Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kirchner, Timotheus: Wider den anhang der genanten Erphurdischen Apologien, der dreyen Menner: Timothei Kirchners, Nicklas Selneckers und Martini Chemnitii. Bremen, 1584.

Bild:
<< vorherige Seite

man auch des auffgeopfferten leibs vnd vergossenen bluts Christi gedencken / vnd jhme dafür dancksagen könne.

Von welcher Epicurischen prophanitet, wie sie es nennen / wir jhnen dißmals allein mit jhren worten antworten / das kein zweiffel sey / wenn sie bessere gründe hetten vnsere argument zuwiderlegen / Sie würden diese vnd dergleichen lesterungen mit dem kleinsten fingerlein nicht anrühren / Als sie dann auch sich billich schemen solten / mit solchen vngegründten lesterungen herfür zukommen. Aber da ist weder scham / noch gewissen mehr / wenn man zum Epicurischem gespött sich einmal begeben hat.

9. Zum Neundten / In den worten / Mein leib wird für euch gegeben / Mein blut wird für euch vorgossen / haben wir geschrieben / sey eine Enallage, Denn praesens werde braucht pro futuro.

Diß heissen sie Carlstadisch / vnd ziehen sich auff das ander theil Lutheri von den Himlischen Propheten / Sehen aber nicht / das Lutherus daselbst nicht dieses an Carolstad widerspricht / Das der Leib Christi nicht gegenwertiglich vber tisch / sondern hernach erst am Creutz hingegeben ist / sondern / das er wider das Carolstadianische Tuto / von dem sitzendem leib / vnd wider ettliche desselben folgen Tom. 2. w 47. streite / Sunsten aber dieses recht sein / vnd recht bleiben lesset / Der für euch gegeben wird / das ist / wie seine wort lauthen / Der für euch SOLL gegeben werden / oder schon dahin verordnet ist vnd beschlossen / das er gegeben WERDE / als were er schon bereit gegeben. Können diese Theologen / so mügen sie es anders vnd besser machen / vnd eine newe Grammatiken herfür bringen / darinnen futurun & praesens, ein temp9 sey.

Sage mir aber / Christlicher lieber Leser / Was von solchen Theologen zuhalten sey / die allenthalben solche ausfluchte suchen / vnd jmmerdar jhre fallaciam plurium propositionum also Kindisch vnd Sophistisch treiben / Als sie hier widerumb frembde folgereyen fürbringen / die nicht vnser / sondern Ihre eigene / schöne / gewaltige vnd starcke schlußreden sein / wie sie hie reden.

Fol. 85.

Christi Leib ist im Abendmal nicht gecreutzigt / sondern hernach erst.

Ergo, so ist er im Abendmal nicht gegenwertig.

Denn bey vns / Gott lob / beides war vnd vngezweiffelt ist / das Christi leib im Abendmal nicht gecreutziget / vnd das er vns doch im brauch des Abendmals gegenwertig ist. Darumb sie

man auch des auffgeopfferten leibs vnd vergossenen bluts Christi gedencken / vnd jhme dafür dancksagen könne.

Von welcher Epicurischen prophanitet, wie sie es nennen / wir jhnen dißmals allein mit jhren worten antworten / das kein zweiffel sey / wenn sie bessere gründe hetten vnsere argument zuwiderlegen / Sie würden diese vnd dergleichen lesterungen mit dem kleinsten fingerlein nicht anrühren / Als sie dann auch sich billich schemen solten / mit solchen vngegründten lesterungen herfür zukommen. Aber da ist weder scham / noch gewissen mehr / wenn man zum Epicurischem gespött sich einmal begeben hat.

9. Zum Neundten / In den worten / Mein leib wird für euch gegeben / Mein blut wird für euch vorgossen / haben wir geschrieben / sey eine Enallage, Denn praesens werde braucht pro futuro.

