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Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.

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Was er dann sagte, ach! ich kann es nicht nachsagen --
Doch fühl' ich's tief, ja süß ist mir der Tod,
Seit er mir jenen Kuß der ew'gen Brautnacht bot.
Elsbeth. (tritt näher.)
Liebe Mutter! was sprachet ihr da?
Die Frau.
Ich sprach nichts.
Elsbeth.
O liebe Mutter! laßt ihn bey seinen Todten, kommt
zu uns zu diesen Blumen! Seht nur, wie sie duften, wie
sie blühen! es ist eine Freude, sie anzusehen!

(Bricht Blumen ab.)
Diese Rose, seht nur Mutter! die hab' ich euch gepflückt.
Diesen Stern, Gärtner! geb' ich euch, den Rosmarin --
will ich für mich behalten.

(Sie theilt die Blumen aus.)
Kommt, laßt es euch nicht bange seyn, Mutter! Seht
nur die Blumen an, und ihr müßt euch freuen! -- Vater
will nichts von Blumen. -- --
Der Gärtner.
Wo ist euer Mann?
Die Frau.
Vier Tage lang war er nicht mehr zu sehen. Nachbarn
erzählten, daß sie ihn einmal im fernen Walde gesehen am
schwarzen See sitzend. Einige, so ihm nicht wohl wollen,
flüstern einander zu, daß sie gesehen hätten, wie er nächt-
lich, vom Kirchhofe aus, über die Berge hingeflogen sey,
und daß ihn dieß der böse Feind gelehrt.

Gestern in der Nacht, ich lag in Thränen auf meinem
Was er dann ſagte, ach! ich kann es nicht nachſagen —
Doch fuͤhl' ich's tief, ja ſuͤß iſt mir der Tod,
Seit er mir jenen Kuß der ew'gen Brautnacht bot.
Elsbeth. (tritt naͤher.)
Liebe Mutter! was ſprachet ihr da?
Die Frau.
Ich ſprach nichts.
Elsbeth.
O liebe Mutter! laßt ihn bey ſeinen Todten, kommt
zu uns zu dieſen Blumen! Seht nur, wie ſie duften, wie
ſie bluͤhen! es iſt eine Freude, ſie anzuſehen!

(Bricht Blumen ab.)
Dieſe Roſe, ſeht nur Mutter! die hab' ich euch gepfluͤckt.
Dieſen Stern, Gaͤrtner! geb' ich euch, den Rosmarin —
will ich fuͤr mich behalten.

(Sie theilt die Blumen aus.)
Kommt, laßt es euch nicht bange ſeyn, Mutter! Seht
nur die Blumen an, und ihr muͤßt euch freuen! — Vater
will nichts von Blumen. — —
Der Gaͤrtner.
Wo iſt euer Mann?
Die Frau.
Vier Tage lang war er nicht mehr zu ſehen. Nachbarn
erzaͤhlten, daß ſie ihn einmal im fernen Walde geſehen am
ſchwarzen See ſitzend. Einige, ſo ihm nicht wohl wollen,
fluͤſtern einander zu, daß ſie geſehen haͤtten, wie er naͤcht-
lich, vom Kirchhofe aus, uͤber die Berge hingeflogen ſey,
und daß ihn dieß der boͤſe Feind gelehrt.

Geſtern in der Nacht, ich lag in Thraͤnen auf meinem
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[218/0230] Was er dann ſagte, ach! ich kann es nicht nachſagen — Doch fuͤhl' ich's tief, ja ſuͤß iſt mir der Tod, Seit er mir jenen Kuß der ew'gen Brautnacht bot. Elsbeth. (tritt naͤher.) Liebe Mutter! was ſprachet ihr da? Die Frau. Ich ſprach nichts. Elsbeth. O liebe Mutter! laßt ihn bey ſeinen Todten, kommt zu uns zu dieſen Blumen! Seht nur, wie ſie duften, wie ſie bluͤhen! es iſt eine Freude, ſie anzuſehen! (Bricht Blumen ab.) Dieſe Roſe, ſeht nur Mutter! die hab' ich euch gepfluͤckt. Dieſen Stern, Gaͤrtner! geb' ich euch, den Rosmarin — will ich fuͤr mich behalten. (Sie theilt die Blumen aus.) Kommt, laßt es euch nicht bange ſeyn, Mutter! Seht nur die Blumen an, und ihr muͤßt euch freuen! — Vater will nichts von Blumen. — — Der Gaͤrtner. Wo iſt euer Mann? Die Frau. Vier Tage lang war er nicht mehr zu ſehen. Nachbarn erzaͤhlten, daß ſie ihn einmal im fernen Walde geſehen am ſchwarzen See ſitzend. Einige, ſo ihm nicht wohl wollen, fluͤſtern einander zu, daß ſie geſehen haͤtten, wie er naͤcht- lich, vom Kirchhofe aus, uͤber die Berge hingeflogen ſey, und daß ihn dieß der boͤſe Feind gelehrt. Geſtern in der Nacht, ich lag in Thraͤnen auf meinem

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Zitationshilfe: Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_gedichte_1826/230>, abgerufen am 24.11.2024.