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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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IV. Silber. Legirungen
der Legirung an Arsen, Zink oder Nickel lässt dieselbe fälsch-
lich reicher erscheinen, auch ist bei Münzen und verarbeiteten
Silberwaaren die Oberfläche silberreicher geworden, als das
Innere. Die Striche von unedlen weissen Metallgemischen geben
mit einem Tropfen reiner Salpetersäure eine Lösung, welche bei
Zusatz von Salzsäure klar bleibt, während bei einem Silber-
gehalt Trübung eintritt. Die Striche lassen sich von dem Probir-
stein mittelst Oels und Kohle oder mittelst eines auf Holz ge-
zogenen Leders und Bimsteins abreiben.


Spec. Gew.

b) das specifische Gewicht1), weniger sicher als die
Strichprobe, weil dasselbe nicht genau im Verhältniss zur Zu-
sammensetzung der Legirung steht. Nach Karmarsch ist die
Probe am sichersten für Legirungen mit 375--875 Taus. Fein-
gehalt, welche stark gehämmert oder öfters gewalzt sind. Man
findet dann den Feingehalt in Tausendsteln bis auf 1--1 1/3 %
der Gesammtmasse genau nach der Formel [Formel 1] , worin
L = dem specifischen Gewicht der Legirung.


Glüheprobe.

c) die Glüheprobe. Eine breit gehämmerte oder aus-
gewalzte Probe der Legirung wird auf einem Ansiedescherben
unter der Muffel bei niedriger Temperatur ein wenig geglüht.
Die Farbe bei 1000 Feingehalt ist alsdann mattweiss, bei 950
gleichförmig graulichweiss, bei 900 mattgraulichweiss mit schwar-
zen Streifen an den Rändern, bei 880 fast grauschwarz, desgl.
bei 860, bei 840 und darunter gänzlich schwarz.


Abtreiben

d) die Cupellir- oder Abtreibeprobe. Man treibt etwa
1/4 Gramm Legirung direct mit dem 16--17fachen Blei ab, was
von allen Vorproben am sichersten zum Ziele führt.


Hauptprobe.

2) Hauptprobe. Nachdem der Ofen (S. 42) gehörig mit
Kohlen gefüllt und in eine möglichst hohe Temperatur gebracht,
zieht man zwei der im hintern Theil der Muffel (6--8 über-
einander gestellten) abgeäthmeten Capellen (S. 94) bis in die
Mitte derselben vor (nur bei Proben, welche einen nahezu
gleichen Bleizusatz erfordern, macht man wohl 4 Capellen zu-
recht), besetzt sie rasch mit den Bleischweren (S. 268), lässt bei
geöffneten Luftzügen und mit einer Kohle geschlossener Muffel-
mündung möglichst rasch antreiben und setzt dann mit einer
Backenkluft sofort das in einem möglichst kleinen Skarnitzel

1) Mulder c. l. S. 302. -- Dingl., Bd. 108. S. 278. -- Karmarsch, mechan.
Technologie. 1866. I, 69. Bischoff, das Kupfer. 1865. S. 278.

IV. Silber. Legirungen
der Legirung an Arsen, Zink oder Nickel lässt dieselbe fälsch-
lich reicher erscheinen, auch ist bei Münzen und verarbeiteten
Silberwaaren die Oberfläche silberreicher geworden, als das
Innere. Die Striche von unedlen weissen Metallgemischen geben
mit einem Tropfen reiner Salpetersäure eine Lösung, welche bei
Zusatz von Salzsäure klar bleibt, während bei einem Silber-
gehalt Trübung eintritt. Die Striche lassen sich von dem Probir-
stein mittelst Oels und Kohle oder mittelst eines auf Holz ge-
zogenen Leders und Bimsteins abreiben.


Spec. Gew.

b) das specifische Gewicht1), weniger sicher als die
Strichprobe, weil dasselbe nicht genau im Verhältniss zur Zu-
sammensetzung der Legirung steht. Nach Karmarsch ist die
Probe am sichersten für Legirungen mit 375—875 Taus. Fein-
gehalt, welche stark gehämmert oder öfters gewalzt sind. Man
findet dann den Feingehalt in Tausendsteln bis auf 1—1⅓ %
der Gesammtmasse genau nach der Formel [Formel 1] , worin
L = dem specifischen Gewicht der Legirung.


