pkl_112.001 geißeln, wenn sie dafür auf Veranlassung derselben pkl_112.002 "Größen" zwar nicht wieder mit Dichterwaffen gezüchtigt, pkl_112.003 aber mit Skorpionen gepeitscht werden. Diese pkl_112.004 Umstände haben denn die Folge gehabt, daß bei uns, pkl_112.005 statt des ehrlichen literarischen Kampfes, der gehässige pkl_112.006 literarische Meuchelmord dienende Herzen und Hände pkl_112.007 fand. Die verdeckten, verkappten, lichtscheuen Angriffe pkl_112.008 fanden Pflege: was konnten sie anders wirken, wenn pkl_112.009 sie überhaupt wirkten, als Haß, Bitterkeit und Rache? pkl_112.010 Wir brechen ab von diesem unleidigen Thema und pkl_112.011 schließen unsere Bemerkungen mit der Aufführung der pkl_112.012 wichtigsten unserer neuern sogenannten Satyriker. Es pkl_112.013 sind: Liscow, Rabener, Hagedorn, Lichtenberg,pkl_112.014 F. Stollberg, Wieland, Voß, Göthe, Falk, pkl_112.015 Jean Paul Fr. Richter, A. W. Schlegel, Tieck, pkl_112.016 Hauff, Jmmermann, Börne, Gutzkow, Griesingerpkl_112.017 u. a.
pkl_112.018
XII. Die poetische Epistel.
pkl_112.019
§. 166. Die poetische Epistel basirt zwar pkl_112.020 ihren Jnhalt auf den individuellen Beziehungen, pkl_112.021 in welchen der Dichter zu der pkl_112.022 Person steht, an welche der Brief (scheinbar pkl_112.023 zunächst) gerichtet ist, doch stellt sie denselben so dar, pkl_112.024 daß die empfangende Person gewissermaaßen pkl_112.025 als Repräsentant der ganzen Menschheit erscheint.pkl_112.026 Sofern die poetische Epistel immer subjektive pkl_112.027 Aeußerung des Dichters ist, wird sie vorzugsweise pkl_112.028 lyrischer Natur sein; aber sie kann auch -- pkl_112.029 wie jeder gewöhnliche Brief -- epischen oder didaktischenpkl_112.030 Charakter annehmen.
pkl_112.001 geißeln, wenn sie dafür auf Veranlassung derselben pkl_112.002 „Größen“ zwar nicht wieder mit Dichterwaffen gezüchtigt, pkl_112.003 aber mit Skorpionen gepeitscht werden. Diese pkl_112.004 Umstände haben denn die Folge gehabt, daß bei uns, pkl_112.005 statt des ehrlichen literarischen Kampfes, der gehässige pkl_112.006 literarische Meuchelmord dienende Herzen und Hände pkl_112.007 fand. Die verdeckten, verkappten, lichtscheuen Angriffe pkl_112.008 fanden Pflege: was konnten sie anders wirken, wenn pkl_112.009 sie überhaupt wirkten, als Haß, Bitterkeit und Rache? pkl_112.010 Wir brechen ab von diesem unleidigen Thema und pkl_112.011 schließen unsere Bemerkungen mit der Aufführung der pkl_112.012 wichtigsten unserer neuern sogenannten Satyriker. Es pkl_112.013 sind: Liscow, Rabener, Hagedorn, Lichtenberg,pkl_112.014 F. Stollberg, Wieland, Voß, Göthe, Falk, pkl_112.015 Jean Paul Fr. Richter, A. W. Schlegel, Tieck, pkl_112.016 Hauff, Jmmermann, Börne, Gutzkow, Griesingerpkl_112.017 u. a.
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XII. Die poetische Epistel. pkl_112.019
§. 166. Die poetische Epistel basirt zwar pkl_112.020
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Kleinpaul, Ernst: Die Lehre von den Formen und Gattungen der deutschen Dichtkunst. Für höhere Lehranstalten, so wie zum Selbstunterricht. Barmen, 1843, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleinpaul_poetik_1843/138>, abgerufen am 16.02.2025.
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