Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584.Anno 1529.gehandelt sey / das die jetzigen Sacramentirer / die gemeine handlungen der Protestierenden Stende / so felschlich vnd gefehrlich / zu jhrem fürschub vnd vortheil / dermassen / wie gesagt / dörffen anziehen. EBen auff demselben Reichßtage / hat der Churfürst von Sachsen / Philippum Meianchthonem mit sich gegen Speyer genommen / vnd weil derselbige biß daher sich noch nicht offentlich erkleret hatte von dem Sacramentstreit / hat er eben von dannen aus eine epistolam an Oecolampadium geschrieben / vnd dieselbe bald Lateinisch vnd Deutsch drucken lassen. Denn Oecolampadius zuuorn (doch eben in demselbigen jhar / 1529.) an Philippum / vnter andern also geschrieben: Es wil Faber / das man die Sacramentirer sol in die Acht thun vnd proscribiren / vnd eben auff die weise zeigt er an / wie es jhm ein ernst sey vmb den reinen glauben / vnd wie er der Concordien vnd einigkeit rahte / wenn er nemlich crassius, gröber von den Sacramenten redet vnd helt / denn sichs gebüret: vnd damit bringet er zugleich viel sycophanterey vnd verleumbdung herfür / als hielten wir / das Christus bey vns were nur eine figur vnd gespenst / vnd nicht warhafftiger Christus were / vnd als were Christus ohnmechtig / vnd nicht allmechtig. Item / als hette er nur einen einigen winckelort eingenommen / vnd were nicht vberall / vnd trüge nicht alle ding durch sein krefftiges wort. Ja eben also mus es sein nach seiner klugheit / das / wenn wir vnterschiedlich / von den naturen der einigen person reden / so müssen wir dafür angesehen werden / als verleugnen wir die andere natur / vnd wenn wir leugnen / das die Gottheit in jrer Natur gelitten habe / so müsse vns auff gedrungen werden / als leugnen wir auch / das Christus Gott gelitten habe. Item / wenn wir bekennen / das Christi leibliche vmbschriebenheit vnd quantitas, nit an allen orten sey / so müssen wir beschüldiget werden / als leugneten wir / das Christus / der die menschliche natur / so er ein mal angenommen hat / nimmermehr verlesset / nicht an allen orten vberall sey / noch in der zal / da jhrer zween oder drey in seinem Namen versamlet sind / noch in der gleubigen hertzen / etc. Auff diß deß Oecolampadij schreiben / hat Philippus eine antwort gestellet / darinn stehen die wort / welche wir hieher verzeichnen wollen. Denn daraus kan man eigentlich verstehen / worin zu der zeit status huius controuersiae gestanden / vnd das der protestirende Stende Protestation / so zu Speyer geschehen / keines wegs gemeinet / die Sacramentirische lehr zu entschuldigen / viel weniger zuuertheidigen. Vnd sind diß Philippi wort in epistola ad Oecolampadium: Wenn mir ewere meinung vom Abendmal deß HErrn gefiele / so wolte ich schlechts mich dazu bekennen. Ihr streitet dauon / das der leib deß abwesenden Christi / gleich wie in einer Tragoedj / oder in einem Spiel / werde repraesentiret / oder bezeichnet / Ich aber sehe / das Anno 1529.gehandelt sey / das die jetzigen Sacramentirer / die gemeine handlungen der Protestierenden Stende / so felschlich vnd gefehrlich / zu jhrem fürschub vnd vortheil / dermassen / wie gesagt / dörffen anziehen. EBen auff demselben Reichßtage / hat der Churfürst von Sachsen / Philippum Meianchthonem mit sich gegen Speyer genommen / vnd weil derselbige biß daher sich noch nicht offentlich erkleret hatte von dem Sacramentstreit / hat er eben von dannen aus eine epistolam an Oecolampadium geschrieben / vnd dieselbe bald Lateinisch vnd Deutsch drucken lassen. Denn Oecolampadius zuuorn (doch eben in demselbigen jhar / 1529.) an Philippum / vnter andern also geschrieben: Es wil Faber / das man die Sacramentirer sol in die Acht thun vnd proscribiren / vnd eben auff die weise zeigt er an / wie es jhm ein ernst sey vmb den reinen glauben / vnd wie er der Concordien vnd einigkeit rahte / wenn er nemlich crassius, gröber von den Sacramenten redet vnd helt / denn sichs gebüret: vnd damit bringet er zugleich viel sycophanterey