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Kepler, Johannes: Antwort auf Röslini Diskurs. Prag, 1609.

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sphaera Martis genommen/ sey durch sphaeras Terrae Veneris Mercurij gefahren/ vnd wider den sphaeris Verneris Terrae et Martis zugeeilet.

Fol. D iij. b. Klagt D. Röslin. Keppler hab jhn in seinem Buch vom newen Stern gestumpffiert. Antwort. Warin diß beschehen wird sich hernach finden. An jetzo geb ich in genere soviel zur antwort/ Das in meinen Schrifften kein ehrenrührige oder sonsten boßhafftige Politische schimpffliche antastung Doctoris Röslini nit zufinden. Da aber D. Röslin vermaint/ Jch solte auch nit scientifice vnd/ meiner natürlichen anmuthung nach/ frey von seinen offentlich im druck außgangenen Schrifften meines gefallens vrthailen/ sondern jme wegen mehrern Alters verschonen: geb ich diesen beschaid: Das es nunmehr geschehen/ vnd die glocke gegossen/ das nämlich D. Röslin mit seinen editionibus vnder die Authores kommen/ vnd auch nit anderst dann vnder dieselbige von allen kunstliebenden gezehlt werde: Gott geb/ es gefalle jm oder nit. Derowegen jme zurathen/ das er sich drein ergebe/ vnd es gewohne/ das man mit ihme vmbgehe/ wie man ins gmain/ vnd er selber/ mit Aristotele in Schulen pflegt vmbzugehen. Vnd will Jch jme lieber gunnen/ das Er mein Judicium von jme bey lebendigem Leib anhöre/ als das Jch erst auff seinen Tod zihlen solte/ da ich doch etwa vor jm sterben möchte.

Ibid. D. Röslin. Ob ich mich wol für kein Astronomum außgebe/ waiß ich doch den Calculum Astronomicum besser zugebrauchen als Keppler/ der ist in der Astronomia so erfahren/ so spitzfindig/ so weiß/ so klug/ als einer in der Welt sein mag/ gebraucht sich aber deren zur Zeitrechnung gar vbel.

Keppler. Wann dem also baiderseits were/ das ich mich erstlich soviel dunckete/ oder scientiam Astronomicam an mir so hoch hielte/ als mir diese invidiosa verba heimlich vnd höflich auffdrechen/ hernach so grobe fähler begienge: so wolt ich mich mit dem gmainen sprichwort entschuldigen/ vnd erinnern/ das offt auch einer weisen Gans ein Ey entfalle. Es bedarff sich aber für dißmal Gott lob bey mir noch nit/ vnd weniger als bey D. Röslin.

sphaera Martis genommen/ sey durch sphaeras Terrae Veneris Mercurij gefahren/ vnd wider den sphaeris Verneris Terrae et Martis zugeeilet.

Fol. D iij. b. Klagt D. Röslin. Keppler hab jhn in seinem Buch vom newen Stern gestumpffiert. Antwort. Warin diß beschehen wird sich hernach finden. An jetzo geb ich in genere soviel zur antwort/ Das in meinen Schrifften kein ehrenrührige oder sonsten boßhafftige Politische schimpffliche antastung Doctoris Röslini nit zufinden. Da aber D. Röslin vermaint/ Jch solte auch nit scientificè vnd/ meiner natürlichen anmuthung nach/ frey von seinen offentlich im druck außgangenen Schrifften meines gefallens vrthailen/ sondern jme wegen mehrern Alters verschonen: geb ich diesen beschaid: Das es nunmehr geschehen/ vnd die glocke gegossen/ das nämlich D. Röslin mit seinen editionibus vnder die Authores kommen/ vnd auch nit anderst dann vnder dieselbige von allen kunstliebenden gezehlt werde: Gott geb/ es gefalle jm oder nit. Derowegen jme zurathen/ das er sich drein ergebe/ vnd es gewohne/ das man mit ihme vmbgehe/ wie man ins gmain/ vnd er selber/ mit Aristotele in Schulen pflegt vmbzugehen. Vnd will Jch jme lieber gunnen/ das Er mein Judicium von jme bey lebendigem Leib anhöre/ als das Jch erst auff seinen Tod zihlen solte/ da ich doch etwa vor jm sterben möchte.

