Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826."Ihr Reiche hörts! nun ist verschwunden "Sie, euer Stolz, Sie, aller Hort! "Kniet! schwört: das Band, das Sie gebunden, "Ein Heiligthum zu binden fort." Wie Well' an Well', schlag Zähr' an Zähre; Wehlaut! fahr über Land und Meer, Ruf aus: "Ihr Länder und ihre Meere! O trauret all'! Sie ist nicht mehr!" Wie jubelt's laut in Sternenhallen! Wie flammt in Lust des Himmels Zelt! Bei uns, wie ist es öd, zerfallen! Wie ohne Heimat jezt die Welt! 2. Aufflog Sie nun zur ew'gen Sternenhalle, Dahin, woher Sie segnend einst gekommen, Wir aber steh'n, erkrankt in Thränen alle, Kein Trost, kein Heilkraut kann uns Armen frommen. Doch wie wir steh'n, so jedes Trosts benommen,
Ertönt's zu uns mit himmlisch süßem Schalle! "Schaut himmelan! ich bin euch ja geblieben! "Ein Schutzgeist schwe'b ich waltend ob euch Lieben." „Ihr Reiche hoͤrts! nun iſt verſchwunden „Sie, euer Stolz, Sie, aller Hort! „Kniet! ſchwoͤrt: das Band, das Sie gebunden, „Ein Heiligthum zu binden fort.“ Wie Well' an Well', ſchlag Zaͤhr' an Zaͤhre; Wehlaut! fahr uͤber Land und Meer, Ruf aus: „Ihr Laͤnder und ihre Meere! O trauret all'! Sie iſt nicht mehr!“ Wie jubelt's laut in Sternenhallen! Wie flammt in Luſt des Himmels Zelt! Bei uns, wie iſt es oͤd, zerfallen! Wie ohne Heimat jezt die Welt! 2. Aufflog Sie nun zur ew'gen Sternenhalle, Dahin, woher Sie ſegnend einſt gekommen, Wir aber ſteh'n, erkrankt in Thraͤnen alle, Kein Troſt, kein Heilkraut kann uns Armen frommen. Doch wie wir ſteh'n, ſo jedes Troſts benommen,
Ertoͤnt's zu uns mit himmliſch ſuͤßem Schalle! „Schaut himmelan! ich bin euch ja geblieben! „Ein Schutzgeiſt ſchwe'b ich waltend ob euch Lieben.“ <TEI> <text> <body> <lg type="poem"> <lg type="poem" n="1"> <l> <pb facs="#f0102" n="90"/> </l> <lg n="6"> <l>„Ihr Reiche hoͤrts! nun iſt verſchwunden</l><lb/> <l>„Sie, euer Stolz, Sie, aller Hort!</l><lb/> <l>„Kniet! ſchwoͤrt: das Band, das Sie gebunden,</l><lb/> <l>„Ein Heiligthum zu binden fort.“</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Wie Well' an Well', ſchlag Zaͤhr' an Zaͤhre;</l><lb/> <l>Wehlaut! fahr uͤber Land und Meer,</l><lb/> <l>Ruf aus: „Ihr Laͤnder und ihre Meere!</l><lb/> <l>O trauret all'! Sie iſt nicht mehr!“</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Wie jubelt's laut in Sternenhallen!</l><lb/> <l>Wie flammt in Luſt des Himmels Zelt!</l><lb/> <l>Bei uns, wie iſt es oͤd, zerfallen!</l><lb/> <l>Wie ohne Heimat jezt die Welt!</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem" n="2"> <head>2.</head><lb/> <lg n="1"> <l>Aufflog Sie nun zur ew'gen Sternenhalle,</l><lb/> <l>Dahin, woher Sie ſegnend einſt gekommen,</l><lb/> <l>Wir aber ſteh'n, erkrankt in Thraͤnen alle,</l><lb/> <l>Kein Troſt, kein Heilkraut kann uns Armen frommen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Doch wie wir ſteh'n, ſo jedes Troſts benommen,</l><lb/> <l>Ertoͤnt's zu uns mit himmliſch ſuͤßem Schalle!</l><lb/> <l>„Schaut himmelan! ich bin euch ja geblieben!</l><lb/> <l>„Ein Schutzgeiſt ſchwe'b ich waltend ob euch Lieben.“</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </lg> </body> </text> </TEI> [90/0102]
„Ihr Reiche hoͤrts! nun iſt verſchwunden
„Sie, euer Stolz, Sie, aller Hort!
„Kniet! ſchwoͤrt: das Band, das Sie gebunden,
„Ein Heiligthum zu binden fort.“
Wie Well' an Well', ſchlag Zaͤhr' an Zaͤhre;
Wehlaut! fahr uͤber Land und Meer,
Ruf aus: „Ihr Laͤnder und ihre Meere!
O trauret all'! Sie iſt nicht mehr!“
Wie jubelt's laut in Sternenhallen!
Wie flammt in Luſt des Himmels Zelt!
Bei uns, wie iſt es oͤd, zerfallen!
Wie ohne Heimat jezt die Welt!
2.
Aufflog Sie nun zur ew'gen Sternenhalle,
Dahin, woher Sie ſegnend einſt gekommen,
Wir aber ſteh'n, erkrankt in Thraͤnen alle,
Kein Troſt, kein Heilkraut kann uns Armen frommen.
Doch wie wir ſteh'n, ſo jedes Troſts benommen,
Ertoͤnt's zu uns mit himmliſch ſuͤßem Schalle!
„Schaut himmelan! ich bin euch ja geblieben!
„Ein Schutzgeiſt ſchwe'b ich waltend ob euch Lieben.“
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