vnd verleumbdung herfür / als hielten wir / das Christus bey vns were nur eine figur vnd gespenst / vnd nicht warhafftiger Christus were / vnd als were Christus ohnmechtig / vnd nicht allmechtig. Item / als hette er nur einen einigen winckelort eingenommen / vnd were nicht vberall / vnd trüge nicht alle ding durch sein krefftiges wort. Ja eben also mus es sein nach seiner klugheit / das / wenn wir vnterschiedlich / von den naturen der einigen person reden / so müssen wir dafür angesehen werden / als verleugnen wir die andere natur / vnd wenn wir leugnen / das die Gottheit in jrer Natur gelitten habe / so müsse vns auff gedrungen werden / als leugnen wir auch / das Christus Gott gelitten habe. Item / wenn wir bekennen / das Christi leibliche vmbschriebenheit vnd quantitas, nit an allen orten sey / so müssen wir beschüldiget werden / als leugneten wir / das Christus / der die menschliche natur / so er ein mal angenommen hat / nimmermehr verlesset / nicht an allen orten vberall sey / noch in der zal / da jhrer zween oder drey in seinem Namen versamlet sind / noch in der gleubigen hertzen / etc. Auff diß deß Oecolampadij schreiben / hat Philippus eine antwort gestellet / darinn stehen die wort / welche wir hieher verzeichnen wollen. Denn daraus kan man eigentlich verstehen / worin zu der zeit status huius controuersiae gestanden / vnd das der protestirende Stende Protestation / so zu Speyer geschehen / keines wegs gemeinet / die Sacramentirische lehr zu entschuldigen / viel weniger zuuertheidigen. Vnd sind diß Philippi wort in epistola ad Oecolampadium: Wenn mir ewere meinung vom Abendmal deß HErrn gefiele / so wolte ich schlechts mich dazu bekennen. Ihr streitet dauon / das der leib deß abwesenden Christi / gleich wie in einer Tragoedj / oder in einem Spiel / werde repraesentiret / oder bezeichnet / Ich aber sehe / das <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0106" n="90"/><note place="left">Anno 1529.</note>gehandelt sey / das die jetzigen Sacramentirer / die gemeine handlungen der Protestierenden Stende / so felschlich vnd gefehrlich / zu jhrem fürschub vnd vortheil / dermassen / wie gesagt / dörffen anziehen.</p> <note place="left">Phil. Mel. erklert sich wieder Oecolampadium.</note> <p>EBen auff demselben Reichßtage / hat der Churfürst von Sachsen / Philippum Meianchthonem mit sich gegen Speyer genommen / vnd weil derselbige biß daher sich noch nicht offentlich erkleret hatte von dem Sacramentstreit / hat er eben von dannen aus eine epistolam an Oecolampadium geschrieben / vnd dieselbe bald Lateinisch vnd Deutsch drucken lassen. Denn Oecolampadius zuuorn (doch eben in demselbigen jhar / 1529.) an Philippum / vnter andern also geschrieben: Es wil Faber / das man die Sacramentirer sol in die Acht thun vnd proscribiren / vnd eben auff die weise zeigt er an / wie es jhm ein ernst sey vmb den reinen glauben / vnd wie er der Concordien vnd einigkeit rahte / wenn er nemlich crassius, gröber von den Sacramenten redet vnd helt / denn sichs gebüret: vnd damit bringet er zugleich viel sycophanterey vnd verleumbdung herfür / als hielten wir / das Christus bey vns were nur eine figur vnd gespenst / vnd nicht warhafftiger Christus were / vnd als were Christus ohnmechtig / vnd nicht allmechtig. Item / als hette er nur einen einigen winckelort eingenommen / vnd were nicht vberall / vnd trüge nicht alle ding durch sein krefftiges wort. Ja eben also mus es sein nach seiner klugheit / das / wenn wir vnterschiedlich / von den naturen der einigen person reden / so müssen wir dafür angesehen werden / als verleugnen wir die andere natur / vnd wenn wir leugnen / das die Gottheit in jrer Natur gelitten habe / so müsse vns auff gedrungen werden / als leugnen wir auch / das Christus Gott gelitten habe. Item / wenn wir bekennen / das Christi leibliche vmbschriebenheit vnd quantitas, nit an allen orten sey / so müssen wir beschüldiget werden / als leugneten wir / das Christus / der die menschliche natur / so er ein mal angenommen hat / nimmermehr verlesset / nicht an allen orten vberall sey / noch in der zal / da jhrer zween oder drey in seinem Namen versamlet sind / noch in der gleubigen hertzen / etc.