Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kepler, Johannes: Antwort auf Röslini Diskurs. Prag, 1609.

Bild:
<< vorherige Seite

Dann was bedarff es der anziehung der privatfreundtschafft/ so doch es im gemeinen wesen vnrühmlich/ das einer durch einige privatfreundtschafft an seinem allgemeinem rechten (von publicis scriptis publice zu vrtheilen) sollte gehindert sein.

Fol. C iij. a. Keppler lehret mit Copernico die Erd lauff vmb/ vnd stehe das Firmament still: das kann D. Röslin nit glauben.

Antwort. Er gewinnet wann er gleich keinen beweiß bringet: dann es jme an stat eines sehr starcken beweises dienet/ das er diß also in Teutscher Sprach fürgebracht/ dann es seind Hundert Tausent Man im Elsäß/ vnd abermal Hundert Tausent in Böheim die es gleich so wenig glauben. Wann die nur einen hören/ so lassen sie sich weisen/ vnd ehe sie wöllen hinauff steigen/ ehe glauben sie einem sollichen ainigen glehrten Man zu gfallen/ die Sonne sey mehr dann anderthalbhundertmal grösser dann der gantze Erdboden. Wann man aber sie zwischen zweyen widerwärtigen Partheyen/ deren die eine es mit jnen helt/ zu richtern setzen will/ da bekennen sie was sie sehen vnd hören/ das der Wagen vier Reder habe/ vnd nit die Scheuren vnder den himlischen wagen/ sondern diser auff die Scheuren gestigen seye.

Ibid. Kepler sagt/ das die Erd vmblauffe/ das sey nit wider die schrifft/ wann man sie recht außlege: diese auslegung wollte D. Röslin gern vernemen. Ant. So höre er darüber alle Bäpste von 1542 an/ die haben die schrifft also ausgelegt/ das sie Copernicum, vnangesehen derselbig sein Opus Revolutionum Paulo III. dedicirt/ noch nie eins Jrthumbs oder Ketzerey beschuldiget: Er höre darüber etliche fürneme Theologos deren anderen Partheyen/ so man Protestantes nennet/ die nemen jhn kein gewissen diß zu glauben/ vnd ist doch zuvermuthen/ sie machen jhn so enge gewissen vber die meynung Heiliger schrifft/ als D. Röslin nimmermehr. Er höre auch die Mathematicos als laicos, wie sie sich wegen der Heiligen schrifft entschuldigen: sonderlich Maestlinum, wellichen D. Röslin billich hoch helt. Ob wol nicht ohn das hingegen der grosse hauff von Theologis vnd Mathematicis auß allen Partheyen es mit Röslino halten/ vnd gar nit zu geben wöllen das die

Dann was bedarff es der anziehung der privatfreundtschafft/ so doch es im gemeinen wesen vnrühmlich/ das einer durch einige privatfreundtschafft an seinem allgemeinem rechten (von publicis scriptis publicè zu vrtheilen) sollte gehindert sein.

Fol. C iij. a. Keppler lehret mit Copernico die Erd lauff vmb/ vnd stehe das Firmament still: das kann D. Röslin nit glauben.

Antwort. Er gewinnet wann er gleich keinen beweiß bringet: dann es jme an stat eines sehr starcken beweises dienet/ das er diß also in Teutscher Sprach fürgebracht/ dann es seind Hundert Tausent Man im Elsäß/ vnd abermal Hundert Tausent in Böheim die es gleich so wenig glauben. Wann die nur einen hören/ so lassen sie sich weisen/ vnd ehe sie wöllen hinauff steigen/ ehe glauben sie einem sollichen ainigen glehrten Man zu gfallen/ die Sonne sey mehr dann anderthalbhundertmal grösser dann der gantze Erdboden. Wann man aber sie zwischen zweyen widerwärtigen Partheyen/ deren die eine es mit jnen helt/ zu richtern setzen will/ da bekennen sie was sie sehen vnd hören/ das der Wagen vier Reder habe/ vnd nit die Scheuren vnder den himlischen wagen/ sondern diser auff die Scheuren gestigen seye.

