Kirchner, Timotheus: Widerlegung aller Lästerungen und Kalumnien. Magdeburg, 1592.Herrligkeit wolt sehen lassen / aber der Herr antwortet jm darauff also: Du wirst mir hinden nachsehen / aber mein Angesicht kan man nicht sehen / etc. Bißhieher Lutherus. Bey dieser erklerung Lutheri lassen wirs billich bleiben / wil vnser Gegenteil darüber weiter grüblen / vnd sich in den abyssum oder vnergründtliche tieffe des Geheimnüß mit forschen vnd disputiren einlassen / mag es für sich thun / vnd die gefahr ausstehen / was jm drüber begegne. Vnd begnüget an dem / das wir bey Gott / so ferrn er sich in seinem Wort geoffenbaret hat / bleiben / vnd die Christenheit darzu füren vnd weisen / das vbrige aber in jenes Leben sparen. Vnter andern aber geben sie dem Concordibuch schuldt / das es nicht gnugsam mit Lutheri lehr vberein stimme / in dem es setze / prouidentiam Dei nihil aliud esse, nisi praescientiam / Die vorsorge Gottes sey nichts anders / dann seine Vorwissenheit oder vorsehung / So doch das Concordi Buch im Articulo / von der ewigen vorsehung vnd wahl Gottes / pag. 318. des Worts prouidentia oder vorsorge Gottes gar nicht gedenckt / sondern des Deutschen Worts Vorsehung / vnd setzet das Lateinische Wort praescientia, das ist / vorsehung vnnd vorwissenheit darbey / damit es nicht von jemandt in denselbigen Worten gefehret würde (wie dann auch noch vnser meinung nicht ist / mit jemandes der wort halben einen sonderlichen streit anzustellen) aber bey diesen Leuten hilfft es alles nichts / vnd ist nichts für jhrem verkehren sicher. Nun ists aber offenbar / das ein grosser vnterscheid ist inter Prouidentiam & praescientiam, das ist / vnter der Vorsorge Gottes / für alle Creaturen / vnd vorsehung oder vorwissenheit. Dann die Prouidentia oder vorsorge Gottes gehet fürnemblich auff die gemeine Erhaltung aller Creaturen / wie sie erschaffen sindt / so lange sie in solchen natürlichen lauff bleiben sollen. Item / duch auff die special oder sonderliche versorge für die liebe Christenheit vnd gemeine Gottes auff Erden / vnd derselbi - Herrligkeit wolt sehen lassen / aber der Herr antwortet jm darauff also: Du wirst mir hinden nachsehen / aber mein Angesicht kan man nicht sehen / etc. Bißhieher Lutherus. Bey dieser erklerung Lutheri lassen wirs billich bleiben / wil vnser Gegenteil daruͤber weiter gruͤblen / vnd sich in den abyssum oder vnergruͤndtliche tieffe des Geheimnuͤß mit forschen vnd disputiren einlassen / mag es fuͤr sich thun / vnd die gefahr ausstehen / was jm druͤber begegne. Vnd begnuͤget an dem / das wir bey Gott / so ferrn er sich in seinem Wort geoffenbaret hat / bleiben / vnd die Christenheit darzu fuͤren vnd weisen / das vbrige aber in jenes Leben sparen. Vnter andern aber geben sie dem Concordibuch schuldt / das es nicht gnugsam mit Lutheri lehr vberein stimme / in dem es setze / prouidentiam Dei nihil aliud esse, nisi praescientiam / Die vorsorge Gottes sey nichts anders / dann seine Vorwissenheit oder vorsehung / So doch das Concordi Buch im Articulo / von der ewigen vorsehung vnd wahl Gottes / pag. 318. des Worts prouidentia oder vorsorge Gottes gar nicht gedenckt / sondern des Deutschen Worts Vorsehung / vnd setzet das Lateinische Wort praescientia, das ist / vorsehung vnnd vorwissenheit darbey / damit es nicht