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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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§. 114. Verfahren beim Ansieden.
weiss brennender Flamme, während gleichzeitig schweflige, ar-
senige und antimonige Säure entweichen.

Während sich Zink ziemlich leicht verflüchtigt, so bleiben
die letzten Antheile Antimon stets beim Blei demnächst zurück.
Tellur lässt sich nur zum Theil verflüchtigen und verlangt zur
Oxydation viel Blei. Verbindungen des Silbers mit Jod, Chlor
und Brom geben zur Bildung von Dämpfen von Chlor-, Brom-
und Jodblei Veranlassung.

Ein Rösten vor dem Zusammenschmelzen giebt kein grös-
seres Silberausbringen (S. 245) und ist unnöthig, da in der nach-
folgenden Periode das gebildete Bleioxyd kräftig oxydirend
wirkt. Zu Arany-Idka in Ungarn findet z. B. ein solches
Rösten statt. Man beschickt 1/2 Ctr. Erz mit 8 Ctr. granulirtem
Villacher Blei und 15--20 Pfd. Borax, setzt 20--30 Proben in
die Muffel, giebt so starke Hitze, dass das Blei schmilzt und die
Erztheile auf die Oberfläche gehen, öffnet bei etwas geschlos-
senem Register die Muffelmündung, lässt 15--20 Min. abrösten
und steigert dann während 20--30 Min. die Hitze bis zum Ein-
tritt des völligen Fluss, wo sich dann um das weissglühende
stark dampfende Metallbad ein glatter Schlackenring gebil-
det hat.

Zur Zerlegung der noch vorhandenen silberhaltigen Anti-Kaltthun oder
Verschlacken.

mon-, Arsen- und Schwefelmetalle wird jetzt unter Erniedrigung
der Temperatur der Luft Zutritt zum Schmelzgut gestattet, in-
dem man die Muffel öffnet, die Kohlen vor den Scherben weg-
nimmt und nur in der Muffelmündung eine niedrige Kohle liegen
lässt, damit die vorderen Scherben nicht zu stark abgekühlt
werden. Hierbei bildet sich zunächst Bleioxyd, welches kräftiger
als die zutretende Luft die Schwefel-, Antimon- und Arsenme-
talle oxydirt und im Ueberschuss vorhanden sich mit den ge-
bildeten Metalloxyden und der bereits vorhandenen Schlacke
verbindet (S. 128), während das metallisch ausgeschiedene Silber
sich im überschüssigen Blei ansammelt. Man nimmt die Zer-
setzung als beendigt an, wenn das Metallbad ganz oder nahezu
mit Schlacke bedeckt ist (nach 20--30 Min.), wo dann keine
oxydirende Einwirkung der Luft mehr stattfinden kann. Dieser
Fall tritt zu früh ein und führt zu Silberverlusten, wenn man
von vorn herein zu viel Borax anwendet, welcher gleich die
Oberfläche zuschlackt, ohne dass die Oxysulphurete schon zer-
legt sind. Bedarfs eines grösseren Zusatzes von Borax, so
nimmt man, wie bereits bemerkt (S. 246), anfangs nur wenig,

§. 114. Verfahren beim Ansieden.
weiss brennender Flamme, während gleichzeitig schweflige, ar-
senige und antimonige Säure entweichen.

Während sich Zink ziemlich leicht verflüchtigt, so bleiben
die letzten Antheile Antimon stets beim Blei demnächst zurück.
Tellur lässt sich nur zum Theil verflüchtigen und verlangt zur
Oxydation viel Blei. Verbindungen des Silbers mit Jod, Chlor
und Brom geben zur Bildung von Dämpfen von Chlor-, Brom-
und Jodblei Veranlassung.

Ein Rösten vor dem Zusammenschmelzen giebt kein grös-
seres Silberausbringen (S. 245) und ist unnöthig, da in der nach-
folgenden Periode das gebildete Bleioxyd kräftig oxydirend
wirkt. Zu Arany-Idka in Ungarn findet z. B. ein solches
Rösten statt. Man beschickt ½ Ctr. Erz mit 8 Ctr. granulirtem
Villacher Blei und 15—20 Pfd. Borax, setzt 20—30 Proben in
die Muffel, giebt so starke Hitze, dass das Blei schmilzt und die
Erztheile auf die Oberfläche gehen, öffnet bei etwas geschlos-
senem Register die Muffelmündung, lässt 15—20 Min. abrösten
und steigert dann während 20—30 Min. die Hitze bis zum Ein-
tritt des völligen Fluss, wo sich dann um das weissglühende
stark dampfende Metallbad ein glatter Schlackenring gebil-
det hat.