Diß heissen sie Carlstadisch / vnd ziehen sich auff das ander theil Lutheri von den Himlischen Propheten / Sehen aber nicht / das Lutherus daselbst nicht dieses an Carolstad widerspricht / Das der Leib Christi nicht gegenwertiglich vber tisch / sondern hernach erst am Creutz hingegeben ist / sondern / das er wider das Carolstadianische Tuto / von dem sitzendem leib / vnd wider ettliche desselben folgen Tom. 2. w 47. streite / Sunsten aber dieses recht sein / vnd recht bleiben lesset / Der für euch gegeben wird / das ist / wie seine wort lauthen / Der für euch SOLL gegeben werden / oder schon dahin verordnet ist vnd beschlossen / das er gegebẽ WERDE / als were er schon bereit gegeben. Könnẽ diese Theologen / so mügẽ sie es anders vñ besser machẽ / vñ eine newe Gram̃atikẽ herfür bringẽ / darinnen futurũ & praesens, ein temp9 sey.

Sage mir aber / Christlicher lieber Leser / Was von solchen Theologen zuhaltẽ sey / die allenthalben solche ausfluchte suchẽ / vnd jm̃erdar jhre fallaciam plurium propositionum also Kindisch vnd Sophistisch treiben / Als sie hier widerumb frembde folgereyen fürbringen / die nicht vnser / sondern Ihre eigene / schöne / gewaltige vnd starcke schlußreden sein / wie sie hie reden.

Fol. 85.

Christi Leib ist im Abendmal nicht gecreutzigt / sondern hernach erst.

Ergo, so ist er im Abendmal nicht gegenwertig.

Denn bey vns / Gott lob / beides war vnd vngezweiffelt ist / das Christi leib im Abendmal nicht gecreutziget / vnd das er vns doch im brauch des Abendmals gegenwertig ist. Darumb sie

