Kleinpaul, Ernst: Die Lehre von den Formen und Gattungen der deutschen Dichtkunst. Für höhere Lehranstalten, so wie zum Selbstunterricht. Barmen, 1843.pkl_125.001 §. 184. Die Paramythie. Die Paramythie pkl_125.010 Die Form der Paramythie ist ebenfalls keinen besondern pkl_125.022 §. 185. Obwohl die allegorische Tendenz sich pkl_125.025 pkl_125.001 §. 184. Die Paramythie. Die Paramythie pkl_125.010 Die Form der Paramythie ist ebenfalls keinen besondern pkl_125.022 §. 185. Obwohl die allegorische Tendenz sich pkl_125.025 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0151" n="125"/><lb n="pkl_125.001"/><hi rendition="#g">Menschen selbst handelnd eintreten</hi> werden, <lb n="pkl_125.002"/> was endlich 4) <hi rendition="#g">Rücksicht auf Zeichnung der <lb n="pkl_125.003"/> Charaktere</hi> und besondere Aufmerksamkeit auf den <lb n="pkl_125.004"/> <hi rendition="#g">Ausdruck</hi> bedingt. Was den letzteren insonderheit angeht, <lb n="pkl_125.005"/> so ist zwar seine <hi rendition="#g">Form</hi> ganz von des Dichters <lb n="pkl_125.006"/> Belieben abhängig, doch wird er, dem Wesen der Parabel <lb n="pkl_125.007"/> gemäß, vorzugsweise das <hi rendition="#g">Gemüth</hi> ansprechen <lb n="pkl_125.008"/> und möglichst edel gehalten, würdig sein müssen.</p> <lb n="pkl_125.009"/> <p> §. 184. <hi rendition="#g">Die Paramythie.</hi> Die <hi rendition="#g">Paramythie</hi> <lb n="pkl_125.010"/> ist als Nebenart der Parabel anzusehen. Jhre unterscheidende <lb n="pkl_125.011"/> Eigenthümlichkeit besteht darin, daß sie <hi rendition="#g">höhere <lb n="pkl_125.012"/> Wesen,</hi> Gegenstände des christlichen Glaubens <lb n="pkl_125.013"/> oder der Mythologie, handelnd einführt. Die meisten <lb n="pkl_125.014"/> Paramythien haben ihren Stoff der <hi rendition="#g">griechischen <lb n="pkl_125.015"/> Mythologie</hi> entnommen. Da der Zweck der Paramythien <lb n="pkl_125.016"/> mit dem der Parabeln ganz übereinstimmt, <lb n="pkl_125.017"/> und auch bei ihnen <hi rendition="#g">Veranschaulichung einer höhern <lb n="pkl_125.018"/> Wahrheit die Hauptsache</hi> ist, so muß es <lb n="pkl_125.019"/> dem Dichter frei stehen, den gewählten Stoff seinen <lb n="pkl_125.020"/> besondern Absichten entsprechend abzuändern.</p> <lb n="pkl_125.021"/> <p> Die <hi rendition="#g">Form</hi> der Paramythie ist ebenfalls keinen besondern <lb n="pkl_125.022"/> Bestimmungen unterworfen; wie bei der Parabel <lb n="pkl_125.023"/> hat man sich auch bei ihr häufig der Prosa bedient.</p> <lb n="pkl_125.024"/> <p> §. 185. Obwohl die allegorische Tendenz sich <lb n="pkl_125.025"/> durch ganze Perioden unserer Literaturgeschichte als rother <lb n="pkl_125.026"/> Faden zieht, so haben wir eigentliche Allegorien <lb n="pkl_125.027"/> doch erst in neuerer Zeit erhalten. Auch die Parabel, <lb n="pkl_125.028"/> deren schönste Muster die heilige Schrift vorführt, <lb n="pkl_125.029"/> und die Paramythie wurden erst spät angebaut. Nur <lb n="pkl_125.030"/> sind die sogenannten „zufälligen Andachten“ des alten <lb n="pkl_125.031"/> Ascetikers <hi rendition="#g">Chr. Scriver</hi> (geboren 1629) voll der </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [125/0151]
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Menschen selbst handelnd eintreten werden, pkl_125.002
was endlich 4) Rücksicht auf Zeichnung der pkl_125.003
Charaktere und besondere Aufmerksamkeit auf den pkl_125.004
Ausdruck bedingt. Was den letzteren insonderheit angeht, pkl_125.005
so ist zwar seine Form ganz von des Dichters pkl_125.006
Belieben abhängig, doch wird er, dem Wesen der Parabel pkl_125.007
gemäß, vorzugsweise das Gemüth ansprechen pkl_125.008
und möglichst edel gehalten, würdig sein müssen.
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§. 184. Die Paramythie. Die Paramythie pkl_125.010
ist als Nebenart der Parabel anzusehen. Jhre unterscheidende pkl_125.011
Eigenthümlichkeit besteht darin, daß sie höhere pkl_125.012
Wesen, Gegenstände des christlichen Glaubens pkl_125.013
oder der Mythologie, handelnd einführt. Die meisten pkl_125.014
Paramythien haben ihren Stoff der griechischen pkl_125.015
Mythologie entnommen. Da der Zweck der Paramythien pkl_125.016
mit dem der Parabeln ganz übereinstimmt, pkl_125.017
und auch bei ihnen Veranschaulichung einer höhern pkl_125.018
Wahrheit die Hauptsache ist, so muß es pkl_125.019
dem Dichter frei stehen, den gewählten Stoff seinen pkl_125.020
besondern Absichten entsprechend abzuändern.
pkl_125.021
Die Form der Paramythie ist ebenfalls keinen besondern pkl_125.022
Bestimmungen unterworfen; wie bei der Parabel pkl_125.023
hat man sich auch bei ihr häufig der Prosa bedient.
pkl_125.024
§. 185. Obwohl die allegorische Tendenz sich pkl_125.025
durch ganze Perioden unserer Literaturgeschichte als rother pkl_125.026
Faden zieht, so haben wir eigentliche Allegorien pkl_125.027
doch erst in neuerer Zeit erhalten. Auch die Parabel, pkl_125.028
deren schönste Muster die heilige Schrift vorführt, pkl_125.029
und die Paramythie wurden erst spät angebaut. Nur pkl_125.030
sind die sogenannten „zufälligen Andachten“ des alten pkl_125.031
Ascetikers Chr. Scriver (geboren 1629) voll der
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