lässt die Verschlackungsperiode in gewöhnlicher Weise verlaufen und setzt dann erst zur Auflösung im Ueberschuss gebildeter Oxyde, vorhandener basischer Erden oder Zinkoxyd etc. Borax nach. Die sich bei Nickelerzen nicht selten bildende streng- flüssige Kruste schiebt man von Zeit zu Zeit zurück. Wird bei zinkischen Erzen die Schlacke zu steif, so legt man eine abge- äthmete Kohle auf die Probe, bis das Metallbad unter Ver- brennen von Zink blank geworden ist und die Glättebildung beginnt. Bleibt bei arsenikalischen Erzen ein nicht völlig ge- schmolzener Rand, so streut man etwas Kohlenstaub oder Glätte auf denselben.
Je verwandter die Metalle zum Sauerstoff sind, um so leichter häufen sie sich zu Anfang im oxydirten Zustande an und können ein Erfrieren der Probe herbeiführen, z. B. Eisen, Zinn, Zink etc.
Wie oben angeführt (S. 237), setzt man zur Erzielung min- derer Silberverluste lieber das Ansieden weiter fort und treibt einen kleineren Bleikönig ab, als einen grösseren bei abgekürztem Ansieden, wenn nur die Beschaffenheit der Scherben solches zu- lässt, indem dieselben zuletzt leichter durchgehen (S. 79).
Letztes Heissthun.
Auf das Kaltgehen folgt nun ein etwa 5 Min. langes Heiss- thun der Proben bei geschlossener Muffelmündung und ver- stärktem Feuer, damit sich Metall und Schlacke gehörig trennen. Dann nimmt man die Proben mit der Gabelkluft (Taf. VII. Fig. 128) heraus und lässt sie entweder auf dem Probenblech er- kalten oder man giesst zur raschern Abkühlung den vollständig dünnflüssigen Scherbeninhalt in die mit Kreide oder Röthel aus- gestrichenen Vertiefungen eines angewärmten eisernen oder kupfernen Giessbleches (S. 110) aus. Beim Entschlacken schlägt man die Bleikönige zu an den Kanten und Ecken abgestumpften Würfeln und untersucht die Schlacke durch Zerkleinern auf etwa noch eingemengte Bleikörner. Die Schlacke ist um so reicher an Silber, je weiter das Ansieden fortgesetzt worden. In der Schlacke ausgeschiedene weisse Partien sind seltener unzersetzter Quarz, als schwefelsaures Natron, durch den Schwe- fel der Erze und das Natron des Borax gebildet.
Zeigen sich die Könige beim Hämmern spröde, so hat ent- weder die Verschlackung nicht lange genug gedauert oder es hat an Blei gefehlt oder in Folge fehlender Hitze beim letzten Heissthun ist Glätte oder Schlacke mechanisch im Blei einge- schlossen geblieben. Bei einem Kupfergehalt des Probirgutes
IV. Silber. Nichtlegirte Subst.
lässt die Verschlackungsperiode in gewöhnlicher Weise verlaufen und setzt dann erst zur Auflösung im Ueberschuss gebildeter Oxyde, vorhandener basischer Erden oder Zinkoxyd etc. Borax nach. Die sich bei Nickelerzen nicht selten bildende streng- flüssige Kruste schiebt man von Zeit zu Zeit zurück. Wird bei zinkischen Erzen die Schlacke zu steif, so legt man eine abge- äthmete Kohle auf die Probe, bis das Metallbad unter Ver- brennen von Zink blank geworden ist und die Glättebildung beginnt. Bleibt bei arsenikalischen Erzen ein nicht völlig ge- schmolzener Rand, so streut man etwas Kohlenstaub oder Glätte auf denselben.
Je verwandter die Metalle zum Sauerstoff sind, um so leichter häufen sie sich zu Anfang im oxydirten Zustande an und können ein Erfrieren der Probe herbeiführen, z. B. Eisen, Zinn, Zink etc.
Wie oben angeführt (S. 237), setzt man zur Erzielung min- derer Silberverluste lieber das Ansieden weiter fort und treibt einen kleineren Bleikönig ab, als einen grösseren bei abgekürztem Ansieden, wenn nur die Beschaffenheit der Scherben solches zu- lässt, indem dieselben zuletzt leichter durchgehen (S. 79).
Letztes Heissthun.
