geht immer ein Theil des Kupfers ins Blei und es bedarf dann der 16--17 fachen Menge Blei, um dasselbe in die Capelle zu führen. Der ganze Prozess des Ansiedens dauert 3/4--11/4 Stunde und mehr je nach der Strengflüssigkeit und Zersetzbarkeit des Probirgutes.
Man stellt in das vordere Drittel der nöthigenfalls ausge-Abtreiben. thonten Muffel (S. 51) 12 Capellen in 2 Reihen, in jede 6, auf, nachdem dieselben bei dem vorhergehenden Treiben bereits vor der Muffel auf dem heissen Stein f (Taf. II. Fig. 20) allmälig er- hitzt sind, versetzt dieselben zur völligen Austrocknung (Abäth- men) und zum demnächstigen raschen Einschmelzen des Bleies bei geschlossener Muffelmündung innerhalb 15--20 Min. in helle Rothgluth und trägt dann die mit der Backenkluft (Taf. VII. Fig. 129) gefassten Könige von der rechten zur linken Seite zuerst in die vorderste, dann in die hinterste Capellenreihe, wobei ein gleichmässigeres Einschmelzen des Bleies stattfindet, als wenn man die heissere hintere Reihe früher, als die vordere kühlere besetzen wollte. Man thut auch wohl die Capellen Abends in den glühenden Ofen, nimmt sie andern Morgens heraus, bläst sie aus, wischt sie nach dem Erkalten mit dem Finger aus, setzt sie kurz vor dem Abtreiben wieder ein, macht sie rasch heiss und setzt dann die Bleikönige auf (Freiberg).
Stellt man mehr Capellen in eine Reihe, als 6 oder bildet man noch mehrere Reihen, wie dies zuweilen auf Hüttenwerken geschieht, wo viele Proben zu machen sind, so lässt sich den einzelnen Capellen keine so gleichmässige Temperatur ertheilen, was auf das Silberausbringen influirt (S. 236).
Nach dem Besetzen der Capellen giebt man bei geschlos- sener Muffelmündung eine starke Hitze, damit die Proben mög- lichst rasch antreiben, das heisst, das anfangs mit einer dunklen Haut überzogene Blei bei blanker Oberfläche raucht. Man gewinnt durch dieses starke Erhitzen an Zeit und ver- hütet, dass am oberen Capellenrande Bleitheilchen hängen bleiben, was bei zu langsamem Einschmelzen leicht eintritt. Ein starkes Erhitzen ist dann besonders erforderlich, wenn die Legirung viel unedle Metalle enthält, namentlich Zinn. Letzteres giebt beim langsamen Einschmelzen viel Zinnoxyd und um dieses in die Capelle zu führen, bedarfs dann eines Zusatzes von Glätte.
Nach dem Antreiben erniedrigt man zur Verminderung der Silberverflüchtigung rasch die Temperatur durch Schliessen der Zuglöcher bei Holzkohlen- und Koksöfen und durch Unterlas-
Kerl, Probirkunst. 17
§. 114. Verfahren beim Abtreiben.
geht immer ein Theil des Kupfers ins Blei und es bedarf dann der 16—17 fachen Menge Blei, um dasselbe in die Capelle zu führen. Der ganze Prozess des Ansiedens dauert ¾—1¼ Stunde und mehr je nach der Strengflüssigkeit und Zersetzbarkeit des Probirgutes.
Man stellt in das vordere Drittel der nöthigenfalls ausge-Abtreiben. thonten Muffel (S. 51) 12 Capellen in 2 Reihen, in jede 6, auf, nachdem dieselben bei dem vorhergehenden Treiben bereits vor der Muffel auf dem heissen Stein f (Taf. II. Fig. 20) allmälig er- hitzt sind, versetzt dieselben zur völligen Austrocknung (Abäth- men) und zum demnächstigen raschen Einschmelzen des Bleies bei geschlossener Muffelmündung innerhalb 15—20 Min. in helle Rothgluth und trägt dann die mit der Backenkluft (Taf. VII. Fig. 129) gefassten Könige von der rechten zur linken Seite zuerst in die vorderste, dann in die hinterste Capellenreihe, wobei ein gleichmässigeres Einschmelzen des Bleies stattfindet, als wenn man die heissere hintere Reihe früher, als die vordere kühlere besetzen wollte. Man thut auch wohl die Capellen Abends in den glühenden Ofen, nimmt sie andern Morgens heraus, bläst sie aus, wischt sie nach dem Erkalten mit dem Finger aus, setzt sie kurz vor dem Abtreiben wieder ein, macht sie rasch heiss und setzt dann die Bleikönige auf (Freiberg).
Stellt man mehr Capellen in eine Reihe, als 6 oder bildet man noch mehrere Reihen, wie dies zuweilen auf Hüttenwerken geschieht, wo viele Proben zu machen sind, so lässt sich den einzelnen Capellen keine so gleichmässige Temperatur ertheilen, was auf das Silberausbringen influirt (S. 236).
Nach dem Besetzen der Capellen giebt man bei geschlos- sener Muffelmündung eine starke Hitze, damit die Proben mög- lichst rasch antreiben, das heisst, das anfangs mit einer dunklen Haut überzogene Blei bei blanker Oberfläche raucht. Man gewinnt durch dieses starke Erhitzen an Zeit und ver- hütet, dass am oberen Capellenrande Bleitheilchen hängen bleiben, was bei zu langsamem Einschmelzen leicht eintritt. Ein starkes Erhitzen ist dann besonders erforderlich, wenn die Legirung viel unedle Metalle enthält, namentlich Zinn. Letzteres giebt beim langsamen Einschmelzen viel Zinnoxyd und um dieses in die Capelle zu führen, bedarfs dann eines Zusatzes von Glätte.
Nach dem Antreiben erniedrigt man zur Verminderung der Silberverflüchtigung rasch die Temperatur durch Schliessen der Zuglöcher bei Holzkohlen- und Koksöfen und durch Unterlas-
Kerl, Probirkunst. 17
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§. 114. Verfahren beim Abtreiben.
geht immer ein Theil des Kupfers ins Blei und es bedarf dann
der 16—17 fachen Menge Blei, um dasselbe in die Capelle zu
führen. Der ganze Prozess des Ansiedens dauert ¾—1¼ Stunde
und mehr je nach der Strengflüssigkeit und Zersetzbarkeit des
Probirgutes.
Man stellt in das vordere Drittel der nöthigenfalls ausge-
thonten Muffel (S. 51) 12 Capellen in 2 Reihen, in jede 6, auf,
nachdem dieselben bei dem vorhergehenden Treiben bereits vor
der Muffel auf dem heissen Stein f (Taf. II. Fig. 20) allmälig er-
hitzt sind, versetzt dieselben zur völligen Austrocknung (Abäth-
men) und zum demnächstigen raschen Einschmelzen des Bleies
bei geschlossener Muffelmündung innerhalb 15—20 Min. in helle
Rothgluth und trägt dann die mit der Backenkluft (Taf. VII.
Fig. 129) gefassten Könige von der rechten zur linken Seite
zuerst in die vorderste, dann in die hinterste Capellenreihe, wobei
ein gleichmässigeres Einschmelzen des Bleies stattfindet, als
wenn man die heissere hintere Reihe früher, als die vordere
kühlere besetzen wollte. Man thut auch wohl die Capellen
Abends in den glühenden Ofen, nimmt sie andern Morgens
heraus, bläst sie aus, wischt sie nach dem Erkalten mit dem
Finger aus, setzt sie kurz vor dem Abtreiben wieder ein, macht
sie rasch heiss und setzt dann die Bleikönige auf (Freiberg).
Abtreiben.
Stellt man mehr Capellen in eine Reihe, als 6 oder bildet
man noch mehrere Reihen, wie dies zuweilen auf Hüttenwerken
geschieht, wo viele Proben zu machen sind, so lässt sich den
einzelnen Capellen keine so gleichmässige Temperatur ertheilen,
was auf das Silberausbringen influirt (S. 236).
Nach dem Besetzen der Capellen giebt man bei geschlos-
sener Muffelmündung eine starke Hitze, damit die Proben mög-
lichst rasch antreiben, das heisst, das anfangs mit einer
dunklen Haut überzogene Blei bei blanker Oberfläche raucht.
Man gewinnt durch dieses starke Erhitzen an Zeit und ver-
hütet, dass am oberen Capellenrande Bleitheilchen hängen bleiben,
was bei zu langsamem Einschmelzen leicht eintritt. Ein starkes
Erhitzen ist dann besonders erforderlich, wenn die Legirung
viel unedle Metalle enthält, namentlich Zinn. Letzteres giebt
beim langsamen Einschmelzen viel Zinnoxyd und um dieses in
die Capelle zu führen, bedarfs dann eines Zusatzes von Glätte.
Nach dem Antreiben erniedrigt man zur Verminderung der
Silberverflüchtigung rasch die Temperatur durch Schliessen der
Zuglöcher bei Holzkohlen- und Koksöfen und durch Unterlas-
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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/295>, abgerufen am 24.11.2024.
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