Ibid. Kepler sagt/ das die Erd vmblauffe/ das sey nit wider die schrifft/ wann man sie recht außlege: diese auslegung wollte D. Röslin gern vernemen. Ant. So höre er darüber alle Bäpste von 1542 an/ die haben die schrifft also ausgelegt/ das sie Copernicum, vnangesehen derselbig sein Opus Revolutionum Paulo III. dedicirt/ noch nie eins Jrthumbs oder Ketzerey beschuldiget: Er höre darüber etliche fürneme Theologos deren anderen Partheyen/ so man Protestantes nennet/ die nemen jhn kein gewissen diß zu glauben/ vnd ist doch zuvermuthen/ sie machen jhn so enge gewissen vber die meynung Heiliger schrifft/ als D. Röslin nimmermehr. Er höre auch die Mathematicos als laicos, wie sie sich wegen der Heiligen schrifft entschuldigen: sonderlich Maestlinum, wellichen D. Röslin billich hoch helt. Ob wol nicht ohn das hingegen der grosse hauff von Theologis vnd Mathematicis auß allen Partheyen es mit Röslino halten/ vnd gar nit zu geben wöllen das die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0008" n="[6]"/>
        <p>Dann was bedarff es der anziehung der <hi rendition="#aq">privat</hi>freundtschafft/ so doch es im gemeinen wesen vnrühmlich/ das einer
                     durch einige <hi rendition="#aq">privat</hi>freundtschafft an seinem allgemeinem
                     rechten (von <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">publicis scriptis
                             publicè</foreign></hi> zu vrtheilen) sollte gehindert sein. </p>
        <p><hi rendition="#aq">Fol.</hi> C iij. a. Keppler lehret mit <hi rendition="#aq">Copernico</hi> die Erd lauff vmb/ vnd stehe das Firmament still: das kann
                     D. Röslin nit glauben. </p>
        <p>Antwort. Er gewinnet wann er gleich keinen beweiß bringet: dann es jme an stat
                     eines sehr starcken beweises dienet/ das er diß also in Teutscher Sprach
                     fürgebracht/ dann es seind Hundert Tausent Man im Elsäß/ vnd abermal Hundert
                     Tausent in Böheim die es gleich so wenig glauben. Wann die nur einen hören/ so
                     lassen sie sich weisen/ vnd ehe sie wöllen hinauff steigen/ ehe glauben sie
                     einem sollichen ainigen glehrten Man zu gfallen/ die Sonne sey mehr dann
                     anderthalbhundertmal grösser dann der gantze Erdboden. Wann man aber sie
                     zwischen zweyen widerwärtigen Partheyen/ deren die eine es mit jnen helt/ zu
                     richtern setzen will/ da bekennen sie was sie sehen vnd hören/ das der Wagen
                     vier Reder habe/ vnd nit die Scheuren vnder den himlischen wagen/ sondern diser
                     auff die Scheuren gestigen seye. </p>
        <p><hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Ibid.</foreign></hi> Kepler sagt/
                     das die Erd vmblauffe/ das sey nit wider die schrifft/ wann man sie recht
                     außlege: diese auslegung wollte D. Röslin gern vernemen. Ant. So höre er darüber
                     alle Bäpste von 1542 an/ die haben die schrifft also ausgelegt/ das sie <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Copernicum</foreign></hi>,
                     vnangesehen derselbig sein <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Opus
                             Revolutionum Paulo III.</foreign></hi> dedicirt/ noch nie eins Jrthumbs
                     oder Ketzerey beschuldiget: Er höre darüber etliche fürneme <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Theologos</foreign></hi> deren anderen
                     Partheyen/ so man <hi rendition="#aq">Protestantes</hi> nennet/ die nemen jhn
                     kein gewissen diß zu glauben/ vnd ist doch zuvermuthen/ sie machen jhn so enge
                     gewissen vber die meynung Heiliger schrifft/ als D. Röslin nimmermehr. Er höre
                     auch die <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Mathematicos</foreign></hi> als <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">laicos</foreign></hi>, wie sie
                     sich wegen der Heiligen schrifft entschuldigen: sonderlich <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Maestlinum</foreign></hi>, wellichen D. Röslin
                     billich hoch helt. Ob wol nicht ohn das hingegen der grosse hauff von <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Theologis</foreign></hi> vnd <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Mathematicis</foreign></hi> auß
                     allen Partheyen es mit Röslino halten/ vnd gar nit zu geben wöllen das die
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[6]/0008] Dann was bedarff es der anziehung der privatfreundtschafft/ so doch es im gemeinen wesen vnrühmlich/ das einer durch einige privatfreundtschafft an seinem allgemeinem rechten (von publicis scriptis publicè zu vrtheilen) sollte gehindert sein. Fol. C iij. a. Keppler lehret mit Copernico die Erd lauff vmb/ vnd stehe das Firmament still: das kann D. Röslin nit glauben. Antwort. Er gewinnet wann er gleich keinen beweiß bringet: dann es jme an stat eines sehr starcken beweises dienet/ das er diß also in Teutscher Sprach fürgebracht/ dann es seind Hundert Tausent Man im Elsäß/ vnd abermal Hundert Tausent in Böheim die es gleich so wenig glauben. Wann die nur einen hören/ so lassen sie sich weisen/ vnd ehe sie wöllen hinauff steigen/ ehe glauben sie einem sollichen ainigen glehrten Man zu gfallen/ die Sonne sey mehr dann anderthalbhundertmal grösser dann der gantze Erdboden. Wann man aber sie zwischen zweyen widerwärtigen Partheyen/ deren die eine es mit jnen helt/ zu richtern setzen will/ da bekennen sie was sie sehen vnd hören/ das der Wagen vier Reder habe/ vnd nit die Scheuren vnder den himlischen wagen/ sondern diser auff die Scheuren gestigen seye. Ibid. Kepler sagt/ das die Erd vmblauffe/ das sey nit wider die schrifft/ wann man sie recht außlege: diese auslegung wollte D. Röslin gern vernemen. Ant. So höre er darüber alle Bäpste von 1542 an/ die haben die schrifft also ausgelegt/ das sie Copernicum, vnangesehen derselbig sein Opus Revolutionum Paulo III. dedicirt/ noch nie eins Jrthumbs oder Ketzerey beschuldiget: Er höre darüber etliche fürneme Theologos deren anderen Partheyen/ so man Protestantes nennet/ die nemen jhn kein gewissen diß zu glauben/ vnd ist doch zuvermuthen/ sie machen jhn so enge gewissen vber die meynung Heiliger schrifft/ als D. Röslin nimmermehr. Er höre auch die Mathematicos als laicos, wie sie sich wegen der Heiligen schrifft entschuldigen: sonderlich Maestlinum, wellichen D. Röslin billich hoch helt. Ob wol nicht ohn das hingegen der grosse hauff von Theologis vnd Mathematicis auß allen Partheyen es mit Röslino halten/ vnd gar nit zu geben wöllen das die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-25T20:48:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Irmtraud Neumeier: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-25T20:48:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Nicolas Roudet: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-25T20:48:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Marc Kuse: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-11-25T20:48:33Z)
SLUB Dresden: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-12-10T13:26:34Z)

Weitere Informationen:

Reste a corriger : figures astrologiques (p. 104), grec (pp. 114, 117, 134, 135)

Bleibt noch zu korrigieren : astrologische Figuren (Seite 104 KGW), griechisch (Seite 114, 117, 134, 135).

Die Transkription erfolgte nach den unter https://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Die Transkription beruht auf dem Abdruck des Textes in Max Caspar und Franz Hammer (Hg.): Johannes Kepler, Gesammelte Werke. München 1941 (= Kleinere Schriften 1601/1611, Bd. 4), S. 103–144.

  • fremdsprachliches Material: gekennzeichnet
  • Zeilenfall: aufgehoben
  • Silbentrennung: aufgehoben



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_antwort_1609
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_antwort_1609/8
Zitationshilfe: Kepler, Johannes: Antwort auf Röslini Diskurs. Prag, 1609, S. [6]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_antwort_1609/8>, abgerufen am 25.04.2024.