Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584.Anno 1538. Am ersten tag deß Conuents, da wir vnsere brieff / so vns vnser Rhat mit gegeben / den gesampten Herrn vberantwortet hetten / vnd auff antwort forn im Hoff / darinn sie beysammen / warteten / sind jhrer etliche schwerlich zu halten gewesen (wie wir hernach erfaren) das sie vns nicht für allem Volck mit schmelichen worten angetastet / warumb wir zu jhnen kommen weren / jhre Kirchen vnd Gemein zuuerwirren. Es hat aber gleichwol der zorn nicht können durchaus gestillet werden / sondern das Volck hat sich mit schweren worten / wieder vns hören lassen / Inmassen auch ein Student vom Adel mit Pasquilli vnd schmeheversus.versen vnsere namen zubesudeln sich vnterstanden. Wir haben die Versus nicht gesehen / aber weil er dauon wegen ins gefengnis geworffen / vnd wir für jhm eine bitte einlegeten / haben wir gemerckt / das er schwerlich frey gelassen / ob jhm schon die Jugend / vnd sein stand etwas hienüber helffen möchte / welches auch der jenige / der jhn dazu angehetzet / ohne zweiffel in acht gehabt. Von wem sollen wir aber argwohnen oder sagen / der andere / vnd diesen Jüngling wieder vns bewegt habe? Wir haben je mit keinem Menschen zu Zürch / denn allein mit den Predigern / entweder frey gegenwertig / aus befehl vnd vnser freundschafft nach (wenn sie vns zu sich gelassen) oder durch freundliche brieff / von diesen sachen gehandelt. Darumb wir billich aus krafft der rechten / gesetzes / Rhats / vnd vnsere freundschafft / fürnemlich aber / wegen deß heiligen Predigampts / darinn wir zugleich dienen / hetten gewis sein sollen / das nichts zu andern solte ausgebracht / vnd so feindseliger weis ausgebreitet werden / was vnter vns Praedicanten zu Zürch vnfreundlich vnd vntrew.gehandelt worden. Daher erkennestu / lieber Bruder / das die Kirchendiener zu Zürch / jhrer threw gegen vns wenig sind eingedenck gewesen. Wenn aber eine rechte gemeinschafft oder freundschafft durch Christum vnter vns were / vnd wir für dem öffentlichen ergernis / wie es billich sein solte / einen schew trügen / so weren wol Leute vnsers mittels / die sie wieder zu rechte bringen köndten / welche / wenn sie nichts für sich anrichten möchten / auff ein öffentlich Concilium, diesem vnrhat zu helffen / bedacht sein müsten. Denn das erfordert die gemeine Christliche liebe / vnd sorgfeltigkeit für die Kirch / die wir alle haben sollen. Aber du wirst sagen / wenn dich gleich die Zürcher nicht recht vnd ordentlich beschüldigen / so thun sie es doch mit warheit? Bullingerus Bullingeri lesterwort ohn vrsach.hat ja nur grawsame lesterwort wieder vns / vnd bringt doch keine vrsach noch beweis / wir haben aber so threwlich der Kirchen / als er gedienet / vnd vnsere threw klerlich bewiesen. Vnd wir sind der hoffnung / es sol mein Nein bey allen heiligen Leuten so viel gelten / als sein Ja. Er zehlet vns vnter die Papisten / Epicurer / Wiederteuffer / vnd nennet vns Vertumnos, wetterwendische / klagt vns an als leichtfertige / vnbestendige Kremer / die mit der Religion teuscherey treiben / welches eine schreckliche Gottlosigkeit ist. Anno 1538. Am ersten tag deß Conuents, da wir vnsere brieff / so vns vnser Rhat mit gegeben / den gesampten Herrn vberantwortet hetten / vnd auff antwort forn im Hoff / darinn sie beysammen / warteten / sind jhrer etliche schwerlich zu halten gewesen (wie wir hernach erfaren) das sie vns nicht für allem Volck mit schmelichen worten angetastet / warumb wir zu jhnen kommen weren / jhre Kirchen vnd Gemein zuuerwirren. Es hat aber gleichwol der zorn nicht können durchaus gestillet werden / sondern das Volck hat sich mit schweren worten / wieder vns hören lassen / Inmassen auch ein Student vom Adel mit Pasquilli vñ schmeheversus.versen vnsere namen zubesudeln sich vnterstanden. Wir haben die Versus nicht gesehen / aber weil er dauon wegen ins gefengnis geworffen / vnd wir für jhm eine bitte einlegeten / haben wir gemerckt / das er schwerlich frey gelassen / ob jhm schon die Jugend / vnd sein stand etwas hienüber helffen möchte / welches auch der jenige / der jhn dazu angehetzet / ohne zweiffel in acht gehabt. Von wem sollen wir aber argwohnen oder sagen / der andere / vnd