Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610.das jenige Zeichen/ das da vor Augen am hohen Himmel stehet/ betrachtet er als ein Werck Gottes/ vnnd discurrirt von seiner Natur vnd Eygenschafft/ so gut er kan/ trifft ers nicht mit der bedeutung so fehlet er ohne einige Gottlosigkeit/ so wol als wann Aristoteles disputiert von der Stelle der Cometen/ vnd der Warheit wider seinen Willen verfehlet. Gleiches von den Practicken zu schreiben/ dann ob ich wol Philosophice viel vngereymbts Dings drinnen finde/ so folgt drumb nicht/ daß Gott Levit. 19 vnd 20 wider solche vngegründe Sachen gewest/ oder dasselbige verbott mich von den Practicken abschrecken soll/ so wenig als mich abschrecket/ daß ich Helffenbein nit für Gifft brauchen soll/ ob wol dieses auch ohne grundt von etlichen gebraucht wird/ die da meynen/ es thue so viel (oder vielleicht so wenig) als Einhorn. Gewiß ist es zwar/ daß in erzehlten vnd sonst mehrern Astrologischen Stücken/ es nicht bey allen so richtig zugehe/ wie jetzo erkläret worden/ sondern nebens auch Geistliche Hurerey/ das ist Abgötterey begangen werde/ darüber Gott grewlich zürne/ vnd nicht haben wölle/ daß Christen Menschen darmit vmbgehen. Sonderlich wann sie die Practicken so sehr mißbrauchen/ daß sie jhnen mehr glauben dann Gottes Wort/ E 1. den Calendern vnd Practicken zulauffen/ was vngefehr getroffen wirdt/ für ein Stoicum fatum halten/ die Lügen in Windt schlagen vnd vergessen. Vnd muß ich auß eygner Erfahrung bekennen/ daß man in gemein bey hoch vnnd nidrigen Standts Personen voller Aberglauben/ vnd ich nit wisse/ ob die Calenderschreiber närrischer/ oder die begierige Leser/ dann die wil kein Jnstruction helffen/ wann der Calenderschreiber sich auffs beste verwahret/ so machen sie doch seine Wort zu oraculis, vnd jhn zu einem Abgott. Derhalben ich mich darvmb nit anneme/ was die wolbestellte Regiment zu abstrickung solchen Mißbrauches für Ordnungen machen/ vnnd wie die Geistliche sich auff den Cantzeln mit Ernst darwider legen sollen. Bin der Zuversicht/ vernünfftige Obrigkeiten vnnd Seelsorger werden ein solches Mittel treffen/ dardurch nicht allein die Gemein gebessert/ sondern auch den Philosophis der Rijv
das jenige Zeichen/ das da vor Augen am hohen Himmel stehet/ betrachtet er als ein Werck Gottes/ vnnd discurrirt von seiner Natur vnd Eygenschafft/ so gut er kan/ trifft ers nicht mit der bedeutung so fehlet er ohne einige Gottlosigkeit/ so wol als wann Aristoteles disputiert von der Stelle der Cometen/ vnd der Warheit wider seinen Willen verfehlet. Gleiches von den Practicken zu schreiben/ dann ob ich wol Philosophice viel vngereymbts Dings drinnen finde/ so folgt drumb nicht/ daß Gott Levit. 19 vnd 20 wider solche vngegründe Sachen gewest/ oder dasselbige verbott mich von den Practicken abschrecken soll/ so wenig als mich abschrecket/ daß ich Helffenbein nit für Gifft brauchen soll/ ob wol dieses auch ohne grundt von etlichen gebraucht wird/ die da meynen/ es thue so viel (oder vielleicht so wenig) als Einhorn. Gewiß ist es zwar/ daß in erzehlten vnd sonst mehrern Astrologischen Stücken/ es nicht bey allen so richtig zugehe/ wie jetzo erkläret worden/ sondern nebens auch Geistliche Hurerey/ das ist Abgötterey begangen werde/ darüber Gott grewlich zürne/ vnd nicht haben wölle/ daß Christen Menschen darmit vmbgehen. Sonderlich wann sie die Practicken so sehr mißbrauchen/ daß sie jhnen mehr glauben dann Gottes Wort/ E 1. den Calendern vnd Practicken zulauffen/ was vngefehr getroffen wirdt/ für ein Stoicum fatum halten/ die Lügen in Windt schlagen vnd vergessen. Vnd muß ich auß eygner Erfahrung bekennen/ daß man in gemein bey hoch vnnd nidrigen Standts Personen voller Aberglauben/ vnd ich nit wisse/ ob die