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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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IV. Silber. Nichtlegirte Subst.

Müsen. 1/2 Ctr. Erz mit 8 Ctr. Blei, bei einem Thonschiefer- und
Schwerspathgehalt auch Borax; strengflüssige Kupferkiese und Fahlerze
kommen hinten, leichtflüssige Erze vorn in die Muffel.

§. 114. Verfahren beim Ansieden und Abtreiben. Die abge-
Beschicken.wogene oder gemessene Menge Kornblei (S. 245) wird in zwei
Ansiedescherben (Taf. VI. Fig. 75--78) getheilt, zur einen Hälfte
das auf einer Vorwage (S. 101) abgewogene Probirgut (1/4--1
Ctr. oder mehr oder weniger, S. 241) hinzugefügt, beides sorg-
fältig gemengt, die andere Hälfte Blei darüber gestreut und oben
darauf der nöthige Boraxzusatz (höchstens bis 20 Pfd.) gegeben.
Bei dieser Art des Mengens von Blei mit dem Probirgute tritt
namentlich bei specifisch leichten Probemehlen eine vollständigere
Entsilberung ein, als beim Vermengen der letzteren mit dem
ganzen Bleiquantum. 1) In Schemnitz mengt man 1/3 Blei mit
dem Erz und deckt die übrigen 2/3 darüber. Man setzt ge-
wöhnlich 20--25 Proben auf einmal ein.


Erstes
Heissthun.

Mittelst der gewöhnlichen Kluft (Taf. VII. Fig. 127) werden
die Ansiedescherben in die hellrothglühende Muffel eingetragen,
abgeäthmete Kohlen vor erstere gelegt und bei geschlossener
Muffelmündung in Gelbrothglühhitze, bei zinkischen und arse-
nikalischen Proben in möglichst hoher Temperatur (S. 246) ein-
geschmolzen. Zeigt die flüssige Masse (nach 15--20 Min. und
mehr) eine völlig glatte Oberfläche ohne ungeschmolzene Par-
tien, welche namentlich bei arsenikalischen Erzen am Rande
haften, und ist das weissglühende stark dampfende Metallbad
am Rande mit einem dunkleren, schmalen, nicht dampfenden
glatten Schlackenring umgeben, so ist diese Periode beendigt.

Zu Anfang derselben schmilzt das Blei in der Masse nieder
und nimmt dabei schon einen Theil des Silbers aus gediegen
Silber, Schwefel-, Arsen- und Antimonsilber auf; Erden und
fremde Schwefelmetalle gehen an die Oberfläche, erstere werden
durch Borax verschlackt, letztere oxydiren sich bei dem nicht
völligen Ausschluss der Luft zum Theil und die daraus ent-
standenen Oxyde, sowie gebildetes Bleioxyd nehmen an der
Verschlackung durch Borax Theil. Der grösste Theil der Schwefel-,
Antimon- und Arsenmetalle bleibt aber im geschmolzenen Zu-
stande als Oxysulphuret theils in der Schlacke, theils in dem
Blei aufgelöst. Höhere Schwefel- und Arsenmetalle entlassen
Schwefel und Arsen als solche und Zink verdampft mit schön

1) Oestr. Ztschr. 1856. S. 362.
IV. Silber. Nichtlegirte Subst.

Müsen. ½ Ctr. Erz mit 8 Ctr. Blei, bei einem Thonschiefer- und
Schwerspathgehalt auch Borax; strengflüssige Kupferkiese und Fahlerze
kommen hinten, leichtflüssige Erze vorn in die Muffel.

§. 114. Verfahren beim Ansieden und Abtreiben. Die abge-
Beschicken.wogene oder gemessene Menge Kornblei (S. 245) wird in zwei
Ansiedescherben (Taf. VI. Fig. 75—78) getheilt, zur einen Hälfte
das auf einer Vorwage (S. 101) abgewogene Probirgut (¼—1
Ctr. oder mehr oder weniger, S. 241) hinzugefügt, beides sorg-
fältig gemengt, die andere Hälfte Blei darüber gestreut und oben
darauf der nöthige Boraxzusatz (höchstens bis 20 Pfd.) gegeben.
Bei dieser Art des Mengens von Blei mit dem Probirgute tritt
namentlich bei specifisch leichten Probemehlen eine vollständigere
Entsilberung ein, als beim Vermengen der letzteren mit dem
ganzen Bleiquantum. 1) In Schemnitz mengt man ⅓ Blei mit
dem Erz und deckt die übrigen ⅔ darüber. Man setzt ge-
wöhnlich 20—25 Proben auf einmal ein.


Erstes
Heissthun.

