Kepler, Johannes: Antwort auf Röslini Diskurs. Prag, 1609.vermeint per experientiambestettigt sein: Wann aber D. Röslin es beym Liecht besihet/ wird er finden/ das sie so woll als andere/ die er verwirfft/ nur schlecht auß den dominationibus Planetarum super signa erspunnen seien: oder auß den imaginibus caelestibus, die doch heuttiges tages gewichen/ vnd den Namen hinder jnen gelassen. D. Röslin. Jch wil nit alles refutirn, was Kepplerus hiervon mehr scrupulirt: dem die einfalt der Warheit lieb ist/ wird alles bey sich wol refutirn können. Keppler. Jch aber wil der hoffnung sein/ mit diser vbergehenden meldung werde D. Röslin jhrer vil auffmundern/ erst in mein Buch zuschawen/ vnd die Warheit neben mir zubetrachten. D. Röslin. Keppler setzt da Fewer für das vierte Element. Keppler. Jch rede mit Aristotele, vnd doch also/ das man mir kein sphaeram ignisdarauß machen kan. Dann ich Cardano vor vilen Jahren hierinnen beygefallen/ das zwischen Himmel und Erden kein Fewer sey. D. Röslin. Keppler wird den Himmel selbst für das vierdte Element halten/ wie ich. Keppler. Jch halt das jenige Fewer für das vierte Element, das mich brennet/ es sey auff dem Hert/ im Ofen/ oder vnder der Erden: dann es ist ein Simplex corpus, differens ab aere aqua et Terra. Kan aber darumb nit sagen/ das es ein sollich Element sey/ darauß andere Corpora, als Thier vnd Kreutter/ quatenus corpora, gemacht seind. Dann die Werm in denselben/ ist nit jrer Cörper aigen/ sondern von jrer Seel/ die da erhelt das Leben im Leib. Es ist zwar auch das Leben selber im Hertzen wie ein Fewer zu rechnen/ wie ich in meiner Optica angezeigt: gehört aber nit zu der substanz des Hertzens/ sondern verzehret dieselbige endlich/ so wol als das gemeine Fewer alle Corpora zu aschen macht. Vnd ob ich mich wol noch nie resolvirt, alweil ich kein Chymicus bin/ so wil mich doch geduncken/ das Fewer sey materialiter nichts anders/ dann der Schwebel/ sulphur in motu constitutum: sulphur aber ist ein Werck/ opus, der Seelen im Leib/ wie das Blut. Were also das Fewer formaliter ein accidens. Hingegen so bedenck ich/ das daß Fewer ein vermeint per experientiambestettigt sein: Wann aber D. Röslin es beym Liecht besihet/ wird er finden/ das sie so woll als andere/ die er verwirfft/ nur schlecht auß den dominationibus Planetarum super signa erspunnen seien: oder auß den imaginibus caelestibus, die doch heuttiges tages gewichen/ vnd den Namen hinder jnen gelassen. D. Röslin. Jch wil nit alles refutirn, was Kepplerus hiervon mehr scrupulirt: dem die einfalt der Warheit lieb ist/ wird alles bey sich wol refutirn können. Keppler. Jch aber wil der hoffnung sein/ mit diser vbergehenden meldung werde D. Röslin jhrer vil auffmundern/ erst in mein Buch zuschawen/ vnd die Warheit neben mir zubetrachten. D. Röslin. Keppler setzt da Fewer für das vierte Element. Keppler. Jch rede mit Aristotele, vnd doch also/ das man mir kein sphaeram ignisdarauß machen kan. Dann ich Cardano vor vilen Jahren hierinnen beygefallen/ das zwischen Himmel und Erden kein Fewer sey. D. Röslin. Keppler wird den Himmel selbst für das vierdte Element halten/ wie ich. Keppler. Jch halt das jenige Fewer für das vierte Element, das mich brennet/ es sey auff dem Hert/ im Ofen/ oder vnder der Erden: dann es ist ein Simplex corpus, differens ab aere aqua et Terra. Kan aber darumb nit sagen/ das es ein sollich Element sey/ darauß andere Corpora, als Thier vnd Kreutter/ quatenus corpora, gemacht seind. Dann die Werm in denselben/ ist nit jrer Cörper aigen/ sondern von jrer Seel/ die da erhelt das Leben im Leib. Es ist zwar auch das Leben selber im Hertzen wie ein Fewer zu rechnen/ wie ich in meiner Optica angezeigt: gehört aber nit zu der substanz des Hertzens/ sondern verzehret dieselbige endlich/ so wol als das gemeine Fewer alle Corpora zu aschen macht. Vnd ob ich mich wol noch nie resolvirt, alweil ich kein Chymicus bin/ so wil mich doch geduncken/ das Fewer sey materialiter nichts anders/ dann der Schwebel/ sulphur in motu constitutum: sulphur aber ist ein Werck/ opus, der Seelen im Leib/ wie das Blut. Were also das Fewer formaliter ein accidens. Hingegen so bedenck ich/ das daß Fewer ein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0065" n="[63]"/> vermeint <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">per experientiam</foreign></hi>bestettigt sein: Wann aber D. 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D. Röslin. Jch wil nit alles refutirn, was Kepplerus hiervon mehr scrupulirt: dem die einfalt der Warheit lieb ist/ wird alles bey sich wol refutirn können.
Keppler. Jch aber wil der hoffnung sein/ mit diser vbergehenden meldung werde D. Röslin jhrer vil auffmundern/ erst in mein Buch zuschawen/ vnd die Warheit neben mir zubetrachten.
D. Röslin. Keppler setzt da Fewer für das vierte Element.
Keppler. Jch rede mit Aristotele, vnd doch also/ das man mir kein sphaeram ignisdarauß machen kan. Dann ich Cardano vor vilen Jahren hierinnen beygefallen/ das zwischen Himmel und Erden kein Fewer sey.
D. Röslin. Keppler wird den Himmel selbst für das vierdte Element halten/ wie ich.
Keppler. Jch halt das jenige Fewer für das vierte Element, das mich brennet/ es sey auff dem Hert/ im Ofen/ oder vnder der Erden: dann es ist ein Simplex corpus, differens ab aere aqua et Terra. Kan aber darumb nit sagen/ das es ein sollich Element sey/ darauß andere Corpora, als Thier vnd Kreutter/ quatenus corpora, gemacht seind. Dann die Werm in denselben/ ist nit jrer Cörper aigen/ sondern von jrer Seel/ die da erhelt das Leben im Leib. Es ist zwar auch das Leben selber im Hertzen wie ein Fewer zu rechnen/ wie ich in meiner Optica angezeigt: gehört aber nit zu der substanz des Hertzens/ sondern verzehret dieselbige endlich/ so wol als das gemeine Fewer alle Corpora zu aschen macht. Vnd ob ich mich wol noch nie resolvirt, alweil ich kein Chymicus bin/ so wil mich doch geduncken/ das Fewer sey materialiter nichts anders/ dann der Schwebel/ sulphur in motu constitutum: sulphur aber ist ein Werck/ opus, der Seelen im Leib/ wie das Blut. Were also das Fewer formaliter ein accidens. Hingegen so bedenck ich/ das daß Fewer ein
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Zitationshilfe: | Kepler, Johannes: Antwort auf Röslini Diskurs. Prag, 1609, S. [63]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_antwort_1609/65>, abgerufen am 16.02.2025. |