diesen Jüngling wieder vns bewegt habe? Wir haben je mit keinem Menschen zu Zürch / denn allein mit den Predigern / entweder frey gegenwertig / aus befehl vnd vnser freundschafft nach (wenn sie vns zu sich gelassen) oder durch freundliche brieff / von diesen sachen gehandelt. Darumb wir billich aus krafft der rechten / gesetzes / Rhats / vnd vnsere freundschafft / fürnemlich aber / wegen deß heiligen Predigampts / darinn wir zugleich dienen / hetten gewis sein sollen / das nichts zu andern solte ausgebracht / vnd so feindseliger weis ausgebreitet werden / was vnter vns Praedicantẽ zu Zürch vnfreũdlich vnd vntrew.gehandelt worden. Daher erkennestu / lieber Bruder / das die Kirchendiener zu Zürch / jhrer threw gegen vns wenig sind eingedenck gewesen. Wenn aber eine rechte gemeinschafft oder freundschafft durch Christum vnter vns were / vnd wir für dem öffentlichen ergernis / wie es billich sein solte / einen schew trügen / so weren wol Leute vnsers mittels / die sie wieder zu rechte bringen köndten / welche / wenn sie nichts für sich anrichten möchten / auff ein öffentlich Concilium, diesem vnrhat zu helffen / bedacht sein müsten. Denn das erfordert die gemeine Christliche liebe / vnd sorgfeltigkeit für die Kirch / die wir alle haben sollen. Aber du wirst sagen / wenn dich gleich die Zürcher nicht recht vnd ordentlich beschüldigen / so thun sie es doch mit warheit? Bullingerus Bullingeri lesterwort ohn vrsach.hat ja nur grawsame lesterwort wieder vns / vnd bringt doch keine vrsach noch beweis / wir haben aber so threwlich der Kirchen / als er gedienet / vnd vnsere threw klerlich bewiesen. Vnd wir sind der hoffnung / es sol mein Nein bey allen heiligen Leuten so viel gelten / als sein Ja. Er zehlet vns vnter die Papisten / Epicurer / Wiederteuffer / vnd nennet vns Vertumnos, wetterwendische / klagt vns an als leichtfertige / vnbestendige Kremer / die mit der Religion teuscherey treiben / welches eine schreckliche Gottlosigkeit ist. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0310" n="294"/> <note place="left">Anno 1538.</note> <p>Am ersten tag deß Conuents, da wir vnsere brieff / so vns vnser Rhat mit gegeben / den gesampten Herrn vberantwortet hetten / vnd auff antwort forn im Hoff / darinn sie beysammen / warteten / sind jhrer etliche schwerlich zu halten gewesen (wie wir hernach erfaren) das sie vns nicht für allem Volck mit schmelichen worten angetastet / warumb wir zu jhnen kommen weren / jhre Kirchen vnd Gemein zuuerwirren. Es hat aber gleichwol der zorn nicht können durchaus gestillet werden / sondern das Volck hat sich mit schweren worten / wieder vns hören lassen / Inmassen auch ein Student vom Adel mit <note place="left">Pasquilli vñ schmeheversus.</note>versen vnsere namen zubesudeln sich vnterstanden. Wir haben die Versus nicht gesehen / aber weil er dauon wegen ins gefengnis geworffen / vnd wir für jhm eine bitte einlegeten / haben wir gemerckt / das er schwerlich frey gelassen / ob jhm schon die Jugend / vnd sein stand etwas hienüber helffen möchte / welches auch der jenige / der jhn dazu angehetzet / ohne zweiffel in acht gehabt. Von wem sollen wir aber argwohnen oder sagen / der andere / vnd diesen Jüngling wieder vns bewegt habe? Wir haben je mit keinem Menschen zu Zürch / denn allein mit den Predigern / entweder frey gegenwertig / aus befehl vnd vnser freundschafft nach (wenn sie vns zu sich gelassen) oder durch freundliche brieff / von diesen sachen gehandelt. Darumb wir billich aus krafft der rechten / gesetzes / Rhats / vnd vnsere freundschafft / fürnemlich aber / wegen deß heiligen Predigampts / darinn wir zugleich dienen / hetten gewis sein sollen / das nichts zu andern solte ausgebracht / vnd so feindseliger weis ausgebreitet werden / was vnter vns <note place="left">Praedicantẽ zu Zürch vnfreũdlich vnd vntrew.