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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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VII. Eisen. Nasse Proben.
mit einer neuen Eisenmenge. Wird die angewandte Eisenmenge
= 0,2 Grmm. durch die Anzahl der verbrauchten C.C. dividirt,
so erfährt man die Menge Eisen, welche von 1 C.C. Chamäleon-
lösung aus Oxydul in Oxyd verwandelt wird. Hat man zur
Lösung Salzsäure genommen und war sie nicht gehörig verdünnt
oder zu warm, so entwickelt sich Chlor1), weshalb man statt
Salzsäure besser Schwefelsäure anwendet; bei einem grossen
Ueberschuss von Säure, namentlich Salzsäure, wird das Reactions-
ende undeutlich, indem die rothe Farbe zu schnell verschwindet
und sich keine scharfe Grenze ziehen lässt, weshalb der Säure-
überschuss vor Zusatz von Chamäleon abgestumpft werden muss.

Ist die Eisenlösung nicht sauer genug oder fügt man zu
schnell Chamäleonlösung hinzu oder wird erstere nicht hin-
reichend bewegt, so entsteht ein sich nicht immer wieder
lösender brauner Niederschlag von Eisenoxyd und Mangan-
superoxyd.

Man titrirt die Chamäleonlösung so, dass 10--15 C.C. 0,1
Grmm. Eisen entsprechen und corrigirt sie, wenn sie nicht diese
angemessene Stärke hat. Wegen der Unreinheit des Clavier-
saitendrahtes kann man noch eine Correction vornehmen. Ver-
brauchte man z. B. beim Auflösen von 0,2 Grmm. Eisendraht
20 C. C. Chamäleonlösung, so ist der Titer, wenn der Draht
nur 99,5 % Eisen enthält, 19,9 C. C.


Ausführung d.
Hauptprobe.

Bei der Hauptprobe löst man 1 Grmm. feingepulvertes,
getrocknetes Erz in Schwefelsäure oder in Salzsäure, welche
dann aber durch Zusatz von Schwefelsäure oder Eindampfen
damit unschädlich gemacht werden muss. Zur Ueberführung
vorhandenen Eisenoxydes in Oxydul kocht man die Lösung
unter den (S. 351) angeführten Vorsichtsmassregeln gegen Luft-
zutritt mit granulirtem Zink2), bis die Lösung blassgrün ge-
worden, jede Spur von Gelb verschwunden ist und ein heraus-
genommenes Tröpfchen auf Rhodankaliumpapier (S. 145) keinen
rothen Fleck hervorbringt. Man decantirt dann entweder die
Lösung vom Zink rasch in ein Becherglas und wäscht ersteres

1) Fresenius' Ztschr. I, 329, 361. B. u. h. Ztg. 1863. S. 6.
2) Das Zink (S. 140) muss eisenfrei sein, sonst muss die anzuwendende
Zinkmenge mit bekanntem Eisengehalt gewogen, ganz aufgelöst und der
Eisengehalt in Anrechnung gebracht werden. Ein Bleigehalt schadet nicht.
Passende schrotähnliche Zinkgranalien erhält man nach Percy beim Ein-
giessen des flüssigen Zinks aus einigen Fuss Höhe in heisses Wasser; bei
kaltem Wasser erfolgen weniger gut anwendbare blumenartige Granalien.

VII. Eisen. Nasse Proben.
mit einer neuen Eisenmenge. Wird die angewandte Eisenmenge
= 0,2 Grmm. durch die Anzahl der verbrauchten C.C. dividirt,
so erfährt man die Menge Eisen, welche von 1 C.C. Chamäleon-
lösung aus Oxydul in Oxyd verwandelt wird. Hat man zur
Lösung Salzsäure genommen und war sie nicht gehörig verdünnt
oder zu warm, so entwickelt sich Chlor1), weshalb man statt
Salzsäure besser Schwefelsäure anwendet; bei einem grossen
Ueberschuss von Säure, namentlich Salzsäure, wird das Reactions-
ende undeutlich, indem die rothe Farbe zu schnell verschwindet
und sich keine scharfe Grenze ziehen lässt, weshalb der Säure-
überschuss vor Zusatz von Chamäleon abgestumpft werden muss.

Ist die Eisenlösung nicht sauer genug oder fügt man zu
schnell Chamäleonlösung hinzu oder wird erstere nicht hin-
reichend bewegt, so entsteht ein sich nicht immer wieder
lösender brauner Niederschlag von Eisenoxyd und Mangan-
superoxyd.

Man titrirt die Chamäleonlösung so, dass 10—15 C.C. 0,1
Grmm. Eisen entsprechen und corrigirt sie, wenn sie nicht diese
angemessene Stärke hat. Wegen der Unreinheit des Clavier-
saitendrahtes kann man noch eine Correction vornehmen. Ver-
brauchte man z. B. beim Auflösen von 0,2 Grmm. Eisendraht
20 C. C. Chamäleonlösung, so ist der Titer, wenn der Draht
nur 99,5 % Eisen enthält, 19,9 C. C.


