sehe! -- Weg, weg vom Ich -- tanzt nur
wieder fort ihr Larven!"

Jezt steigt die Nonne in die Gruft hinab.
O endet doch das Spiel daß ich's erfahre ob's
eigentlich auf Scherz oder auf Ernst hinaus-
läuft. Folgt doch noch auf dem lezten Wege
der Braut des Todes eine Maske -- es ist
der Wahnsinn. Die Larve lächelt heimlich --

eure wechſelnden Geſichter anzuſchauen. Ihr
ſchuͤttelt — wie? ſteht kein Ich im Spiegel
wenn ich davor trete — bin ich nur der Ge-
danke eines Gedanken, der Traum eines
Traumes — koͤnnt ihr mir nicht zu meinem
Leibe verhelfen, und ſchuͤttelt ihr nur immer Eure
Schellen, wenn ich denke es ſind die meini-
gen? — Hu! Das iſt ja ſchrecklich einſam
hier im Ich, wenn ich euch zuhalte ihr Mas-
ken, und ich mich ſelbſt anſchauen will — al-
lesverhallender Schall ohne den verſchwunde-
nen Ton — nirgends Gegenſtand, und ich
ſehe doch — — das iſt wohl das Nichts das
ich ſehe! — Weg, weg vom Ich — tanzt nur
wieder fort ihr Larven!“

Jezt ſteigt die Nonne in die Gruft hinab.
O endet doch das Spiel daß ich’s erfahre ob’s
eigentlich auf Scherz oder auf Ernſt hinaus-
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[188/0190] eure wechſelnden Geſichter anzuſchauen. Ihr ſchuͤttelt — wie? ſteht kein Ich im Spiegel wenn ich davor trete — bin ich nur der Ge- danke eines Gedanken, der Traum eines Traumes — koͤnnt ihr mir nicht zu meinem Leibe verhelfen, und ſchuͤttelt ihr nur immer Eure Schellen, wenn ich denke es ſind die meini- gen? — Hu! Das iſt ja ſchrecklich einſam hier im Ich, wenn ich euch zuhalte ihr Mas- ken, und ich mich ſelbſt anſchauen will — al- lesverhallender Schall ohne den verſchwunde- nen Ton — nirgends Gegenſtand, und ich ſehe doch — — das iſt wohl das Nichts das ich ſehe! — Weg, weg vom Ich — tanzt nur wieder fort ihr Larven!“ Jezt ſteigt die Nonne in die Gruft hinab. O endet doch das Spiel daß ich’s erfahre ob’s eigentlich auf Scherz oder auf Ernſt hinaus- laͤuft. Folgt doch noch auf dem lezten Wege der Braut des Todes eine Maske — es iſt der Wahnſinn. Die Larve laͤchelt heimlich —

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Zitationshilfe: Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805/190>, abgerufen am 25.11.2024.