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0236"/>
man auch des auffgeopfferten leibs vnd                      vergossenen bluts Christi gedencken / vnd jhme dafür dancksagen könne.</p>
        <p>Von welcher Epicurischen prophanitet, wie sie es nennen / wir jhnen dißmals                      allein mit jhren worten antworten / das kein zweiffel sey / wenn sie bessere                      gründe hetten vnsere argument zuwiderlegen / Sie würden diese vnd dergleichen                      lesterungen mit dem kleinsten fingerlein nicht anrühren / Als sie dann auch sich                      billich schemen solten / mit solchen vngegründten lesterungen herfür zukommen.                      Aber da ist weder scham / noch gewissen mehr / wenn man zum Epicurischem gespött                      sich einmal begeben hat.</p>
        <p>9. Zum Neundten / In den worten / Mein leib wird für euch gegeben / Mein blut                      wird für euch vorgossen / haben wir geschrieben / sey eine <hi rendition="#i">Enallage</hi>, Denn <hi rendition="#i">praesens</hi> werde braucht <hi rendition="#i">pro futuro</hi>.</p>
        <p>Diß heissen sie Carlstadisch / vnd ziehen sich auff das ander theil Lutheri von                      den Himlischen Propheten / Sehen aber nicht / das Lutherus daselbst nicht dieses                      an Carolstad widerspricht / Das der Leib Christi nicht gegenwertiglich vber                      tisch / sondern hernach erst am Creutz hingegeben ist / sondern / das er wider                      das Carolstadianische <hi rendition="#i">Tuto</hi> / von dem sitzendem leib /                      vnd wider ettliche desselben folgen <note place="left"><hi rendition="#i">Tom. 2. w 47.</hi></note>streite / Sunsten aber dieses recht sein / vnd recht bleiben lesset / Der                      für euch gegeben wird / das ist / wie seine wort lauthen / Der für euch <hi rendition="#i">SOLL</hi> gegeben werden / oder schon dahin verordnet ist vnd                      beschlossen / das er gegebe&#x0303; <hi rendition="#i">WERDE</hi> / als were er schon bereit gegeben. Könne&#x0303; diese Theologen / so müge&#x0303; sie es anders vn&#x0303; besser mache&#x0303; / vn&#x0303; eine newe                          Gram&#x0303;atike&#x0303; herfür bringe&#x0303; /                      darinnen <hi rendition="#i">futuru&#x0303; &amp; praesens</hi>, ein <hi rendition="#i">temp9</hi> sey.</p>
        <p>Sage mir aber / Christlicher lieber Leser / Was von solchen Theologen zuhalte&#x0303; sey / die allenthalben solche ausfluchte suche&#x0303; /                      vnd jm&#x0303;erdar jhre <hi rendition="#i">fallaciam plurium                          propositionum</hi> also Kindisch vnd Sophistisch treiben / Als sie hier                      widerumb frembde folgereyen fürbringen / die nicht vnser / sondern Ihre eigene /                      schöne / gewaltige vnd starcke schlußreden sein / wie sie hie reden.</p>
        <note place="left"> <hi rendition="#i">Fol. 85.</hi> </note>
        <p>Christi Leib ist im Abendmal nicht gecreutzigt / sondern hernach erst.</p>
        <p><hi rendition="#i">Ergo</hi>, so ist er im Abendmal nicht gegenwertig.</p>
        <p>Denn bey vns / Gott lob / beides war vnd vngezweiffelt ist / das Christi leib im                      Abendmal nicht gecreutziget / vnd das er vns doch im brauch des Abendmals                      gegenwertig ist. Darumb sie
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0236] man auch des auffgeopfferten leibs vnd vergossenen bluts Christi gedencken / vnd jhme dafür dancksagen könne. Von welcher Epicurischen prophanitet, wie sie es nennen / wir jhnen dißmals allein mit jhren worten antworten / das kein zweiffel sey / wenn sie bessere gründe hetten vnsere argument zuwiderlegen / Sie würden diese vnd dergleichen lesterungen mit dem kleinsten fingerlein nicht anrühren / Als sie dann auch sich billich schemen solten / mit solchen vngegründten lesterungen herfür zukommen. Aber da ist weder scham / noch gewissen mehr / wenn man zum Epicurischem gespött sich einmal begeben hat. 9. Zum Neundten / In den worten / Mein leib wird für euch gegeben / Mein blut wird für euch vorgossen / haben wir geschrieben / sey eine Enallage, Denn praesens werde braucht pro futuro. Diß heissen sie Carlstadisch / vnd ziehen sich auff das ander theil Lutheri von den Himlischen Propheten / Sehen aber nicht / das Lutherus daselbst nicht dieses an Carolstad widerspricht / Das der Leib Christi nicht gegenwertiglich vber tisch / sondern hernach erst am Creutz hingegeben ist / sondern / das er wider das Carolstadianische Tuto / von dem sitzendem leib / vnd wider ettliche desselben folgen streite / Sunsten aber dieses recht sein / vnd recht bleiben lesset / Der für euch gegeben wird / das ist / wie seine wort lauthen / Der für euch SOLL gegeben werden / oder schon dahin verordnet ist vnd beschlossen / das er gegebẽ WERDE / als were er schon bereit gegeben. Könnẽ diese Theologen / so mügẽ sie es anders vñ besser machẽ / vñ eine newe Gram̃atikẽ herfür bringẽ / darinnen futurũ & praesens, ein temp9 sey. Tom. 2. w 47. Sage mir aber / Christlicher lieber Leser / Was von solchen Theologen zuhaltẽ sey / die allenthalben solche ausfluchte suchẽ / vnd jm̃erdar jhre fallaciam plurium propositionum also Kindisch vnd Sophistisch treiben / Als sie hier widerumb frembde folgereyen fürbringen / die nicht vnser / sondern Ihre eigene / schöne / gewaltige vnd starcke schlußreden sein / wie sie hie reden. Christi Leib ist im Abendmal nicht gecreutzigt / sondern hernach erst. Ergo, so ist er im Abendmal nicht gegenwertig. Denn bey vns / Gott lob / beides war vnd vngezweiffelt ist / das Christi leib im Abendmal nicht gecreutziget / vnd das er vns doch im brauch des Abendmals gegenwertig ist. Darumb sie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_wider_1584
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_wider_1584/236
Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Wider den anhang der genanten Erphurdischen Apologien, der dreyen Menner: Timothei Kirchners, Nicklas Selneckers und Martini Chemnitii. Bremen, 1584, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_wider_1584/236>, abgerufen am 17.05.2024.