Kleist, Heinrich von: Der zerbrochne Krug. Berlin, 1811.
Ich hab' sie in der Werkstatt abgegeben. Der Meister Mehl nahm sie -- Adam. Sie abgegeben? Und jetzt hängt sie im Weinspalier bei Marthens? O wart, Canaille! So entkommst du nicht. Dahinter steckt mir von Verkappung was, Und Meuterei, was weiß ich? -- Wollt ihr erlauben, Daß ich sogleich die Frau nur inquirire? Walter. Ihr hättet die Perücke --? Adam. Gnäd'ger Herr, Als jener Bursche dort, vergangnen Dienstag, Nach Utrecht fuhr mit seines Vaters Ochsen, Kam er in's Amt, und sprach, Herr Richter Adam, Habt ihr im Städtlein etwas zu bestellen? Mein Sohn, sag ich, wenn du so gut willt sein, So laß mir die Perück' hier auftoupiren -- Nicht aber sagt' ich ihm, geh und bewahre Sie bei dir auf, verkappe dich darin, Und laß sie im Spalier bei Marthens hängen. Frau Brigitte. Ihr Herrn, der Ruprecht, mein' ich, halt zu Gnaden, Der war's wohl nicht. Denn da ich gestern Nacht Hinaus auf's Vorwerk geh', zu meiner Muhme,
Ich hab’ ſie in der Werkſtatt abgegeben. Der Meiſter Mehl nahm ſie — Adam. Sie abgegeben? Und jetzt haͤngt ſie im Weinſpalier bei Marthens? O wart, Canaille! So entkommſt du nicht. Dahinter ſteckt mir von Verkappung was, Und Meuterei, was weiß ich? — Wollt ihr erlauben, Daß ich ſogleich die Frau nur inquirire? Walter. Ihr haͤttet die Peruͤcke —? Adam. Gnaͤd’ger Herr, Als jener Burſche dort, vergangnen Dienſtag, Nach Utrecht fuhr mit ſeines Vaters Ochſen, Kam er in’s Amt, und ſprach, Herr Richter Adam, Habt ihr im Staͤdtlein etwas zu beſtellen? Mein Sohn, ſag ich, wenn du ſo gut willt ſein, So laß mir die Peruͤck’ hier auftoupiren — Nicht aber ſagt’ ich ihm, geh und bewahre Sie bei dir auf, verkappe dich darin, Und laß ſie im Spalier bei Marthens haͤngen. Frau Brigitte. Ihr Herrn, der Ruprecht, mein’ ich, halt zu Gnaden, Der war’s wohl nicht. Denn da ich geſtern Nacht Hinaus auf’s Vorwerk geh’, zu meiner Muhme, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#RUP"> <p><pb facs="#f0127" n="121"/> Ich hab’ ſie in der Werkſtatt abgegeben.<lb/> Der Meiſter Mehl nahm ſie —</p> </sp><lb/> <sp who="#ADA"> <speaker><hi rendition="#g">Adam</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Sie abgegeben?</hi><lb/> Und jetzt haͤngt ſie im Weinſpalier bei Marthens?<lb/> O wart, Canaille! So entkommſt du nicht.<lb/> Dahinter ſteckt mir von Verkappung was,<lb/> Und Meuterei, was weiß ich? — Wollt ihr erlauben,<lb/> Daß ich ſogleich die Frau nur inquirire?</p> </sp><lb/> <sp who="#WAL"> <speaker><hi rendition="#g">Walter</hi>.</speaker><lb/> <p>Ihr haͤttet die Peruͤcke —?</p> </sp><lb/> <sp who="#ADA"> <speaker><hi rendition="#g">Adam</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Gnaͤd’ger Herr,</hi><lb/> Als jener Burſche dort, vergangnen Dienſtag,<lb/> Nach Utrecht fuhr mit ſeines Vaters Ochſen,<lb/> Kam er in’s Amt, und ſprach, Herr Richter Adam,<lb/> Habt ihr im Staͤdtlein etwas zu beſtellen?<lb/> Mein Sohn, ſag ich, wenn du ſo gut willt ſein,<lb/> So laß mir die Peruͤck’ hier auftoupiren —<lb/> Nicht aber ſagt’ ich ihm, geh und bewahre<lb/> Sie bei dir auf, verkappe dich darin,<lb/> Und laß ſie im Spalier bei Marthens haͤngen.</p> </sp><lb/> <sp who="#BRI"> <speaker><hi rendition="#g">Frau Brigitte</hi>.</speaker><lb/> <p>Ihr Herrn, der Ruprecht, mein’ ich, halt zu Gnaden,<lb/> Der war’s wohl nicht. Denn da ich geſtern Nacht<lb/> Hinaus auf’s Vorwerk geh’, zu meiner Muhme,<lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [121/0127]
Ich hab’ ſie in der Werkſtatt abgegeben.
Der Meiſter Mehl nahm ſie —
Adam.
Sie abgegeben?
Und jetzt haͤngt ſie im Weinſpalier bei Marthens?
O wart, Canaille! So entkommſt du nicht.
Dahinter ſteckt mir von Verkappung was,
Und Meuterei, was weiß ich? — Wollt ihr erlauben,
Daß ich ſogleich die Frau nur inquirire?
Walter.
Ihr haͤttet die Peruͤcke —?
Adam.
Gnaͤd’ger Herr,
Als jener Burſche dort, vergangnen Dienſtag,
Nach Utrecht fuhr mit ſeines Vaters Ochſen,
Kam er in’s Amt, und ſprach, Herr Richter Adam,
Habt ihr im Staͤdtlein etwas zu beſtellen?
Mein Sohn, ſag ich, wenn du ſo gut willt ſein,
So laß mir die Peruͤck’ hier auftoupiren —
Nicht aber ſagt’ ich ihm, geh und bewahre
Sie bei dir auf, verkappe dich darin,
Und laß ſie im Spalier bei Marthens haͤngen.
Frau Brigitte.
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Der war’s wohl nicht. Denn da ich geſtern Nacht
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Zitationshilfe: | Kleist, Heinrich von: Der zerbrochne Krug. Berlin, 1811, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_krug_1811/127>, abgerufen am 17.07.2024. |