von jemandt in denselbigen Worten gefehret wuͤrde (wie dann auch noch vnser meinung nicht ist / mit jemandes der wort halben einen sonderlichen streit anzustellen) aber bey diesen Leuten hilfft es alles nichts / vnd ist nichts fuͤr jhrem verkehren sicher. Nun ists aber offenbar / das ein grosser vnterscheid ist inter Prouidentiam & praescientiam, das ist / vnter der Vorsorge Gottes / fuͤr alle Creaturen / vnd vorsehung oder vorwissenheit. Dann die Prouidentia oder vorsorge Gottes gehet fuͤrnemblich auff die gemeine Erhaltung aller Creaturen / wie sie erschaffen sindt / so lange sie in solchen natuͤrlichen lauff bleiben sollen. 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Nun ists aber offenbar / das ein grosser vnterscheid ist inter Prouidentiam & praescientiam, das ist / vnter der Vorsorge Gottes / fuͤr alle Creaturen / vnd vorsehung oder vorwissenheit. Dann die Prouidentia oder vorsorge Gottes gehet fuͤrnemblich auff die gemeine Erhaltung aller Creaturen / wie sie erschaffen sindt / so lange sie in solchen natuͤrlichen lauff bleiben sollen. Item / duch auff die special oder sonderliche versorge fuͤr die liebe Christenheit vnd gemeine Gottes auff Erden / vnd derselbi - </p> </div> </body> </text> </TEI> [0634]
Herrligkeit wolt sehen lassen / aber der Herr antwortet jm darauff also: Du wirst mir hinden nachsehen / aber mein Angesicht kan man nicht sehen / etc. Bißhieher Lutherus.
Bey dieser erklerung Lutheri lassen wirs billich bleiben / wil vnser Gegenteil daruͤber weiter gruͤblen / vnd sich in den abyssum oder vnergruͤndtliche tieffe des Geheimnuͤß mit forschen vnd disputiren einlassen / mag es fuͤr sich thun / vnd die gefahr ausstehen / was jm druͤber begegne. Vnd begnuͤget an dem / das wir bey Gott / so ferrn er sich in seinem Wort geoffenbaret hat / bleiben / vnd die Christenheit darzu fuͤren vnd weisen / das vbrige aber in jenes Leben sparen.
Vnter andern aber geben sie dem Concordibuch schuldt / das es nicht gnugsam mit Lutheri lehr vberein stimme / in dem es setze / prouidentiam Dei nihil aliud esse, nisi praescientiam / Die vorsorge Gottes sey nichts anders / dann seine Vorwissenheit oder vorsehung / So doch das Concordi Buch im Articulo / von der ewigen vorsehung vnd wahl Gottes / pag. 318. des Worts prouidentia oder vorsorge Gottes gar nicht gedenckt / sondern des Deutschen Worts Vorsehung / vnd setzet das Lateinische Wort praescientia, das ist / vorsehung vnnd vorwissenheit darbey / damit es nicht von jemandt in denselbigen Worten gefehret wuͤrde (wie dann auch noch vnser meinung nicht ist / mit jemandes der wort halben einen sonderlichen streit anzustellen) aber bey diesen Leuten hilfft es alles nichts / vnd ist nichts fuͤr jhrem verkehren sicher. Nun ists aber offenbar / das ein grosser vnterscheid ist inter Prouidentiam & praescientiam, das ist / vnter der Vorsorge Gottes / fuͤr alle Creaturen / vnd vorsehung oder vorwissenheit. Dann die Prouidentia oder vorsorge Gottes gehet fuͤrnemblich auff die gemeine Erhaltung aller Creaturen / wie sie erschaffen sindt / so lange sie in solchen natuͤrlichen lauff bleiben sollen. Item / duch auff die special oder sonderliche versorge fuͤr die liebe Christenheit vnd gemeine Gottes auff Erden / vnd derselbi -
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