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Kepler, Johannes: Antwort auf Röslini Diskurs. Prag, 1609.

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Erd vmblauffe. Entlich so besehe D. Röslin die prolegomena meiner Astronomiae novae seu Commentarij de Marte, so er gelegenheit hat/ da wirdt er etwas finden/ von dem jenigen/ das er so gerne vernäme.

Es ist zwar wol ein wunderbarlicher handel/ das die Welt schon 6000. Jahr stehet/ vnd die Menschen noch nit wissen/ ob sie stehe oder gehe. Aber noch ein wunderbahrlichere vnd fröhlichere Zeitung wirt es sein/ wann D. Röslin alle angezogenen sachen erwegen/ vnd noch in seinem alter/ wie die Cabalam vnd Hebraische Sprach/ also auch diß ergreiffen würdt/ das die Erd vmblauffe: in massen er nit der erste sein würde/ der nach langem verwaigern solliches entlich zulassen würde: er hat der guten freunde schon etlich jm vortrab: Nur dapffer hernach. Doch außgedingt/ das er/ so wenig als ich/ keinem Menschen hierinn nichts zugefallen rede oder schreibe: auch sonsten sich keine forcht abhalten lassen..

Ibid. D. Röslin helt es wider die Physicam, wider alle eusserliche Sinne/ wider alle vernunfft/ das die Erd vmbgehe. Antwort. Nit wider alle vernunfft: Dann Jch vnd mein anhang haben deren auch einen thail/ das bekennet D. Röslin. Hierumb mag er zu seiner zeit besehen/ in vorerwehnten prolegomenis meae Astronomiae novae seu Physicae coelestis, die gantz new reformirte doctrinam de gravi et levi, da wirdt er noch etliche hinderstellige puncten/ so er die tag seines lebens zu wissen begehret/ aber biß dato nit erfahren/ vollend erreichen vnd erlangen. Praef. b iij. a.

Das es wider die eusserliche Sinne das die Erden soll vmblauffen/ bekenn ich gern/ vnd hat nit viel zu bedeuten: dann eben darumb hat vns Gott die vernunfft gegeben/ das wir darmit den mangel der eusserlichen Sinne ersetzen sollen. Wann diese vernunfft nit wäre/ würden vnsere Sinne vil zu schwach sein zubegreiffen/ das die Sonne bald 200 mahl grösser sey dann die Erde.

Ibid. Will D. Röslin vil lieber glauben/ der vbermächtig groß vnd weite Himmel gehe in einer stund 2257500. meilen/ als das der kleine vnachtsame Erdboden soll in einer stund 240 Meilen vmbwaltzen.

Erd vmblauffe. Entlich so besehe D. Röslin die prolegomena meiner Astronomiae novae seu Commentarij de Marte, so er gelegenheit hat/ da wirdt er etwas finden/ von dem jenigen/ das er so gerne vernäme.

Es ist zwar wol ein wunderbarlicher handel/ das die Welt schon 6000. Jahr stehet/ vnd die Menschen noch nit wissen/ ob sie stehe oder gehe. Aber noch ein wunderbahrlichere vnd fröhlichere Zeitung wirt es sein/ wann D. Röslin alle angezogenen sachen erwegen/ vnd noch in seinem alter/ wie die Cabalam vnd Hebraische Sprach/ also auch diß ergreiffen würdt/ das die Erd vmblauffe: in massen er nit der erste sein würde/ der nach langem verwaigern solliches entlich zulassen würde: er hat der guten freunde schon etlich jm vortrab: Nur dapffer hernach. Doch außgedingt/ das er/ so wenig als ich/ keinem Menschen hierinn nichts zugefallen rede oder schreibe: auch sonsten sich keine forcht abhalten lassen..

Ibid. D. Röslin helt es wider die Physicam, wider alle eusserliche Sinne/ wider alle vernunfft/ das die Erd vmbgehe. Antwort. Nit wider alle vernunfft: Dann Jch vnd mein anhang haben deren auch einen thail/ das bekennet D. Röslin. Hierumb mag er zu seiner zeit besehen/ in vorerwehnten prolegomenis meae Astronomiae novae seu Physicae coelestis, die gantz new reformirte doctrinam de gravi et levi, da wirdt er noch etliche hinderstellige puncten/ so er die tag seines lebens zu wissen begehret/ aber biß dato nit erfahren/ vollend erreichen vnd erlangen. Praef. b iij. a.

Das es wider die eusserliche Sinne das die Erden soll vmblauffen/ bekenn ich gern/ vnd hat nit viel zu bedeuten: dann eben darumb hat vns Gott die vernunfft gegeben/ das wir darmit den mangel der eusserlichen Sinne ersetzen sollen. Wann diese vernunfft nit wäre/ würden vnsere Sinne vil zu schwach sein zubegreiffen/ das die Sonne bald 200 mahl grösser sey dann die Erde.

Ibid. Will D. Röslin vil lieber glauben/ der vbermächtig groß vnd weite Himmel gehe in einer stund 2257500. meilen/ als das der kleine vnachtsame Erdboden soll in einer stund 240 Meilen vmbwaltzen.

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[[7]/0009] Erd vmblauffe. Entlich so besehe D. Röslin die prolegomena meiner Astronomiae novae seu Commentarij de Marte, so er gelegenheit hat/ da wirdt er etwas finden/ von dem jenigen/ das er so gerne vernäme. Es ist zwar wol ein wunderbarlicher handel/ das die Welt schon 6000. Jahr stehet/ vnd die Menschen noch nit wissen/ ob sie stehe oder gehe. Aber noch ein wunderbahrlichere vnd fröhlichere Zeitung wirt es sein/ wann D. Röslin alle angezogenen sachen erwegen/ vnd noch in seinem alter/ wie die Cabalam vnd Hebraische Sprach/ also auch diß ergreiffen würdt/ das die Erd vmblauffe: in massen er nit der erste sein würde/ der nach langem verwaigern solliches entlich zulassen würde: er hat der guten freunde schon etlich jm vortrab: Nur dapffer hernach. Doch außgedingt/ das er/ so wenig als ich/ keinem Menschen hierinn nichts zugefallen rede oder schreibe: auch sonsten sich keine forcht abhalten lassen.. Ibid. D. Röslin helt es wider die Physicam, wider alle eusserliche Sinne/ wider alle vernunfft/ das die Erd vmbgehe. Antwort. Nit wider alle vernunfft: Dann Jch vnd mein anhang haben deren auch einen thail/ das bekennet D. Röslin. Hierumb mag er zu seiner zeit besehen/ in vorerwehnten prolegomenis meae Astronomiae novae seu Physicae coelestis, die gantz new reformirte doctrinam de gravi et levi, da wirdt er noch etliche hinderstellige puncten/ so er die tag seines lebens zu wissen begehret/ aber biß dato nit erfahren/ vollend erreichen vnd erlangen. Praef. b iij. a. Das es wider die eusserliche Sinne das die Erden soll vmblauffen/ bekenn ich gern/ vnd hat nit viel zu bedeuten: dann eben darumb hat vns Gott die vernunfft gegeben/ das wir darmit den mangel der eusserlichen Sinne ersetzen sollen. Wann diese vernunfft nit wäre/ würden vnsere Sinne vil zu schwach sein zubegreiffen/ das die Sonne bald 200 mahl grösser sey dann die Erde. Ibid. Will D. Röslin vil lieber glauben/ der vbermächtig groß vnd weite Himmel gehe in einer stund 2257500. meilen/ als das der kleine vnachtsame Erdboden soll in einer stund 240 Meilen vmbwaltzen.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-25T20:48:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Irmtraud Neumeier: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-25T20:48:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Nicolas Roudet: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-25T20:48:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Marc Kuse: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-11-25T20:48:33Z)
SLUB Dresden: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-12-10T13:26:34Z)

Weitere Informationen:

Reste a corriger : figures astrologiques (p. 104), grec (pp. 114, 117, 134, 135)

Bleibt noch zu korrigieren : astrologische Figuren (Seite 104 KGW), griechisch (Seite 114, 117, 134, 135).

Die Transkription erfolgte nach den unter https://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Die Transkription beruht auf dem Abdruck des Textes in Max Caspar und Franz Hammer (Hg.): Johannes Kepler, Gesammelte Werke. München 1941 (= Kleinere Schriften 1601/1611, Bd. 4), S. 103–144.

  • fremdsprachliches Material: gekennzeichnet
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Zitationshilfe: Kepler, Johannes: Antwort auf Röslini Diskurs. Prag, 1609, S. [7]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_antwort_1609/9>, abgerufen am 27.04.2024.