Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Der Pilger. Ich hieng mit heißer Liebe An einem ird'schen Bild, Das ach! mit eitlem Triebe Das schwache Herz erfüllt, Es schwand des Lebens Frieden, Und matt blieb ich hienieden. Da blickt ich ach mit Thränen Hinaus wol in die Welt, Es stillte nicht mein Sehnen, Was frommem Sinn gefällt, Wol standen Mond und Sterne Kalt in der schwarzen Ferne. Mich und die Welt zu fliehen, Faßt' ich den Wanderstab, Viel Blumen sah ich blühen, Doch keine brach ich ab, Mich trieb ein banges Ahnen Nach ungewohnten Bahnen. Da blickt von Bergeshöhen Mir ach! so neu, so mild, Als hätt' ich's nie gesehen, Der Pilger. Ich hieng mit heißer Liebe An einem ird'ſchen Bild, Das ach! mit eitlem Triebe Das ſchwache Herz erfuͤllt, Es ſchwand des Lebens Frieden, Und matt blieb ich hienieden. Da blickt ich ach mit Thraͤnen Hinaus wol in die Welt, Es ſtillte nicht mein Sehnen, Was frommem Sinn gefaͤllt, Wol ſtanden Mond und Sterne Kalt in der ſchwarzen Ferne. Mich und die Welt zu fliehen, Faßt' ich den Wanderſtab, Viel Blumen ſah ich bluͤhen, Doch keine brach ich ab, Mich trieb ein banges Ahnen Nach ungewohnten Bahnen. Da blickt von Bergeshoͤhen Mir ach! ſo neu, ſo mild, Als haͤtt' ich's nie geſehen, <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0165" n="153"/> <lg type="poem"> <head><hi rendition="#g">Der Pilger</hi>.</head><lb/> <l> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </l> <lg n="1"> <l>Ich hieng mit heißer Liebe</l><lb/> <l>An einem ird'ſchen Bild,</l><lb/> <l>Das ach! mit eitlem Triebe</l><lb/> <l>Das ſchwache Herz erfuͤllt,</l><lb/> <l>Es ſchwand des Lebens Frieden,</l><lb/> <l>Und matt blieb ich hienieden.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Da blickt ich ach mit Thraͤnen</l><lb/> <l>Hinaus wol in die Welt,</l><lb/> <l>Es ſtillte nicht mein Sehnen,</l><lb/> <l>Was frommem Sinn gefaͤllt,</l><lb/> <l>Wol ſtanden Mond und Sterne</l><lb/> <l>Kalt in der ſchwarzen Ferne.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Mich und die Welt zu fliehen,</l><lb/> <l>Faßt' ich den Wanderſtab,</l><lb/> <l>Viel Blumen ſah ich bluͤhen,</l><lb/> <l>Doch keine brach ich ab,</l><lb/> <l>Mich trieb ein banges Ahnen</l><lb/> <l>Nach ungewohnten Bahnen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Da blickt von Bergeshoͤhen</l><lb/> <l>Mir ach! ſo neu, ſo mild,</l><lb/> <l>Als haͤtt' ich's nie geſehen,</l><lb/> <l> </l> </lg> </lg> </body> </text> </TEI> [153/0165]
Der Pilger.
Ich hieng mit heißer Liebe
An einem ird'ſchen Bild,
Das ach! mit eitlem Triebe
Das ſchwache Herz erfuͤllt,
Es ſchwand des Lebens Frieden,
Und matt blieb ich hienieden.
Da blickt ich ach mit Thraͤnen
Hinaus wol in die Welt,
Es ſtillte nicht mein Sehnen,
Was frommem Sinn gefaͤllt,
Wol ſtanden Mond und Sterne
Kalt in der ſchwarzen Ferne.
Mich und die Welt zu fliehen,
Faßt' ich den Wanderſtab,
Viel Blumen ſah ich bluͤhen,
Doch keine brach ich ab,
Mich trieb ein banges Ahnen
Nach ungewohnten Bahnen.
Da blickt von Bergeshoͤhen
Mir ach! ſo neu, ſo mild,
Als haͤtt' ich's nie geſehen,
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