</note>gehandelt worden. Daher erkennestu / lieber Bruder / das die Kirchendiener zu Zürch / jhrer threw gegen vns wenig sind eingedenck gewesen. Wenn aber eine rechte gemeinschafft oder freundschafft durch Christum vnter vns were / vnd wir für dem öffentlichen ergernis / wie es billich sein solte / einen schew trügen / so weren wol Leute vnsers mittels / die sie wieder zu rechte bringen köndten / welche / wenn sie nichts für sich anrichten möchten / auff ein öffentlich Concilium, diesem vnrhat zu helffen / bedacht sein müsten. Denn das erfordert die gemeine Christliche liebe / vnd sorgfeltigkeit für die Kirch / die wir alle haben sollen. Aber du wirst sagen / wenn dich gleich die Zürcher nicht recht vnd ordentlich beschüldigen / so thun sie es doch mit warheit? Bullingerus <note place="left">Bullingeri lesterwort ohn vrsach.</note>hat ja nur grawsame lesterwort wieder vns / vnd bringt doch keine vrsach noch beweis / wir haben aber so threwlich der Kirchen / als er gedienet / vnd vnsere threw klerlich bewiesen. Vnd wir sind der hoffnung / es sol mein Nein bey allen heiligen Leuten so viel gelten / als sein Ja. Er zehlet vns vnter die Papisten / Epicurer / Wiederteuffer / vnd nennet vns Vertumnos, wetterwendische / klagt vns an als leichtfertige / vnbestendige Kremer / die mit der Religion teuscherey treiben / welches eine schreckliche Gottlosigkeit ist.</p> </div> </body> </text> </TEI> [294/0310]
Am ersten tag deß Conuents, da wir vnsere brieff / so vns vnser Rhat mit gegeben / den gesampten Herrn vberantwortet hetten / vnd auff antwort forn im Hoff / darinn sie beysammen / warteten / sind jhrer etliche schwerlich zu halten gewesen (wie wir hernach erfaren) das sie vns nicht für allem Volck mit schmelichen worten angetastet / warumb wir zu jhnen kommen weren / jhre Kirchen vnd Gemein zuuerwirren. Es hat aber gleichwol der zorn nicht können durchaus gestillet werden / sondern das Volck hat sich mit schweren worten / wieder vns hören lassen / Inmassen auch ein Student vom Adel mit versen vnsere namen zubesudeln sich vnterstanden. Wir haben die Versus nicht gesehen / aber weil er dauon wegen ins gefengnis geworffen / vnd wir für jhm eine bitte einlegeten / haben wir gemerckt / das er schwerlich frey gelassen / ob jhm schon die Jugend / vnd sein stand etwas hienüber helffen möchte / welches auch der jenige / der jhn dazu angehetzet / ohne zweiffel in acht gehabt. Von wem sollen wir aber argwohnen oder sagen / der andere / vnd diesen Jüngling wieder vns bewegt habe? Wir haben je mit keinem Menschen zu Zürch / denn allein mit den Predigern / entweder frey gegenwertig / aus befehl vnd vnser freundschafft nach (wenn sie vns zu sich gelassen) oder durch freundliche brieff / von diesen sachen gehandelt. Darumb wir billich aus krafft der rechten / gesetzes / Rhats / vnd vnsere freundschafft / fürnemlich aber / wegen deß heiligen Predigampts / darinn wir zugleich dienen / hetten gewis sein sollen / das nichts zu andern solte ausgebracht / vnd so feindseliger weis ausgebreitet werden / was vnter vns gehandelt worden. Daher erkennestu / lieber Bruder / das die Kirchendiener zu Zürch / jhrer threw gegen vns wenig sind eingedenck gewesen. Wenn aber eine rechte gemeinschafft oder freundschafft durch Christum vnter vns were / vnd wir für dem öffentlichen ergernis / wie es billich sein solte / einen schew trügen / so weren wol Leute vnsers mittels / die sie wieder zu rechte bringen köndten / welche / wenn sie nichts für sich anrichten möchten / auff ein öffentlich Concilium, diesem vnrhat zu helffen / bedacht sein müsten. Denn das erfordert die gemeine Christliche liebe / vnd sorgfeltigkeit für die Kirch / die wir alle haben sollen. Aber du wirst sagen / wenn dich gleich die Zürcher nicht recht vnd ordentlich beschüldigen / so thun sie es doch mit warheit? Bullingerus hat ja nur grawsame lesterwort wieder vns / vnd bringt doch keine vrsach noch beweis / wir haben aber so threwlich der Kirchen / als er gedienet / vnd vnsere threw klerlich bewiesen. Vnd wir sind der hoffnung / es sol mein Nein bey allen heiligen Leuten so viel gelten / als sein Ja. Er zehlet vns vnter die Papisten / Epicurer / Wiederteuffer / vnd nennet vns Vertumnos, wetterwendische / klagt vns an als leichtfertige / vnbestendige Kremer / die mit der Religion teuscherey treiben / welches eine schreckliche Gottlosigkeit ist.
Pasquilli vñ schmeheversus.
Praedicantẽ zu Zürch vnfreũdlich vnd vntrew.
Bullingeri lesterwort ohn vrsach.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss. Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |