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Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.

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Nun ist Sie erst um uns und bey uns allen,
Von keinem mehr getrennt durch Thal und Höhen;
Wo Seufzer stöhnen, heiße Thränen fallen,
Verlaßne Arme still zum Himmel flehen,
Da wird man hören oft ein leises Wallen,
Wird ungehoffte Hülfe staunend sehen.
Dann fraget nicht: woher ist das gekommen?
Es kam von ihr, dem Schutzgeist aller Frommen.

3.
Die Glocken haben ausgeklungen,
Die schwarzen Kleider zog man aus,
Und Blum' und Blüthe ist gedrungen
Glanzreich an's Licht aus dunklem Haus.
Mag noch so bunt die Aue prangen,
Steht paradiesisch Feld und Hain,
Der Schmerz, daß Sie von uns gegangen,
Der dringt in's Herz durch Blüthen ein.
Doch ist's, als käm von Ihr gesendet
Der Blüthenhimmel reich und klar,
Wie Sie den Saamen mild gespendet,
Die Heilige im Leidensjahr.
Nun iſt Sie erſt um uns und bey uns allen,
Von keinem mehr getrennt durch Thal und Hoͤhen;
Wo Seufzer ſtoͤhnen, heiße Thraͤnen fallen,
Verlaßne Arme ſtill zum Himmel flehen,
Da wird man hoͤren oft ein leiſes Wallen,
Wird ungehoffte Huͤlfe ſtaunend ſehen.
Dann fraget nicht: woher iſt das gekommen?
Es kam von ihr, dem Schutzgeiſt aller Frommen.

3.
Die Glocken haben ausgeklungen,
Die ſchwarzen Kleider zog man aus,
Und Blum' und Bluͤthe iſt gedrungen
Glanzreich an's Licht aus dunklem Haus.
Mag noch ſo bunt die Aue prangen,
Steht paradieſiſch Feld und Hain,
Der Schmerz, daß Sie von uns gegangen,
Der dringt in's Herz durch Bluͤthen ein.
Doch iſt's, als kaͤm von Ihr geſendet
Der Bluͤthenhimmel reich und klar,
Wie Sie den Saamen mild geſpendet,
Die Heilige im Leidensjahr.
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[91/0103] Nun iſt Sie erſt um uns und bey uns allen, Von keinem mehr getrennt durch Thal und Hoͤhen; Wo Seufzer ſtoͤhnen, heiße Thraͤnen fallen, Verlaßne Arme ſtill zum Himmel flehen, Da wird man hoͤren oft ein leiſes Wallen, Wird ungehoffte Huͤlfe ſtaunend ſehen. Dann fraget nicht: woher iſt das gekommen? Es kam von ihr, dem Schutzgeiſt aller Frommen. 3. Die Glocken haben ausgeklungen, Die ſchwarzen Kleider zog man aus, Und Blum' und Bluͤthe iſt gedrungen Glanzreich an's Licht aus dunklem Haus. Mag noch ſo bunt die Aue prangen, Steht paradieſiſch Feld und Hain, Der Schmerz, daß Sie von uns gegangen, Der dringt in's Herz durch Bluͤthen ein. Doch iſt's, als kaͤm von Ihr geſendet Der Bluͤthenhimmel reich und klar, Wie Sie den Saamen mild geſpendet, Die Heilige im Leidensjahr.

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Zitationshilfe: Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_gedichte_1826/103>, abgerufen am 04.05.2024.