Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805.ob dahinter das wahre Antliz schaudert, oder Zwar mauern sie, der Braut zur Gesell- Nun klopfen die Hämmer der Freimaurer Den Pförtner fand ich als ich zurückkehrte, ob dahinter das wahre Antliz ſchaudert, oder Zwar mauern ſie, der Braut zur Geſell- Nun klopfen die Haͤmmer der Freimaurer Den Pfoͤrtner fand ich als ich zuruͤckkehrte, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0191" n="189"/> ob dahinter das wahre Antliz ſchaudert, oder<lb/> verzuͤckt iſt — wer ſagt es mir?</p><lb/> <p>Zwar mauern ſie, der Braut zur Geſell-<lb/> ſchaft, eine Schlange ein — den Hunger —<lb/> die ſich ihr bald um die Bruſt ſchlingen, und<lb/> bis zum Ich fortnagen wird. Wenn dann die<lb/> lezte Maske auch verſchwindet, und das Ich<lb/> mit ſich allein iſt — wird es ſich wohl die<lb/> Zeit vertreiben? —</p><lb/> <p>Nun klopfen die Haͤmmer der Freimaurer<lb/> dumpf durch das Gewoͤlbe, und ein Stein<lb/> nach dem andern fuͤgt ſich in das Gewoͤlbe der<lb/> Gruft. Jezt erblicke ich nur noch durch eine<lb/> kleine Luͤcke beim Lampenſchein das heimliche<lb/> Laͤcheln der Begrabenen — jezt blos ein wenig<lb/> ſich durchſtehlenden Schimmer — — nun iſt<lb/> alles verdeckt, und die lebenden Todten ſingen<lb/> zur guten Nacht ein ernſtes <hi rendition="#aq">miserere</hi> uͤber dem<lb/> Haupte der Begrabenen. —</p><lb/> <p>Den Pfoͤrtner fand ich als ich zuruͤckkehrte,<lb/> wie gewoͤhnlich mit ſeiner alten finſtern Maske<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [189/0191]
ob dahinter das wahre Antliz ſchaudert, oder
verzuͤckt iſt — wer ſagt es mir?
Zwar mauern ſie, der Braut zur Geſell-
ſchaft, eine Schlange ein — den Hunger —
die ſich ihr bald um die Bruſt ſchlingen, und
bis zum Ich fortnagen wird. Wenn dann die
lezte Maske auch verſchwindet, und das Ich
mit ſich allein iſt — wird es ſich wohl die
Zeit vertreiben? —
Nun klopfen die Haͤmmer der Freimaurer
dumpf durch das Gewoͤlbe, und ein Stein
nach dem andern fuͤgt ſich in das Gewoͤlbe der
Gruft. Jezt erblicke ich nur noch durch eine
kleine Luͤcke beim Lampenſchein das heimliche
Laͤcheln der Begrabenen — jezt blos ein wenig
ſich durchſtehlenden Schimmer — — nun iſt
alles verdeckt, und die lebenden Todten ſingen
zur guten Nacht ein ernſtes miserere uͤber dem
Haupte der Begrabenen. —
Den Pfoͤrtner fand ich als ich zuruͤckkehrte,
wie gewoͤhnlich mit ſeiner alten finſtern Maske
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Zitationshilfe: | Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805/191>, abgerufen am 16.02.2025. |