Ausführung d.
Hauptprobe.

Bei der Hauptprobe löst man 1 Grmm. feingepulvertes,
getrocknetes Erz in Schwefelsäure oder in Salzsäure, welche
dann aber durch Zusatz von Schwefelsäure oder Eindampfen
damit unschädlich gemacht werden muss. Zur Ueberführung
vorhandenen Eisenoxydes in Oxydul kocht man die Lösung
unter den (S. 351) angeführten Vorsichtsmassregeln gegen Luft-
zutritt mit granulirtem Zink2), bis die Lösung blassgrün ge-
worden, jede Spur von Gelb verschwunden ist und ein heraus-
genommenes Tröpfchen auf Rhodankaliumpapier (S. 145) keinen
rothen Fleck hervorbringt. Man decantirt dann entweder die
Lösung vom Zink rasch in ein Becherglas und wäscht ersteres

1) Fresenius’ Ztschr. I, 329, 361. B. u. h. Ztg. 1863. S. 6.
2) Das Zink (S. 140) muss eisenfrei sein, sonst muss die anzuwendende
Zinkmenge mit bekanntem Eisengehalt gewogen, ganz aufgelöst und der
Eisengehalt in Anrechnung gebracht werden. Ein Bleigehalt schadet nicht.
Passende schrotähnliche Zinkgranalien erhält man nach Percy beim Ein-
giessen des flüssigen Zinks aus einigen Fuss Höhe in heisses Wasser; bei
kaltem Wasser erfolgen weniger gut anwendbare blumenartige Granalien.
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[356/0394] VII. Eisen. Nasse Proben. mit einer neuen Eisenmenge. Wird die angewandte Eisenmenge = 0,2 Grmm. durch die Anzahl der verbrauchten C.C. dividirt, so erfährt man die Menge Eisen, welche von 1 C.C. Chamäleon- lösung aus Oxydul in Oxyd verwandelt wird. Hat man zur Lösung Salzsäure genommen und war sie nicht gehörig verdünnt oder zu warm, so entwickelt sich Chlor 1), weshalb man statt Salzsäure besser Schwefelsäure anwendet; bei einem grossen Ueberschuss von Säure, namentlich Salzsäure, wird das Reactions- ende undeutlich, indem die rothe Farbe zu schnell verschwindet und sich keine scharfe Grenze ziehen lässt, weshalb der Säure- überschuss vor Zusatz von Chamäleon abgestumpft werden muss. Ist die Eisenlösung nicht sauer genug oder fügt man zu schnell Chamäleonlösung hinzu oder wird erstere nicht hin- reichend bewegt, so entsteht ein sich nicht immer wieder lösender brauner Niederschlag von Eisenoxyd und Mangan- superoxyd. Man titrirt die Chamäleonlösung so, dass 10—15 C.C. 0,1 Grmm. Eisen entsprechen und corrigirt sie, wenn sie nicht diese angemessene Stärke hat. Wegen der Unreinheit des Clavier- saitendrahtes kann man noch eine Correction vornehmen. Ver- brauchte man z. B. beim Auflösen von 0,2 Grmm. Eisendraht 20 C. C. Chamäleonlösung, so ist der Titer, wenn der Draht nur 99,5 % Eisen enthält, 19,9 C. C. Bei der Hauptprobe löst man 1 Grmm. feingepulvertes, getrocknetes Erz in Schwefelsäure oder in Salzsäure, welche dann aber durch Zusatz von Schwefelsäure oder Eindampfen damit unschädlich gemacht werden muss. Zur Ueberführung vorhandenen Eisenoxydes in Oxydul kocht man die Lösung unter den (S. 351) angeführten Vorsichtsmassregeln gegen Luft- zutritt mit granulirtem Zink 2), bis die Lösung blassgrün ge- worden, jede Spur von Gelb verschwunden ist und ein heraus- genommenes Tröpfchen auf Rhodankaliumpapier (S. 145) keinen rothen Fleck hervorbringt. Man decantirt dann entweder die Lösung vom Zink rasch in ein Becherglas und wäscht ersteres 1) Fresenius’ Ztschr. I, 329, 361. B. u. h. Ztg. 1863. S. 6. 2) Das Zink (S. 140) muss eisenfrei sein, sonst muss die anzuwendende Zinkmenge mit bekanntem Eisengehalt gewogen, ganz aufgelöst und der Eisengehalt in Anrechnung gebracht werden. Ein Bleigehalt schadet nicht. Passende schrotähnliche Zinkgranalien erhält man nach Percy beim Ein- giessen des flüssigen Zinks aus einigen Fuss Höhe in heisses Wasser; bei kaltem Wasser erfolgen weniger gut anwendbare blumenartige Granalien.

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/394>, abgerufen am 23.11.2024.