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Kirchner, Timotheus: Leichpredigt aus dem 90. Psalm : Bey der Fürstlichen Begrebnis, des ... Herrn Friderichs des jüngern, Hertzogen zu Sachsen. Jena, 1587.

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Der mensch ist ja die schöneste Creatur vnter andern / aber wie jemerlich er durch mancherley kranckheiten in seinem Leben zerplagt vnd endlich durch den todt so erbermlich hingerissen wirde / das ist für augen / vnnd habens auch die Heiden als Theophrastus Aristotelis Diseipel vnnd andere mehr zum hefftigsten beklaget / das da Gott etlichen vnuernünfftigen Thieren als Hirschen vnd andern so ein langes Leben gegeben / die armen menschen so plotzlich vnnd ehe sie recht wüsten was dieses Leben were / wieder durch den todt hinweg neme.

Niemand aber vnter allen Adams kindern hette wissen mon gen / woher solcher jammer entstünde / wens Gott selbst in seinem wort nicht offenbart / das solchs alles vmb der vnerkandten sünde oder Erbsünde willen dem mensehlichen geschlecht wiederfüre vnd begegnete.

Viel habens dafür gehalten bey den Philosophis oder Naturkündigern / es were natürlich / vnd der mensch were also geschaffen / das er sterben müste. Aber Gottes Wort Ge. 2. 3. Psal. 90. berichtet viel anders.

Darumb wir denn dem lieben Gott hoch dafür zu dancken haben / das er vns dennoch die vrsach solches grausamen elendes in seinem wort gezeiget vnnd zugleich geweisset / wo wir raht wider den tod vnd alles vnglück / so aus der sünde erfolget / suchen vnd finden sollen.

Zum andern spricht er sind auch die wircklichen sünde ein vrsach des Todes / vnser missethat stellestu für dich. Denn es bleibet bey der Erbsünde nicht / sondern weil die nenschliche natur durch die angeborne Erbsünde vber die masse sehr vorderbt ist / so folgen in vns auch viel wircklicher sünden / als früchte der Erbseuche / welche den gerechten heiligen Got ferner erzürnen vnd verursachen / das er sein Gericht vber vns menschen gehen lesset / vnd dem tode verhenget vns

Der mensch ist ja die schöneste Creatur vnter andern / aber wie jemerlich er durch mancherley kranckheiten in seinem Leben zerplagt vnd endlich durch den todt so erbermlich hingerissen wirde / das ist für augen / vnnd habens auch die Heiden als Theophrastus Aristotelis Diseipel vnnd andere mehr zum hefftigsten beklaget / das da Gott etlichen vnuernünfftigen Thieren als Hirschen vnd andern so ein langes Leben gegeben / die armen menschen so plotzlich vnnd ehe sie recht wüsten was dieses Leben were / wieder durch den todt hinweg neme.

Niemand aber vnter allen Adams kindern hette wissen mõ gen / woher solcher jammer entstünde / wens Gott selbst in seinem wort nicht offenbart / das solchs alles vmb der vnerkandten sünde oder Erbsünde willen dem mensehlichen geschlecht wiederfüre vnd begegnete.

Viel habens dafür gehalten bey den Philosophis oder Naturkündigern / es were natürlich / vnd der mensch were also geschaffen / das er sterben müste. Aber Gottes Wort Ge. 2. 3. Psal. 90. berichtet viel anders.

Darumb wir denn dem lieben Gott hoch dafür zu dancken haben / das er vns dennoch die vrsach solches grausamen elendes in seinem wort gezeiget vnnd zugleich geweisset / wo wir raht wider den tod vnd alles vnglück / so aus der sünde erfolget / suchen vnd finden sollen.

Zum andern spricht er sind auch die wircklichen sünde ein vrsach des Todes / vnser missethat stellestu für dich. Denn es bleibet bey der Erbsünde nicht / sondern weil die nenschliche natur durch die angeborne Erbsünde vber die masse sehr vorderbt ist / so folgen in vns auch viel wircklicher sünden / als früchte der Erbseuche / welche den gerechten heiligen Got ferner erzürnen vñ verursachen / das er sein Gericht vber vns menschen gehen lesset / vnd dem tode verhenget vns

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[0019] Der mensch ist ja die schöneste Creatur vnter andern / aber wie jemerlich er durch mancherley kranckheiten in seinem Leben zerplagt vnd endlich durch den todt so erbermlich hingerissen wirde / das ist für augen / vnnd habens auch die Heiden als Theophrastus Aristotelis Diseipel vnnd andere mehr zum hefftigsten beklaget / das da Gott etlichen vnuernünfftigen Thieren als Hirschen vnd andern so ein langes Leben gegeben / die armen menschen so plotzlich vnnd ehe sie recht wüsten was dieses Leben were / wieder durch den todt hinweg neme. Niemand aber vnter allen Adams kindern hette wissen mõ gen / woher solcher jammer entstünde / wens Gott selbst in seinem wort nicht offenbart / das solchs alles vmb der vnerkandten sünde oder Erbsünde willen dem mensehlichen geschlecht wiederfüre vnd begegnete. Viel habens dafür gehalten bey den Philosophis oder Naturkündigern / es were natürlich / vnd der mensch were also geschaffen / das er sterben müste. Aber Gottes Wort Ge. 2. 3. Psal. 90. berichtet viel anders. Darumb wir denn dem lieben Gott hoch dafür zu dancken haben / das er vns dennoch die vrsach solches grausamen elendes in seinem wort gezeiget vnnd zugleich geweisset / wo wir raht wider den tod vnd alles vnglück / so aus der sünde erfolget / suchen vnd finden sollen. Zum andern spricht er sind auch die wircklichen sünde ein vrsach des Todes / vnser missethat stellestu für dich. Denn es bleibet bey der Erbsünde nicht / sondern weil die nenschliche natur durch die angeborne Erbsünde vber die masse sehr vorderbt ist / so folgen in vns auch viel wircklicher sünden / als früchte der Erbseuche / welche den gerechten heiligen Got ferner erzürnen vñ verursachen / das er sein Gericht vber vns menschen gehen lesset / vnd dem tode verhenget vns

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Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Leichpredigt aus dem 90. Psalm : Bey der Fürstlichen Begrebnis, des ... Herrn Friderichs des jüngern, Hertzogen zu Sachsen. Jena, 1587, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_leichpredigt_1587/19>, abgerufen am 27.04.2024.