Ibid. D. Röslin. Ob ich mich wol für kein Astronomum außgebe/ waiß ich doch den Calculum Astronomicum besser zugebrauchen als Keppler/ der ist in der Astronomia so erfahren/ so spitzfindig/ so weiß/ so klug/ als einer in der Welt sein mag/ gebraucht sich aber deren zur Zeitrechnung gar vbel.

Keppler. Wann dem also baiderseits were/ das ich mich erstlich soviel dunckete/ oder scientiam Astronomicam an mir so hoch hielte/ als mir diese invidiosa verba heimlich vnd höflich auffdrechen/ hernach so grobe fähler begienge: so wolt ich mich mit dem gmainen sprichwort entschuldigen/ vnd erinnern/ das offt auch einer weisen Gans ein Ey entfalle. Es bedarff sich aber für dißmal Gott lob bey mir noch nit/ vnd weniger als bey D. Röslin.

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[[16]/0018] sphaera Martis genommen/ sey durch sphaeras Terrae Veneris Mercurij gefahren/ vnd wider den sphaeris Verneris Terrae et Martis zugeeilet. Fol. D iij. b. Klagt D. Röslin. Keppler hab jhn in seinem Buch vom newen Stern gestumpffiert. Antwort. Warin diß beschehen wird sich hernach finden. An jetzo geb ich in genere soviel zur antwort/ Das in meinen Schrifften kein ehrenrührige oder sonsten boßhafftige Politische schimpffliche antastung Doctoris Röslini nit zufinden. Da aber D. Röslin vermaint/ Jch solte auch nit scientificè vnd/ meiner natürlichen anmuthung nach/ frey von seinen offentlich im druck außgangenen Schrifften meines gefallens vrthailen/ sondern jme wegen mehrern Alters verschonen: geb ich diesen beschaid: Das es nunmehr geschehen/ vnd die glocke gegossen/ das nämlich D. Röslin mit seinen editionibus vnder die Authores kommen/ vnd auch nit anderst dann vnder dieselbige von allen kunstliebenden gezehlt werde: Gott geb/ es gefalle jm oder nit. Derowegen jme zurathen/ das er sich drein ergebe/ vnd es gewohne/ das man mit ihme vmbgehe/ wie man ins gmain/ vnd er selber/ mit Aristotele in Schulen pflegt vmbzugehen. Vnd will Jch jme lieber gunnen/ das Er mein Judicium von jme bey lebendigem Leib anhöre/ als das Jch erst auff seinen Tod zihlen solte/ da ich doch etwa vor jm sterben möchte. Ibid. D. Röslin. Ob ich mich wol für kein Astronomum außgebe/ waiß ich doch den Calculum Astronomicum besser zugebrauchen als Keppler/ der ist in der Astronomia so erfahren/ so spitzfindig/ so weiß/ so klug/ als einer in der Welt sein mag/ gebraucht sich aber deren zur Zeitrechnung gar vbel. Keppler. Wann dem also baiderseits were/ das ich mich erstlich soviel dunckete/ oder scientiam Astronomicam an mir so hoch hielte/ als mir diese invidiosa verba heimlich vnd höflich auffdrechen/ hernach so grobe fähler begienge: so wolt ich mich mit dem gmainen sprichwort entschuldigen/ vnd erinnern/ das offt auch einer weisen Gans ein Ey entfalle. Es bedarff sich aber für dißmal Gott lob bey mir noch nit/ vnd weniger als bey D. Röslin.

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Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-25T20:48:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Irmtraud Neumeier: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-25T20:48:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Nicolas Roudet: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-25T20:48:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Marc Kuse: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-11-25T20:48:33Z)
SLUB Dresden: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-12-10T13:26:34Z)

Weitere Informationen:

Reste a corriger : figures astrologiques (p. 104), grec (pp. 114, 117, 134, 135)

Bleibt noch zu korrigieren : astrologische Figuren (Seite 104 KGW), griechisch (Seite 114, 117, 134, 135).

Die Transkription erfolgte nach den unter https://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Die Transkription beruht auf dem Abdruck des Textes in Max Caspar und Franz Hammer (Hg.): Johannes Kepler, Gesammelte Werke. München 1941 (= Kleinere Schriften 1601/1611, Bd. 4), S. 103–144.

  • fremdsprachliches Material: gekennzeichnet
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Zitationshilfe: Kepler, Johannes: Antwort auf Röslini Diskurs. Prag, 1609, S. [16]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_antwort_1609/18>, abgerufen am 26.04.2024.