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Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.

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Auf der Wanderung.

Morgen kommt mit lichtem Grusse,
Und Natur beginnt ein Fest.
Mancher noch mit heißem Kusse
An das Herz was Liebes preßt.
Aber irre und verlassen
Treibt es mich durch Land und Meer.
Was ich innig möcht' umfassen
Führt nicht Mond nicht Sonne her.
In der Blume seh' ichs blühen,
Hör's im Nachtigall-Gesang,
Mit den Sternen seh' ichs ziehen
Still und mild das Thal entlang.
Doch umsonst blickt voll von Thränen
Auge nach ihm himmelwärts.
Ungestillt in bangem Sehnen
Stirbt dahin dieß warme Herz.

Auf der Wanderung.

Morgen kommt mit lichtem Gruſſe,
Und Natur beginnt ein Feſt.
Mancher noch mit heißem Kuſſe
An das Herz was Liebes preßt.
Aber irre und verlaſſen
Treibt es mich durch Land und Meer.
Was ich innig moͤcht' umfaſſen
Fuͤhrt nicht Mond nicht Sonne her.
In der Blume ſeh' ichs bluͤhen,
Hoͤr's im Nachtigall-Geſang,
Mit den Sternen ſeh' ichs ziehen
Still und mild das Thal entlang.
Doch umſonſt blickt voll von Thraͤnen
Auge nach ihm himmelwaͤrts.
Ungeſtillt in bangem Sehnen
Stirbt dahin dieß warme Herz.

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[72/0084] Auf der Wanderung. Morgen kommt mit lichtem Gruſſe, Und Natur beginnt ein Feſt. Mancher noch mit heißem Kuſſe An das Herz was Liebes preßt. Aber irre und verlaſſen Treibt es mich durch Land und Meer. Was ich innig moͤcht' umfaſſen Fuͤhrt nicht Mond nicht Sonne her. In der Blume ſeh' ichs bluͤhen, Hoͤr's im Nachtigall-Geſang, Mit den Sternen ſeh' ichs ziehen Still und mild das Thal entlang. Doch umſonſt blickt voll von Thraͤnen Auge nach ihm himmelwaͤrts. Ungeſtillt in bangem Sehnen Stirbt dahin dieß warme Herz.

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Zitationshilfe: Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_gedichte_1826/84>, abgerufen am 28.04.2024.