Kleist, Heinrich von: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe. Berlin, 1810.
Staub; und wenn sie im Netz sitzt, diese Kunigunde, über sie herfahren -- den Stachel der Rache tief ein- drücken in ihre treulose Brust: tödten, tödten, tödten, und ihr Gerippe, als das Monument einer Erzbuhlerin, in dem Gebälke der Steinburg aufbewahren! Friedrich. Ruhig, ruhig Albrecht! Eginhardt, den du nach Thurneck gesandt hast, ist noch, mit der Bestätigung dessen, was du argwohnst, nicht zurück. Rheingraf. Da hast du Recht, Freund; Eginhardt ist noch nicht zurück. Zwar in dem Zettel, den mir die Bübin schrieb, steht: ihre Empfehlung voran; es sei nicht nö- thig, daß ich mich fürder um sie bemühe; Stauffen sei ihr von dem Grafen vom Strahl, auf dem Wege freundlicher Vermittlung, abgetreten. Bei meiner un- sterblichen Seele, hat dies irgend einen Zusammenhang, der rechtschaffen ist: so will ich es hinunterschlucken, und die Kriegsrüstung, die ich für sie gemacht, wie- der auseinander gehen lassen. Doch wenn Eginhardt kommt und mir sagt, was mir das Gerüchte schon gesteckt, daß sie ihm mit ihrer Hand verlobt ist: so will ich meine Artigkeit, wie ein Taschenmesser, zu- sammenlegen, und ihr die Kriegskosten wieder abja- gen: müßt' ich sie umkehren, und ihr den Betrag hellerweise aus den Taschen herausschütteln.
Staub; und wenn ſie im Netz ſitzt, dieſe Kunigunde, über ſie herfahren — den Stachel der Rache tief ein- drücken in ihre treuloſe Bruſt: tödten, tödten, tödten, und ihr Gerippe, als das Monument einer Erzbuhlerin, in dem Gebälke der Steinburg aufbewahren! Friedrich. Ruhig, ruhig Albrecht! Eginhardt, den du nach Thurneck geſandt haſt, iſt noch, mit der Beſtätigung deſſen, was du argwohnſt, nicht zurück. Rheingraf. Da haſt du Recht, Freund; Eginhardt iſt noch nicht zurück. Zwar in dem Zettel, den mir die Bübin ſchrieb, ſteht: ihre Empfehlung voran; es ſei nicht nö- thig, daß ich mich fürder um ſie bemühe; Stauffen ſei ihr von dem Grafen vom Strahl, auf dem Wege freundlicher Vermittlung, abgetreten. Bei meiner un- ſterblichen Seele, hat dies irgend einen Zuſammenhang, der rechtſchaffen iſt: ſo will ich es hinunterſchlucken, und die Kriegsrüſtung, die ich für ſie gemacht, wie- der auseinander gehen laſſen. Doch wenn Eginhardt kommt und mir ſagt, was mir das Gerüchte ſchon geſteckt, daß ſie ihm mit ihrer Hand verlobt iſt: ſo will ich meine Artigkeit, wie ein Taſchenmeſſer, zu- ſammenlegen, und ihr die Kriegskoſten wieder abja- gen: müßt' ich ſie umkehren, und ihr den Betrag hellerweiſe aus den Taſchen herausſchütteln. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#RHEIN"> <p><pb facs="#f0110" n="104"/> Staub; und wenn ſie im Netz ſitzt, dieſe Kunigunde,<lb/> über ſie herfahren — den Stachel der Rache tief ein-<lb/> drücken in ihre treuloſe Bruſt: tödten, tödten, tödten,<lb/> und ihr Gerippe, als das Monument einer Erzbuhlerin,<lb/> in dem Gebälke der Steinburg aufbewahren!</p> </sp><lb/> <sp who="#FRIED"> <speaker><hi rendition="#g">Friedrich</hi>.</speaker><lb/> <p>Ruhig, ruhig Albrecht! Eginhardt, den du nach<lb/> Thurneck geſandt haſt, iſt noch, mit der Beſtätigung<lb/> deſſen, was du argwohnſt, nicht zurück.</p> </sp><lb/> <sp who="#RHEIN"> <speaker><hi rendition="#g">Rheingraf</hi>.</speaker><lb/> <p>Da haſt du Recht, Freund; Eginhardt iſt noch nicht<lb/> zurück. Zwar in dem Zettel, den mir die Bübin<lb/> ſchrieb, ſteht: ihre Empfehlung voran; es ſei nicht nö-<lb/> thig, daß ich mich fürder um ſie bemühe; Stauffen<lb/> ſei ihr von dem Grafen vom Strahl, auf dem Wege<lb/> freundlicher Vermittlung, abgetreten. Bei meiner un-<lb/> ſterblichen Seele, hat dies irgend einen Zuſammenhang,<lb/> der rechtſchaffen iſt: ſo will ich es hinunterſchlucken,<lb/> und die Kriegsrüſtung, die ich für ſie gemacht, wie-<lb/> der auseinander gehen laſſen. Doch wenn Eginhardt<lb/> kommt und mir ſagt, was mir das Gerüchte ſchon<lb/> geſteckt, daß ſie ihm mit ihrer Hand verlobt iſt:<lb/> ſo will ich meine Artigkeit, wie ein Taſchenmeſſer, zu-<lb/> ſammenlegen, und ihr die Kriegskoſten wieder abja-<lb/> gen: müßt' ich ſie umkehren, und ihr den Betrag<lb/> hellerweiſe aus den Taſchen herausſchütteln.</p> </sp> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [104/0110]
Staub; und wenn ſie im Netz ſitzt, dieſe Kunigunde,
über ſie herfahren — den Stachel der Rache tief ein-
drücken in ihre treuloſe Bruſt: tödten, tödten, tödten,
und ihr Gerippe, als das Monument einer Erzbuhlerin,
in dem Gebälke der Steinburg aufbewahren!
Friedrich.
Ruhig, ruhig Albrecht! Eginhardt, den du nach
Thurneck geſandt haſt, iſt noch, mit der Beſtätigung
deſſen, was du argwohnſt, nicht zurück.
Rheingraf.
Da haſt du Recht, Freund; Eginhardt iſt noch nicht
zurück. Zwar in dem Zettel, den mir die Bübin
ſchrieb, ſteht: ihre Empfehlung voran; es ſei nicht nö-
thig, daß ich mich fürder um ſie bemühe; Stauffen
ſei ihr von dem Grafen vom Strahl, auf dem Wege
freundlicher Vermittlung, abgetreten. Bei meiner un-
ſterblichen Seele, hat dies irgend einen Zuſammenhang,
der rechtſchaffen iſt: ſo will ich es hinunterſchlucken,
und die Kriegsrüſtung, die ich für ſie gemacht, wie-
der auseinander gehen laſſen. Doch wenn Eginhardt
kommt und mir ſagt, was mir das Gerüchte ſchon
geſteckt, daß ſie ihm mit ihrer Hand verlobt iſt:
ſo will ich meine Artigkeit, wie ein Taſchenmeſſer, zu-
ſammenlegen, und ihr die Kriegskoſten wieder abja-
gen: müßt' ich ſie umkehren, und ihr den Betrag
hellerweiſe aus den Taſchen herausſchütteln.
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