</p> <p>Auff diß deß Oecolampadij schreiben / hat Philippus eine antwort gestellet / darinn stehen die wort / welche wir hieher verzeichnen wollen. Denn daraus kan man eigentlich verstehen / worin zu der zeit status huius controuersiae gestanden / vnd das der protestirende Stende Protestation / so zu Speyer geschehen / keines wegs gemeinet / die Sacramentirische lehr zu entschuldigen / viel weniger zuuertheidigen. Vnd sind diß Philippi wort in epistola ad Oecolampadium: Wenn mir ewere meinung vom Abendmal deß HErrn gefiele / so wolte ich schlechts mich dazu bekennen. Ihr streitet dauon / das der leib deß abwesenden Christi / gleich wie in einer Tragoedj / oder in einem Spiel / werde repraesentiret / oder bezeichnet / Ich aber sehe / das </p> </div> </body> </text> </TEI> [90/0106]
gehandelt sey / das die jetzigen Sacramentirer / die gemeine handlungen der Protestierenden Stende / so felschlich vnd gefehrlich / zu jhrem fürschub vnd vortheil / dermassen / wie gesagt / dörffen anziehen.
Anno 1529. EBen auff demselben Reichßtage / hat der Churfürst von Sachsen / Philippum Meianchthonem mit sich gegen Speyer genommen / vnd weil derselbige biß daher sich noch nicht offentlich erkleret hatte von dem Sacramentstreit / hat er eben von dannen aus eine epistolam an Oecolampadium geschrieben / vnd dieselbe bald Lateinisch vnd Deutsch drucken lassen. Denn Oecolampadius zuuorn (doch eben in demselbigen jhar / 1529.) an Philippum / vnter andern also geschrieben: Es wil Faber / das man die Sacramentirer sol in die Acht thun vnd proscribiren / vnd eben auff die weise zeigt er an / wie es jhm ein ernst sey vmb den reinen glauben / vnd wie er der Concordien vnd einigkeit rahte / wenn er nemlich crassius, gröber von den Sacramenten redet vnd helt / denn sichs gebüret: vnd damit bringet er zugleich viel sycophanterey vnd verleumbdung herfür / als hielten wir / das Christus bey vns were nur eine figur vnd gespenst / vnd nicht warhafftiger Christus were / vnd als were Christus ohnmechtig / vnd nicht allmechtig. Item / als hette er nur einen einigen winckelort eingenommen / vnd were nicht vberall / vnd trüge nicht alle ding durch sein krefftiges wort. Ja eben also mus es sein nach seiner klugheit / das / wenn wir vnterschiedlich / von den naturen der einigen person reden / so müssen wir dafür angesehen werden / als verleugnen wir die andere natur / vnd wenn wir leugnen / das die Gottheit in jrer Natur gelitten habe / so müsse vns auff gedrungen werden / als leugnen wir auch / das Christus Gott gelitten habe. Item / wenn wir bekennen / das Christi leibliche vmbschriebenheit vnd quantitas, nit an allen orten sey / so müssen wir beschüldiget werden / als leugneten wir / das Christus / der die menschliche natur / so er ein mal angenommen hat / nimmermehr verlesset / nicht an allen orten vberall sey / noch in der zal / da jhrer zween oder drey in seinem Namen versamlet sind / noch in der gleubigen hertzen / etc.
Auff diß deß Oecolampadij schreiben / hat Philippus eine antwort gestellet / darinn stehen die wort / welche wir hieher verzeichnen wollen. Denn daraus kan man eigentlich verstehen / worin zu der zeit status huius controuersiae gestanden / vnd das der protestirende Stende Protestation / so zu Speyer geschehen / keines wegs gemeinet / die Sacramentirische lehr zu entschuldigen / viel weniger zuuertheidigen. Vnd sind diß Philippi wort in epistola ad Oecolampadium: Wenn mir ewere meinung vom Abendmal deß HErrn gefiele / so wolte ich schlechts mich dazu bekennen. Ihr streitet dauon / das der leib deß abwesenden Christi / gleich wie in einer Tragoedj / oder in einem Spiel / werde repraesentiret / oder bezeichnet / Ich aber sehe / das
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss. Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |