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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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§. 151. Volumetr. Probe v. Margueritte.
der Ueberführung des Eisenoxyduls in Oxyd mittelst Chamäleons
in schwach saurer schwefelsaurer Lösung nach der Formel:
10 Fe S + K Mn + 8 S H = K S + 2 Mn S + 5 Fe S3 + 8 H.
Man kann die nach S. 142 dargestellte Chamäleonlösung direct
anwenden, bereitet sich aber daraus besser Krystalle durch Ab-
dampfen, Abkühlen, Krystallisirenlassen und Entfernung der
Mutterlauge auf einer Gypsplatte. Eine aus solchen Krystallen
hergestellte Lösung verändert sich weniger durch Zersetzung
(S. 234).

Zur Bestimmung des Titers der ChamäleonlösungTiter des
Chamäleons.

löst man 0,2 Grmm. Claviersaitendraht1) in einem langhalsigen
Kolben mit Kautschukventil und Kohlensäureatmosphäre (S. 351)
in verdünnter Schwefelsäure, giesst, wenn man die Operation
nicht in dem Kolben beendigen will, die Lösung rasch in ein
Becherglas, spült den Kolben mit luftfreiem destillirten Wasser
nach, verdünnt bis zu etwa 200 C. C. und fügt zu der völlig
erkalteten
und nur wenig sauren Lösung, nachdem das
Glas auf weisses Papier gesetzt worden, aus einer Stopfbürette
(Taf. VI. Fig. 119), nicht aus einer Quetschhahnbürette (Taf. VII.
Fig. 135), so lange Chamäleonlösung unter Umrühren oder Um-
schwenken der Eisenlösung hinzu, als sich dieselbe nicht mehr
entfärbt, sondern der letzte Tropfen eine bleibende röthliche
Färbung erzeugt, welche einige Minuten anhalten muss und erst
bei längerem Stehen der Flüssigkeit völlig verschwinden darf.
Während die rothe Farbe des Chamäleons anfangs beim Um-
rühren sofort verschwindet, so gehen die gebildeten rothen
Wolken um so langsamer weg, je näher das Reactionsende
heranrückt und dann muss man mit dem Zusatz um so vor-
sichtiger sein. Man liest hierauf die verbrauchten C.C. Chamä-
leonlösung ab und wiederholt wohl den Versuch zur Controle

1) Der Claviersaitendraht enthält 99,5--99,7 % reines Eisen, weshalb
man für ganz genaue Analysen wohl galvanisch niedergeschlagenes Eisen oder
constant zusammengesetzte, möglichst unveränderliche Eisensalze verwendet,
z. B. Eisenvitriol mit 20,14 % Eisen (auf die S. 139 angegebene Weise
mittelst Alkohols zubereitet) oder schwefelsaures Eisenoxydul-Am-
moniak
NH4 S + Fe S + 6 H mit 14,286 % Eisen, von welchem letzteren
man zur Titerstellung 1,4 Grmm. in 200 C.C. Wasser löst, 20 C.C. verdünnte
Schwefelsäure und dann die Chamäleonlösung hinzufügt. Da dieses Eisensalz
gerade 1/7 seines Gewichts Eisen enthält, so giebt die Menge desselben,
durch 7mal der Anzahl der verbrauchten C.C. dividirt, die Menge Eisen an,
welche von 1 C.C. Chamäleonlösung aus Oxydul in Oxyd verwandelt wird.
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§. 151. Volumetr. Probe v. Margueritte.
der Ueberführung des Eisenoxyduls in Oxyd mittelst Chamäleons
in schwach saurer schwefelsaurer Lösung nach der Formel:
10 Fe S + K Mn + 8 S H = K S + 2 Mn S + 5 Fe S3 + 8 H.
Man kann die nach S. 142 dargestellte Chamäleonlösung direct
anwenden, bereitet sich aber daraus besser Krystalle durch Ab-
dampfen, Abkühlen, Krystallisirenlassen und Entfernung der
Mutterlauge auf einer Gypsplatte. Eine aus solchen Krystallen
hergestellte Lösung verändert sich weniger durch Zersetzung
(S. 234).

Zur Bestimmung des Titers der ChamäleonlösungTiter des
Chamäleons.

löst man 0,2 Grmm. Claviersaitendraht1) in einem langhalsigen
Kolben mit Kautschukventil und Kohlensäureatmosphäre (S. 351)
in verdünnter Schwefelsäure, giesst, wenn man die Operation
nicht in dem Kolben beendigen will, die Lösung rasch in ein
Becherglas, spült den Kolben mit luftfreiem destillirten Wasser
nach, verdünnt bis zu etwa 200 C. C. und fügt zu der völlig
erkalteten
und nur wenig sauren Lösung, nachdem das
Glas auf weisses Papier gesetzt worden, aus einer Stopfbürette
(Taf. VI. Fig. 119), nicht aus einer Quetschhahnbürette (Taf. VII.
Fig. 135), so lange Chamäleonlösung unter Umrühren oder Um-
schwenken der Eisenlösung hinzu, als sich dieselbe nicht mehr
entfärbt, sondern der letzte Tropfen eine bleibende röthliche
Färbung erzeugt, welche einige Minuten anhalten muss und erst
bei längerem Stehen der Flüssigkeit völlig verschwinden darf.
Während die rothe Farbe des Chamäleons anfangs beim Um-
rühren sofort verschwindet, so gehen die gebildeten rothen
Wolken um so langsamer weg, je näher das Reactionsende
heranrückt und dann muss man mit dem Zusatz um so vor-
sichtiger sein. Man liest hierauf die verbrauchten C.C. Chamä-
leonlösung ab und wiederholt wohl den Versuch zur Controle

1) Der Claviersaitendraht enthält 99,5—99,7 % reines Eisen, weshalb
man für ganz genaue Analysen wohl galvanisch niedergeschlagenes Eisen oder
constant zusammengesetzte, möglichst unveränderliche Eisensalze verwendet,
z. B. Eisenvitriol mit 20,14 % Eisen (auf die S. 139 angegebene Weise
mittelst Alkohols zubereitet) oder schwefelsaures Eisenoxydul-Am-
moniak
NH4 S + Fe S + 6 H mit 14,286 % Eisen, von welchem letzteren
man zur Titerstellung 1,4 Grmm. in 200 C.C. Wasser löst, 20 C.C. verdünnte
Schwefelsäure und dann die Chamäleonlösung hinzufügt. Da dieses Eisensalz
gerade 1/7 seines Gewichts Eisen enthält, so giebt die Menge desselben,
durch 7mal der Anzahl der verbrauchten C.C. dividirt, die Menge Eisen an,
welche von 1 C.C. Chamäleonlösung aus Oxydul in Oxyd verwandelt wird.
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[355/0393] §. 151. Volumetr. Probe v. Margueritte. der Ueberführung des Eisenoxyduls in Oxyd mittelst Chamäleons in schwach saurer schwefelsaurer Lösung nach der Formel: 10 Fe S + K Mn + 8 S H = K S + 2 Mn S + 5 Fe S3 + 8 H. Man kann die nach S. 142 dargestellte Chamäleonlösung direct anwenden, bereitet sich aber daraus besser Krystalle durch Ab- dampfen, Abkühlen, Krystallisirenlassen und Entfernung der Mutterlauge auf einer Gypsplatte. Eine aus solchen Krystallen hergestellte Lösung verändert sich weniger durch Zersetzung (S. 234). Zur Bestimmung des Titers der Chamäleonlösung löst man 0,2 Grmm. Claviersaitendraht 1) in einem langhalsigen Kolben mit Kautschukventil und Kohlensäureatmosphäre (S. 351) in verdünnter Schwefelsäure, giesst, wenn man die Operation nicht in dem Kolben beendigen will, die Lösung rasch in ein Becherglas, spült den Kolben mit luftfreiem destillirten Wasser nach, verdünnt bis zu etwa 200 C. C. und fügt zu der völlig erkalteten und nur wenig sauren Lösung, nachdem das Glas auf weisses Papier gesetzt worden, aus einer Stopfbürette (Taf. VI. Fig. 119), nicht aus einer Quetschhahnbürette (Taf. VII. Fig. 135), so lange Chamäleonlösung unter Umrühren oder Um- schwenken der Eisenlösung hinzu, als sich dieselbe nicht mehr entfärbt, sondern der letzte Tropfen eine bleibende röthliche Färbung erzeugt, welche einige Minuten anhalten muss und erst bei längerem Stehen der Flüssigkeit völlig verschwinden darf. Während die rothe Farbe des Chamäleons anfangs beim Um- rühren sofort verschwindet, so gehen die gebildeten rothen Wolken um so langsamer weg, je näher das Reactionsende heranrückt und dann muss man mit dem Zusatz um so vor- sichtiger sein. Man liest hierauf die verbrauchten C.C. Chamä- leonlösung ab und wiederholt wohl den Versuch zur Controle Titer des Chamäleons. 1) Der Claviersaitendraht enthält 99,5—99,7 % reines Eisen, weshalb man für ganz genaue Analysen wohl galvanisch niedergeschlagenes Eisen oder constant zusammengesetzte, möglichst unveränderliche Eisensalze verwendet, z. B. Eisenvitriol mit 20,14 % Eisen (auf die S. 139 angegebene Weise mittelst Alkohols zubereitet) oder schwefelsaures Eisenoxydul-Am- moniak NH4 S + Fe S + 6 H mit 14,286 % Eisen, von welchem letzteren man zur Titerstellung 1,4 Grmm. in 200 C.C. Wasser löst, 20 C.C. verdünnte Schwefelsäure und dann die Chamäleonlösung hinzufügt. Da dieses Eisensalz gerade 1/7 seines Gewichts Eisen enthält, so giebt die Menge desselben, durch 7mal der Anzahl der verbrauchten C.C. dividirt, die Menge Eisen an, welche von 1 C.C. Chamäleonlösung aus Oxydul in Oxyd verwandelt wird. 23*

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/393>, abgerufen am 04.05.2024.