Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Gespräch. Erster. Widrig ist mir fürwahr, was schön tönt, ohne zu nützen.Triebe des Hirten Gesang nur eine Mühle des Thals! Zweiter. Widrig ist mir fürwahr der Wind, den die Orgel vergeudet,Wenn, aus der Pfeife gejagt, er nicht Getraide noch stäubt.Dritter. Widrig ist mir fürwahr der Abendglocken Geläute,Treibt es nicht drohend Gewölk' über dem Acker mir weg. Vierter. Widrig ist mir fürwahr jedwedes Bildniß von Marmor,Spendet nicht Wasser sein Mund, trägt es nicht stützend ein Haus.Fünfter. Immer am widrigsten bleibt der Schein des Monds undder Sterne, Nicht ein Körnlein, bei Gott! weckt ihr unpraktischer Stral.Geſpraͤch. Erſter. Widrig iſt mir fuͤrwahr, was ſchoͤn toͤnt, ohne zu nuͤtzen.Triebe des Hirten Geſang nur eine Muͤhle des Thals! Zweiter. Widrig iſt mir fuͤrwahr der Wind, den die Orgel vergeudet,Wenn, aus der Pfeife gejagt, er nicht Getraide noch ſtaͤubt.Dritter. Widrig iſt mir fuͤrwahr der Abendglocken Gelaͤute,Treibt es nicht drohend Gewoͤlk' uͤber dem Acker mir weg. Vierter. Widrig iſt mir fuͤrwahr jedwedes Bildniß von Marmor,Spendet nicht Waſſer ſein Mund, traͤgt es nicht ſtuͤtzend ein Haus.Fuͤnfter. Immer am widrigſten bleibt der Schein des Monds undder Sterne, Nicht ein Koͤrnlein, bei Gott! weckt ihr unpraktiſcher Stral.<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0083" n="71"/> <lg type="poem"> <head><hi rendition="#g">Geſpraͤch</hi>.</head><lb/> <l> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </l> <lg n="1"> <head><hi rendition="#g">Erſter</hi>.</head><lb/> <l>Widrig iſt mir fuͤrwahr, was ſchoͤn toͤnt, ohne zu nuͤtzen.</l><lb/> <l rendition="#et">Triebe des Hirten Geſang nur eine Muͤhle des Thals!</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <head><hi rendition="#g">Zweiter</hi>.</head><lb/> <l>Widrig iſt mir fuͤrwahr der Wind, den die Orgel vergeudet,</l><lb/> <l rendition="#et">Wenn, aus der Pfeife gejagt, er nicht Getraide noch</l><lb/> <l>ſtaͤubt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <head><hi rendition="#g">Dritter</hi>.</head><lb/> <l>Widrig iſt mir fuͤrwahr der Abendglocken Gelaͤute,</l><lb/> <l rendition="#et">Treibt es nicht drohend Gewoͤlk' uͤber dem Acker mir weg.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <head><hi rendition="#g">Vierter</hi>.</head><lb/> <l>Widrig iſt mir fuͤrwahr jedwedes Bildniß von Marmor,</l><lb/> <l rendition="#et">Spendet nicht Waſſer ſein Mund, traͤgt es nicht ſtuͤtzend</l><lb/> <l>ein Haus.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <head><hi rendition="#g">Fuͤnfter</hi>.</head><lb/> <l>Immer am widrigſten bleibt der Schein des Monds und</l><lb/> <l>der Sterne,</l><lb/> <l rendition="#et">Nicht ein Koͤrnlein, bei Gott! weckt ihr unpraktiſcher</l><lb/> <l>Stral.</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [71/0083]
Geſpraͤch.
Erſter.
Widrig iſt mir fuͤrwahr, was ſchoͤn toͤnt, ohne zu nuͤtzen.
Triebe des Hirten Geſang nur eine Muͤhle des Thals!
Zweiter.
Widrig iſt mir fuͤrwahr der Wind, den die Orgel vergeudet,
Wenn, aus der Pfeife gejagt, er nicht Getraide noch
ſtaͤubt.
Dritter.
Widrig iſt mir fuͤrwahr der Abendglocken Gelaͤute,
Treibt es nicht drohend Gewoͤlk' uͤber dem Acker mir weg.
Vierter.
Widrig iſt mir fuͤrwahr jedwedes Bildniß von Marmor,
Spendet nicht Waſſer ſein Mund, traͤgt es nicht ſtuͤtzend
ein Haus.
Fuͤnfter.
Immer am widrigſten bleibt der Schein des Monds und
der Sterne,
Nicht ein Koͤrnlein, bei Gott! weckt ihr unpraktiſcher
Stral.
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