Kleinpaul, Ernst: Die Lehre von den Formen und Gattungen der deutschen Dichtkunst. Für höhere Lehranstalten, so wie zum Selbstunterricht. Barmen, 1843.pkl_111.001 §. 164. Die Satyre kann nicht nur als lyrisches, pkl_111.007 §. 165. Wenn wir über die Leistungen deutscher pkl_111.018 *) pkl_111.030
Schlosser am angeführten Orte. pkl_111.001 §. 164. Die Satyre kann nicht nur als lyrisches, pkl_111.007 §. 165. Wenn wir über die Leistungen deutscher pkl_111.018 *) pkl_111.030
Schlosser am angeführten Orte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0137" n="111"/><lb n="pkl_111.001"/><hi rendition="#g">Manieren</hi> in der Darstellung zu hüten. So erhalten <lb n="pkl_111.002"/> viele unserer, zum Theil berühmten Satyren dadurch <lb n="pkl_111.003"/> etwas Widerliches, daß in ihnen die direkte Jronie, <lb n="pkl_111.004"/> wonach man das Tadelnswürdige lobt und das Lobenswürdige <lb n="pkl_111.005"/> tadelt, zu viel angewendet ist.</p> <lb n="pkl_111.006"/> <p> §. 164. Die Satyre kann nicht nur als <hi rendition="#g">lyrisches,</hi> <lb n="pkl_111.007"/> sondern auch als <hi rendition="#g">dramatisches</hi> oder <hi rendition="#g">episches</hi> <lb n="pkl_111.008"/> Gedicht (als Lustspiel, Erzählung, Fabel, Brief &c.) in <lb n="pkl_111.009"/> <hi rendition="#g">metrischer,</hi> wie in <hi rendition="#g">prosaischer</hi> Form auftreten. <lb n="pkl_111.010"/> Wenn wir sie als <hi rendition="#g">lyrische Dichtungsart</hi> aufführen, <lb n="pkl_111.011"/> so geschieht dies, weil sie in <hi rendition="#g">jedem Falle als <lb n="pkl_111.012"/> subjektive Aeußerung des Dichters</hi> erscheint. <lb n="pkl_111.013"/> Wo sie, als eigentlich lyrisch, metrischer Formen bedarf, <lb n="pkl_111.014"/> hat man meist den gereimten Alexandriner, die Stanze, <lb n="pkl_111.015"/> das Sonett und den Hexameter angewendet; doch sind <lb n="pkl_111.016"/> andere Formen natürlich nicht ausgeschlossen.</p> <lb n="pkl_111.017"/> <p> §. 165. Wenn wir über die Leistungen deutscher <lb n="pkl_111.018"/> Dichter auf dem Felde der Satyre berichten sollen, so <lb n="pkl_111.019"/> können wir kurzweg sagen: <hi rendition="#g">wir haben viele Satyriker, <lb n="pkl_111.020"/> aber wenig Satyren.</hi> Was man bei <lb n="pkl_111.021"/> uns so nennt, verdient mit wenigen Ausnahmen den <lb n="pkl_111.022"/> Namen nicht. Das liegt nicht an unsern Dichtern, <lb n="pkl_111.023"/> sondern wird durch unsere Verhältnisse herbeigeführt. <lb n="pkl_111.024"/> Die Dichter müssen es ja scheuen, „die Größe, den <lb n="pkl_111.025"/> Glanz, die den großen Haufen blenden, falsche Anmaaßung <lb n="pkl_111.026"/> und leeren, eitlen Schein zu verhöhnen“ und <lb n="pkl_111.027"/> „die eigentlichen Feinde der Menschheit, die Leute, <lb n="pkl_111.028"/> welche ganz ungescheut der öffentlichen Meinung Hohn <lb n="pkl_111.029"/> sprechen dürfen,“ <note xml:id="PKL_111_1" place="foot" n="*)"><lb n="pkl_111.030"/><hi rendition="#g">Schlosser</hi> am angeführten Orte.</note> mit ihrer satyrischen Ruthe zu </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [111/0137]
pkl_111.001
Manieren in der Darstellung zu hüten. So erhalten pkl_111.002
viele unserer, zum Theil berühmten Satyren dadurch pkl_111.003
etwas Widerliches, daß in ihnen die direkte Jronie, pkl_111.004
wonach man das Tadelnswürdige lobt und das Lobenswürdige pkl_111.005
tadelt, zu viel angewendet ist.
pkl_111.006
§. 164. Die Satyre kann nicht nur als lyrisches, pkl_111.007
sondern auch als dramatisches oder episches pkl_111.008
Gedicht (als Lustspiel, Erzählung, Fabel, Brief &c.) in pkl_111.009
metrischer, wie in prosaischer Form auftreten. pkl_111.010
Wenn wir sie als lyrische Dichtungsart aufführen, pkl_111.011
so geschieht dies, weil sie in jedem Falle als pkl_111.012
subjektive Aeußerung des Dichters erscheint. pkl_111.013
Wo sie, als eigentlich lyrisch, metrischer Formen bedarf, pkl_111.014
hat man meist den gereimten Alexandriner, die Stanze, pkl_111.015
das Sonett und den Hexameter angewendet; doch sind pkl_111.016
andere Formen natürlich nicht ausgeschlossen.
pkl_111.017
§. 165. Wenn wir über die Leistungen deutscher pkl_111.018
Dichter auf dem Felde der Satyre berichten sollen, so pkl_111.019
können wir kurzweg sagen: wir haben viele Satyriker, pkl_111.020
aber wenig Satyren. Was man bei pkl_111.021
uns so nennt, verdient mit wenigen Ausnahmen den pkl_111.022
Namen nicht. Das liegt nicht an unsern Dichtern, pkl_111.023
sondern wird durch unsere Verhältnisse herbeigeführt. pkl_111.024
Die Dichter müssen es ja scheuen, „die Größe, den pkl_111.025
Glanz, die den großen Haufen blenden, falsche Anmaaßung pkl_111.026
und leeren, eitlen Schein zu verhöhnen“ und pkl_111.027
„die eigentlichen Feinde der Menschheit, die Leute, pkl_111.028
welche ganz ungescheut der öffentlichen Meinung Hohn pkl_111.029
sprechen dürfen,“ *) mit ihrer satyrischen Ruthe zu
*) pkl_111.030
Schlosser am angeführten Orte.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Sandra Richter: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |