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Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.

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Nach Katharinas Tod.

1.
O seel'ge Herrin! Stern aus Norden,
Der sich einst mild zu uns gewandt,
Du, die zum Liebesstern geworden
Dem hoffenden, dem armen Land,
Bist schon verschwunden, kaum gekommen,
Ein Morgen über Thal und Höh'n,
Und Deine Saat, des Lichts benommen,
Muß nun im Keime traurend steh'n.
Wie liegt es bang auf jedem Herzen!
Wie thun es tausend Thränen kund!
Und wer da spricht, der spricht von Schmerzen,
Und, wie sein Innres tödtlich wund.
Wohl manchem ist's, als könnt' er scheiden
Fortan mit Lust von Herd und Haus,
Als löschten mit Dir alle Freuden,
Jedwedes Licht auf einmal aus.
Ihr Glocken mit geweihtem Schalle!
Ruft durch die traurend stille Luft:
"Ihr Arme! kniet und betet alle!
"Hörts! eure Mutter deckt die Gruft!"
Nach Katharinas Tod.

1.
O ſeel'ge Herrin! Stern aus Norden,
Der ſich einſt mild zu uns gewandt,
Du, die zum Liebesſtern geworden
Dem hoffenden, dem armen Land,
Biſt ſchon verſchwunden, kaum gekommen,
Ein Morgen uͤber Thal und Hoͤh'n,
Und Deine Saat, des Lichts benommen,
Muß nun im Keime traurend ſteh'n.
Wie liegt es bang auf jedem Herzen!
Wie thun es tauſend Thraͤnen kund!
Und wer da ſpricht, der ſpricht von Schmerzen,
Und, wie ſein Innres toͤdtlich wund.
Wohl manchem iſt's, als koͤnnt' er ſcheiden
Fortan mit Luſt von Herd und Haus,
Als loͤſchten mit Dir alle Freuden,
Jedwedes Licht auf einmal aus.
Ihr Glocken mit geweihtem Schalle!
Ruft durch die traurend ſtille Luft:
„Ihr Arme! kniet und betet alle!
„Hoͤrts! eure Mutter deckt die Gruft!“
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[[89]/0101] Nach Katharinas Tod. 1. O ſeel'ge Herrin! Stern aus Norden, Der ſich einſt mild zu uns gewandt, Du, die zum Liebesſtern geworden Dem hoffenden, dem armen Land, Biſt ſchon verſchwunden, kaum gekommen, Ein Morgen uͤber Thal und Hoͤh'n, Und Deine Saat, des Lichts benommen, Muß nun im Keime traurend ſteh'n. Wie liegt es bang auf jedem Herzen! Wie thun es tauſend Thraͤnen kund! Und wer da ſpricht, der ſpricht von Schmerzen, Und, wie ſein Innres toͤdtlich wund. Wohl manchem iſt's, als koͤnnt' er ſcheiden Fortan mit Luſt von Herd und Haus, Als loͤſchten mit Dir alle Freuden, Jedwedes Licht auf einmal aus. Ihr Glocken mit geweihtem Schalle! Ruft durch die traurend ſtille Luft: „Ihr Arme! kniet und betet alle! „Hoͤrts! eure Mutter deckt die Gruft!“

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Zitationshilfe: Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. [89]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_gedichte_1826/101>, abgerufen am 22.11.2024.