Zur Zerlegung der noch vorhandenen silberhaltigen Anti-Kaltthun oder
Verschlacken.

mon-, Arsen- und Schwefelmetalle wird jetzt unter Erniedrigung
der Temperatur der Luft Zutritt zum Schmelzgut gestattet, in-
dem man die Muffel öffnet, die Kohlen vor den Scherben weg-
nimmt und nur in der Muffelmündung eine niedrige Kohle liegen
lässt, damit die vorderen Scherben nicht zu stark abgekühlt
werden. Hierbei bildet sich zunächst Bleioxyd, welches kräftiger
als die zutretende Luft die Schwefel-, Antimon- und Arsenme-
talle oxydirt und im Ueberschuss vorhanden sich mit den ge-
bildeten Metalloxyden und der bereits vorhandenen Schlacke
verbindet (S. 128), während das metallisch ausgeschiedene Silber
sich im überschüssigen Blei ansammelt. Man nimmt die Zer-
setzung als beendigt an, wenn das Metallbad ganz oder nahezu
mit Schlacke bedeckt ist (nach 20—30 Min.), wo dann keine
oxydirende Einwirkung der Luft mehr stattfinden kann. Dieser
Fall tritt zu früh ein und führt zu Silberverlusten, wenn man
von vorn herein zu viel Borax anwendet, welcher gleich die
Oberfläche zuschlackt, ohne dass die Oxysulphurete schon zer-
legt sind. Bedarfs eines grösseren Zusatzes von Borax, so
nimmt man, wie bereits bemerkt (S. 246), anfangs nur wenig,

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[255/0293] §. 114. Verfahren beim Ansieden. weiss brennender Flamme, während gleichzeitig schweflige, ar- senige und antimonige Säure entweichen. Während sich Zink ziemlich leicht verflüchtigt, so bleiben die letzten Antheile Antimon stets beim Blei demnächst zurück. Tellur lässt sich nur zum Theil verflüchtigen und verlangt zur Oxydation viel Blei. Verbindungen des Silbers mit Jod, Chlor und Brom geben zur Bildung von Dämpfen von Chlor-, Brom- und Jodblei Veranlassung. Ein Rösten vor dem Zusammenschmelzen giebt kein grös- seres Silberausbringen (S. 245) und ist unnöthig, da in der nach- folgenden Periode das gebildete Bleioxyd kräftig oxydirend wirkt. Zu Arany-Idka in Ungarn findet z. B. ein solches Rösten statt. Man beschickt ½ Ctr. Erz mit 8 Ctr. granulirtem Villacher Blei und 15—20 Pfd. Borax, setzt 20—30 Proben in die Muffel, giebt so starke Hitze, dass das Blei schmilzt und die Erztheile auf die Oberfläche gehen, öffnet bei etwas geschlos- senem Register die Muffelmündung, lässt 15—20 Min. abrösten und steigert dann während 20—30 Min. die Hitze bis zum Ein- tritt des völligen Fluss, wo sich dann um das weissglühende stark dampfende Metallbad ein glatter Schlackenring gebil- det hat. Zur Zerlegung der noch vorhandenen silberhaltigen Anti- mon-, Arsen- und Schwefelmetalle wird jetzt unter Erniedrigung der Temperatur der Luft Zutritt zum Schmelzgut gestattet, in- dem man die Muffel öffnet, die Kohlen vor den Scherben weg- nimmt und nur in der Muffelmündung eine niedrige Kohle liegen lässt, damit die vorderen Scherben nicht zu stark abgekühlt werden. Hierbei bildet sich zunächst Bleioxyd, welches kräftiger als die zutretende Luft die Schwefel-, Antimon- und Arsenme- talle oxydirt und im Ueberschuss vorhanden sich mit den ge- bildeten Metalloxyden und der bereits vorhandenen Schlacke verbindet (S. 128), während das metallisch ausgeschiedene Silber sich im überschüssigen Blei ansammelt. Man nimmt die Zer- setzung als beendigt an, wenn das Metallbad ganz oder nahezu mit Schlacke bedeckt ist (nach 20—30 Min.), wo dann keine oxydirende Einwirkung der Luft mehr stattfinden kann. Dieser Fall tritt zu früh ein und führt zu Silberverlusten, wenn man von vorn herein zu viel Borax anwendet, welcher gleich die Oberfläche zuschlackt, ohne dass die Oxysulphurete schon zer- legt sind. Bedarfs eines grösseren Zusatzes von Borax, so nimmt man, wie bereits bemerkt (S. 246), anfangs nur wenig, Kaltthun oder Verschlacken.

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/293>, abgerufen am 27.04.2024.