Auf das Kaltgehen folgt nun ein etwa 5 Min. langes Heiss- thun der Proben bei geschlossener Muffelmündung und ver- stärktem Feuer, damit sich Metall und Schlacke gehörig trennen. Dann nimmt man die Proben mit der Gabelkluft (Taf. VII. Fig. 128) heraus und lässt sie entweder auf dem Probenblech er- kalten oder man giesst zur raschern Abkühlung den vollständig dünnflüssigen Scherbeninhalt in die mit Kreide oder Röthel aus- gestrichenen Vertiefungen eines angewärmten eisernen oder kupfernen Giessbleches (S. 110) aus. Beim Entschlacken schlägt man die Bleikönige zu an den Kanten und Ecken abgestumpften Würfeln und untersucht die Schlacke durch Zerkleinern auf etwa noch eingemengte Bleikörner. Die Schlacke ist um so reicher an Silber, je weiter das Ansieden fortgesetzt worden. In der Schlacke ausgeschiedene weisse Partien sind seltener unzersetzter Quarz, als schwefelsaures Natron, durch den Schwe- fel der Erze und das Natron des Borax gebildet.
Zeigen sich die Könige beim Hämmern spröde, so hat ent- weder die Verschlackung nicht lange genug gedauert oder es hat an Blei gefehlt oder in Folge fehlender Hitze beim letzten Heissthun ist Glätte oder Schlacke mechanisch im Blei einge- schlossen geblieben. Bei einem Kupfergehalt des Probirgutes
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[256/0294]
IV. Silber. Nichtlegirte Subst.
lässt die Verschlackungsperiode in gewöhnlicher Weise verlaufen
und setzt dann erst zur Auflösung im Ueberschuss gebildeter
Oxyde, vorhandener basischer Erden oder Zinkoxyd etc. Borax
nach. Die sich bei Nickelerzen nicht selten bildende streng-
flüssige Kruste schiebt man von Zeit zu Zeit zurück. Wird bei
zinkischen Erzen die Schlacke zu steif, so legt man eine abge-
äthmete Kohle auf die Probe, bis das Metallbad unter Ver-
brennen von Zink blank geworden ist und die Glättebildung
beginnt. Bleibt bei arsenikalischen Erzen ein nicht völlig ge-
schmolzener Rand, so streut man etwas Kohlenstaub oder Glätte
auf denselben.
Je verwandter die Metalle zum Sauerstoff sind, um so leichter
häufen sie sich zu Anfang im oxydirten Zustande an und
können ein Erfrieren der Probe herbeiführen, z. B. Eisen, Zinn,
Zink etc.
Wie oben angeführt (S. 237), setzt man zur Erzielung min-
derer Silberverluste lieber das Ansieden weiter fort und treibt
einen kleineren Bleikönig ab, als einen grösseren bei abgekürztem
Ansieden, wenn nur die Beschaffenheit der Scherben solches zu-
lässt, indem dieselben zuletzt leichter durchgehen (S. 79).
Auf das Kaltgehen folgt nun ein etwa 5 Min. langes Heiss-
thun der Proben bei geschlossener Muffelmündung und ver-
stärktem Feuer, damit sich Metall und Schlacke gehörig trennen.
Dann nimmt man die Proben mit der Gabelkluft (Taf. VII. Fig.
128) heraus und lässt sie entweder auf dem Probenblech er-
kalten oder man giesst zur raschern Abkühlung den vollständig
dünnflüssigen Scherbeninhalt in die mit Kreide oder Röthel aus-
gestrichenen Vertiefungen eines angewärmten eisernen oder
kupfernen Giessbleches (S. 110) aus. Beim Entschlacken schlägt
man die Bleikönige zu an den Kanten und Ecken abgestumpften
Würfeln und untersucht die Schlacke durch Zerkleinern auf
etwa noch eingemengte Bleikörner. Die Schlacke ist um so
reicher an Silber, je weiter das Ansieden fortgesetzt worden.
In der Schlacke ausgeschiedene weisse Partien sind seltener
unzersetzter Quarz, als schwefelsaures Natron, durch den Schwe-
fel der Erze und das Natron des Borax gebildet.
Zeigen sich die Könige beim Hämmern spröde, so hat ent-
weder die Verschlackung nicht lange genug gedauert oder es
hat an Blei gefehlt oder in Folge fehlender Hitze beim letzten
Heissthun ist Glätte oder Schlacke mechanisch im Blei einge-
schlossen geblieben. Bei einem Kupfergehalt des Probirgutes
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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/294>, abgerufen am 16.07.2024.
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