Calenderschreiber närrischer/ oder die begierige Leser/ dann die wil kein Jnstruction helffen/ wann der Calenderschreiber sich auffs beste verwahret/ so machen sie doch seine Wort zu oraculis, vnd jhn zu einem Abgott. Derhalben ich mich darvmb nit anneme/ was die wolbestellte Regiment zu abstrickung solchen Mißbrauches für Ordnungen machen/ vnnd wie die Geistliche sich auff den Cantzeln mit Ernst darwider legen sollen. Bin der Zuversicht/ vernünfftige Obrigkeiten vnnd Seelsorger werden ein solches Mittel treffen/ dardurch nicht allein die Gemein gebessert/ sondern auch den Philosophis der Rijv
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das jenige Zeichen/ das da vor Augen am hohen Himmel stehet/ betrachtet er als ein Werck Gottes/ vnnd discurrirt von seiner Natur vnd Eygenschafft/ so gut er kan/ trifft ers nicht mit der bedeutung so fehlet er ohne einige Gottlosigkeit/ so wol als wann Aristoteles disputiert von der Stelle der Cometen/ vnd der Warheit wider seinen Willen verfehlet.
Gleiches von den Practicken zu schreiben/ dann ob ich wol Philosophice viel vngereymbts Dings drinnen finde/ so folgt drumb nicht/ daß Gott Levit. 19 vnd 20 wider solche vngegründe Sachen gewest/ oder dasselbige verbott mich von den Practicken abschrecken soll/ so wenig als mich abschrecket/ daß ich Helffenbein nit für Gifft brauchen soll/ ob wol dieses auch ohne grundt von etlichen gebraucht wird/ die da meynen/ es thue so viel (oder vielleicht so wenig) als Einhorn.
Gewiß ist es zwar/ daß in erzehlten vnd sonst mehrern Astrologischen Stücken/ es nicht bey allen so richtig zugehe/ wie jetzo erkläret worden/ sondern nebens auch Geistliche Hurerey/ das ist Abgötterey begangen werde/ darüber Gott grewlich zürne/ vnd nicht haben wölle/ daß Christen Menschen darmit vmbgehen. Sonderlich wann sie die Practicken so sehr mißbrauchen/ daß sie jhnen mehr glauben dann Gottes Wort/ E 1. den Calendern vnd Practicken zulauffen/ was vngefehr getroffen wirdt/ für ein Stoicum fatum halten/ die Lügen in Windt schlagen vnd vergessen. Vnd muß ich auß eygner Erfahrung bekennen/ daß man in gemein bey hoch vnnd nidrigen Standts Personen voller Aberglauben/ vnd ich nit wisse/ ob die Calenderschreiber närrischer/ oder die begierige Leser/ dann die wil kein Jnstruction helffen/ wann der Calenderschreiber sich auffs beste verwahret/ so machen sie doch seine Wort zu oraculis, vnd jhn zu einem Abgott.
Derhalben ich mich darvmb nit anneme/ was die wolbestellte Regiment zu abstrickung solchen Mißbrauches für Ordnungen machen/ vnnd wie die Geistliche sich auff den Cantzeln mit Ernst darwider legen sollen. Bin der Zuversicht/ vernünfftige Obrigkeiten vnnd Seelsorger werden ein solches Mittel treffen/ dardurch nicht allein die Gemein gebessert/ sondern auch den Philosophis der
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(2013-11-19T13:21:53Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Oliver Trübestein: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-11-19T13:21:53Z)
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Nicolas Roudet: Bereitstellung der Texttranskription.
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Hannah Sophia Glaum: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-11-19T13:21:53Z)
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Signatur Nx 22 (1))
(2013-12-10T14:15:34Z)
Weitere Informationen:Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien. Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Als Leitdruck wurde ein gescannter Ausschnitt aus Johannes Kepler: Gesammelte Werke. Band IV herangezogen. Die beim Leitdruck genannte Bibliothek ist nur eine von vielen, die dieses Buch besitzt.
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