Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.St. Walderichs Kapelle zu Murrhardt. In alter Burg auf wolk'ger Höh' Der fromme Kaiser Ludwig saß, Er trug im Herzen manches Weh, Vom Schmerz er nimmermehr genas. Wohl sang durch Waldes Einsamkeit Mit süßem Ton die Nachtigall, Doch nicht verscheucht des Kaisers Leid In stiller Nacht der liebe Schall. Wohl sah des Mondes milder Schein Durch manchen dichtbelaubten Baum, Der Kaiser schlief in Thränen ein, Doch träumt' er wundersamen Traum. Bei einem Kreutz im grünen Thal, Da sah er einen Greisen knien, Das Haupt bekrönt mit heil'gem Stral, Zu seinen Füßen Lilien blüh'n. Vom Himmel eine Stimme ruft:
"Folg' ihm, er wird dein Helfer seyn!" Da ward so glänzend blau die Luft, Aufblüht' das Thal in Duft und Schein. St. Walderichs Kapelle zu Murrhardt. In alter Burg auf wolk'ger Hoͤh' Der fromme Kaiſer Ludwig ſaß, Er trug im Herzen manches Weh, Vom Schmerz er nimmermehr genas. Wohl ſang durch Waldes Einſamkeit Mit ſuͤßem Ton die Nachtigall, Doch nicht verſcheucht des Kaiſers Leid In ſtiller Nacht der liebe Schall. Wohl ſah des Mondes milder Schein Durch manchen dichtbelaubten Baum, Der Kaiſer ſchlief in Thraͤnen ein, Doch traͤumt' er wunderſamen Traum. Bei einem Kreutz im gruͤnen Thal, Da ſah er einen Greiſen knien, Das Haupt bekroͤnt mit heil'gem Stral, Zu ſeinen Fuͤßen Lilien bluͤh'n. Vom Himmel eine Stimme ruft:
„Folg' ihm, er wird dein Helfer ſeyn!“ Da ward ſo glaͤnzend blau die Luft, Aufbluͤht' das Thal in Duft und Schein. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0190" n="178"/> <lg type="poem"> <head>St. Walderichs Kapelle zu Murrhardt.</head><lb/> <l> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </l> <lg n="1"> <l>In alter Burg auf wolk'ger Hoͤh'</l><lb/> <l>Der fromme Kaiſer Ludwig ſaß,</l><lb/> <l>Er trug im Herzen manches Weh,</l><lb/> <l>Vom Schmerz er nimmermehr genas.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wohl ſang durch Waldes Einſamkeit</l><lb/> <l>Mit ſuͤßem Ton die Nachtigall,</l><lb/> <l>Doch nicht verſcheucht des Kaiſers Leid</l><lb/> <l>In ſtiller Nacht der liebe Schall.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Wohl ſah des Mondes milder Schein</l><lb/> <l>Durch manchen dichtbelaubten Baum,</l><lb/> <l>Der Kaiſer ſchlief in Thraͤnen ein,</l><lb/> <l>Doch traͤumt' er wunderſamen Traum.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Bei einem Kreutz im gruͤnen Thal,</l><lb/> <l>Da ſah er einen Greiſen knien,</l><lb/> <l>Das Haupt bekroͤnt mit heil'gem Stral,</l><lb/> <l>Zu ſeinen Fuͤßen Lilien bluͤh'n.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Vom Himmel eine Stimme ruft:</l><lb/> <l>„Folg' ihm, er wird dein Helfer ſeyn!“</l><lb/> <l>Da ward ſo glaͤnzend blau die Luft,</l><lb/> <l>Aufbluͤht' das Thal in Duft und Schein.</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </body> </text> </TEI> [178/0190]
St. Walderichs Kapelle zu Murrhardt.
In alter Burg auf wolk'ger Hoͤh'
Der fromme Kaiſer Ludwig ſaß,
Er trug im Herzen manches Weh,
Vom Schmerz er nimmermehr genas.
Wohl ſang durch Waldes Einſamkeit
Mit ſuͤßem Ton die Nachtigall,
Doch nicht verſcheucht des Kaiſers Leid
In ſtiller Nacht der liebe Schall.
Wohl ſah des Mondes milder Schein
Durch manchen dichtbelaubten Baum,
Der Kaiſer ſchlief in Thraͤnen ein,
Doch traͤumt' er wunderſamen Traum.
Bei einem Kreutz im gruͤnen Thal,
Da ſah er einen Greiſen knien,
Das Haupt bekroͤnt mit heil'gem Stral,
Zu ſeinen Fuͤßen Lilien bluͤh'n.
Vom Himmel eine Stimme ruft:
„Folg' ihm, er wird dein Helfer ſeyn!“
Da ward ſo glaͤnzend blau die Luft,
Aufbluͤht' das Thal in Duft und Schein.
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