Glüheprobe.

c) die Glüheprobe. Eine breit gehämmerte oder aus-
gewalzte Probe der Legirung wird auf einem Ansiedescherben
unter der Muffel bei niedriger Temperatur ein wenig geglüht.
Die Farbe bei 1000 Feingehalt ist alsdann mattweiss, bei 950
gleichförmig graulichweiss, bei 900 mattgraulichweiss mit schwar-
zen Streifen an den Rändern, bei 880 fast grauschwarz, desgl.
bei 860, bei 840 und darunter gänzlich schwarz.


Abtreiben

d) die Cupellir- oder Abtreibeprobe. Man treibt etwa
¼ Gramm Legirung direct mit dem 16—17fachen Blei ab, was
von allen Vorproben am sichersten zum Ziele führt.


Hauptprobe.

2) Hauptprobe. Nachdem der Ofen (S. 42) gehörig mit
Kohlen gefüllt und in eine möglichst hohe Temperatur gebracht,
zieht man zwei der im hintern Theil der Muffel (6—8 über-
einander gestellten) abgeäthmeten Capellen (S. 94) bis in die
Mitte derselben vor (nur bei Proben, welche einen nahezu
gleichen Bleizusatz erfordern, macht man wohl 4 Capellen zu-
recht), besetzt sie rasch mit den Bleischweren (S. 268), lässt bei
geöffneten Luftzügen und mit einer Kohle geschlossener Muffel-
mündung möglichst rasch antreiben und setzt dann mit einer
Backenkluft sofort das in einem möglichst kleinen Skarnitzel

1) Mulder c. l. S. 302. — Dingl., Bd. 108. S. 278. — Karmarsch, mechan.
Technologie. 1866. I, 69. Bischoff, das Kupfer. 1865. S. 278.
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[274/0312] IV. Silber. Legirungen der Legirung an Arsen, Zink oder Nickel lässt dieselbe fälsch- lich reicher erscheinen, auch ist bei Münzen und verarbeiteten Silberwaaren die Oberfläche silberreicher geworden, als das Innere. Die Striche von unedlen weissen Metallgemischen geben mit einem Tropfen reiner Salpetersäure eine Lösung, welche bei Zusatz von Salzsäure klar bleibt, während bei einem Silber- gehalt Trübung eintritt. Die Striche lassen sich von dem Probir- stein mittelst Oels und Kohle oder mittelst eines auf Holz ge- zogenen Leders und Bimsteins abreiben. b) das specifische Gewicht 1), weniger sicher als die Strichprobe, weil dasselbe nicht genau im Verhältniss zur Zu- sammensetzung der Legirung steht. Nach Karmarsch ist die Probe am sichersten für Legirungen mit 375—875 Taus. Fein- gehalt, welche stark gehämmert oder öfters gewalzt sind. Man findet dann den Feingehalt in Tausendsteln bis auf 1—1⅓ % der Gesammtmasse genau nach der Formel [FORMEL], worin L = dem specifischen Gewicht der Legirung. c) die Glüheprobe. Eine breit gehämmerte oder aus- gewalzte Probe der Legirung wird auf einem Ansiedescherben unter der Muffel bei niedriger Temperatur ein wenig geglüht. Die Farbe bei 1000 Feingehalt ist alsdann mattweiss, bei 950 gleichförmig graulichweiss, bei 900 mattgraulichweiss mit schwar- zen Streifen an den Rändern, bei 880 fast grauschwarz, desgl. bei 860, bei 840 und darunter gänzlich schwarz. d) die Cupellir- oder Abtreibeprobe. Man treibt etwa ¼ Gramm Legirung direct mit dem 16—17fachen Blei ab, was von allen Vorproben am sichersten zum Ziele führt. 2) Hauptprobe. Nachdem der Ofen (S. 42) gehörig mit Kohlen gefüllt und in eine möglichst hohe Temperatur gebracht, zieht man zwei der im hintern Theil der Muffel (6—8 über- einander gestellten) abgeäthmeten Capellen (S. 94) bis in die Mitte derselben vor (nur bei Proben, welche einen nahezu gleichen Bleizusatz erfordern, macht man wohl 4 Capellen zu- recht), besetzt sie rasch mit den Bleischweren (S. 268), lässt bei geöffneten Luftzügen und mit einer Kohle geschlossener Muffel- mündung möglichst rasch antreiben und setzt dann mit einer Backenkluft sofort das in einem möglichst kleinen Skarnitzel 1) Mulder c. l. S. 302. — Dingl., Bd. 108. S. 278. — Karmarsch, mechan. Technologie. 1866. I, 69. Bischoff, das Kupfer. 1865. S. 278.

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/312>, abgerufen am 28.04.2024.