Mittelst der gewöhnlichen Kluft (Taf. VII. Fig. 127) werden
die Ansiedescherben in die hellrothglühende Muffel eingetragen,
abgeäthmete Kohlen vor erstere gelegt und bei geschlossener
Muffelmündung in Gelbrothglühhitze, bei zinkischen und arse-
nikalischen Proben in möglichst hoher Temperatur (S. 246) ein-
geschmolzen. Zeigt die flüssige Masse (nach 15—20 Min. und
mehr) eine völlig glatte Oberfläche ohne ungeschmolzene Par-
tien, welche namentlich bei arsenikalischen Erzen am Rande
haften, und ist das weissglühende stark dampfende Metallbad
am Rande mit einem dunkleren, schmalen, nicht dampfenden
glatten Schlackenring umgeben, so ist diese Periode beendigt.

Zu Anfang derselben schmilzt das Blei in der Masse nieder
und nimmt dabei schon einen Theil des Silbers aus gediegen
Silber, Schwefel-, Arsen- und Antimonsilber auf; Erden und
fremde Schwefelmetalle gehen an die Oberfläche, erstere werden
durch Borax verschlackt, letztere oxydiren sich bei dem nicht
völligen Ausschluss der Luft zum Theil und die daraus ent-
standenen Oxyde, sowie gebildetes Bleioxyd nehmen an der
Verschlackung durch Borax Theil. Der grösste Theil der Schwefel-,
Antimon- und Arsenmetalle bleibt aber im geschmolzenen Zu-
stande als Oxysulphuret theils in der Schlacke, theils in dem
Blei aufgelöst. Höhere Schwefel- und Arsenmetalle entlassen
Schwefel und Arsen als solche und Zink verdampft mit schön

1) Oestr. Ztschr. 1856. S. 362.
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[254/0292] IV. Silber. Nichtlegirte Subst. Müsen. ½ Ctr. Erz mit 8 Ctr. Blei, bei einem Thonschiefer- und Schwerspathgehalt auch Borax; strengflüssige Kupferkiese und Fahlerze kommen hinten, leichtflüssige Erze vorn in die Muffel. §. 114. Verfahren beim Ansieden und Abtreiben. Die abge- wogene oder gemessene Menge Kornblei (S. 245) wird in zwei Ansiedescherben (Taf. VI. Fig. 75—78) getheilt, zur einen Hälfte das auf einer Vorwage (S. 101) abgewogene Probirgut (¼—1 Ctr. oder mehr oder weniger, S. 241) hinzugefügt, beides sorg- fältig gemengt, die andere Hälfte Blei darüber gestreut und oben darauf der nöthige Boraxzusatz (höchstens bis 20 Pfd.) gegeben. Bei dieser Art des Mengens von Blei mit dem Probirgute tritt namentlich bei specifisch leichten Probemehlen eine vollständigere Entsilberung ein, als beim Vermengen der letzteren mit dem ganzen Bleiquantum. 1) In Schemnitz mengt man ⅓ Blei mit dem Erz und deckt die übrigen ⅔ darüber. Man setzt ge- wöhnlich 20—25 Proben auf einmal ein. Beschicken. Mittelst der gewöhnlichen Kluft (Taf. VII. Fig. 127) werden die Ansiedescherben in die hellrothglühende Muffel eingetragen, abgeäthmete Kohlen vor erstere gelegt und bei geschlossener Muffelmündung in Gelbrothglühhitze, bei zinkischen und arse- nikalischen Proben in möglichst hoher Temperatur (S. 246) ein- geschmolzen. Zeigt die flüssige Masse (nach 15—20 Min. und mehr) eine völlig glatte Oberfläche ohne ungeschmolzene Par- tien, welche namentlich bei arsenikalischen Erzen am Rande haften, und ist das weissglühende stark dampfende Metallbad am Rande mit einem dunkleren, schmalen, nicht dampfenden glatten Schlackenring umgeben, so ist diese Periode beendigt. Zu Anfang derselben schmilzt das Blei in der Masse nieder und nimmt dabei schon einen Theil des Silbers aus gediegen Silber, Schwefel-, Arsen- und Antimonsilber auf; Erden und fremde Schwefelmetalle gehen an die Oberfläche, erstere werden durch Borax verschlackt, letztere oxydiren sich bei dem nicht völligen Ausschluss der Luft zum Theil und die daraus ent- standenen Oxyde, sowie gebildetes Bleioxyd nehmen an der Verschlackung durch Borax Theil. Der grösste Theil der Schwefel-, Antimon- und Arsenmetalle bleibt aber im geschmolzenen Zu- stande als Oxysulphuret theils in der Schlacke, theils in dem Blei aufgelöst. Höhere Schwefel- und Arsenmetalle entlassen Schwefel und Arsen als solche und Zink verdampft mit schön 1) Oestr. Ztschr. 1856. S. 362.

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/292>, abgerufen am 28.04.2024.