Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kepler, Johannes: Antwort auf Röslini Diskurs. Prag, 1609.

Bild:
<< vorherige Seite

Ibid. D. Röslin. Keppler will auß der Astronomia beweisen/ daß Christus vier oder fünff Jahr ehe geboren/ dann die gemeine rechnung bißher gewest.

Keppler. Das wer ein seltzamer handel/ vnd schier so vngereimet/ als vngereimbt droben Dr. Röslin gehandlet/ da er hat wöllen auß dem Propheten Osea erweisen/ das der Regen auß dem Himmel herab komme/ oder das der Himmel selber einem Aspect seinen effectum gebe.

Dann ob wol in meiner diatribe Chronologica (Der Trucker hats in mangel eines stettigen Tituls Sylvam gehaissen/ weil im Anfang der Text diß Wörtlein gibt: anzubilden/ warumb ich im Buch vom Stern/ als vom rechten weg ab/ vnd auff dise Materi/ als in ein lustiges Höltzlein spatzieren gehe) Ob wol sprich ich/ daselbsten ein eyniger antzug auß der Astronomia geschicht/ das nemblich im 42. Jahr der Julianischen Calenderrechnung/ den 13. Martij (oder vitioso stylo den 15.) drey vhr nach Mitternacht der Mond zu Jerusalem biß auffs halbe theil verfinstert worden: So heist das darumb nit auß der Astronomia beweisen/ wann Christus geboren. Die Astronomia ist von mir hierinnen recht besehen worden: Hette ich aber disen anzug vbel gebraucht/ so het ich einen Historischen fehler begangen/ vnd auß der Historia sollich fürgeben absurdum probirt/ vnd gar nit auß der Astronomia. Es scheinet aber hierauß/ weil D. Röslin noch nit glauben kan/ das Christus fünff Jahr vor der Epocha artificiali geboren/ das gewislich jhme in den Chronologicis, deren er sich rühmet/ nit nur ein Ay entfallen werde.

Folio D. iiij. a. D. Röslin. Kepplerus ist in der physica scharffsinnig vnd subtil/ aber mit letzer vmbgekehrter weise/ dieweil er auch ein letzes fudament hat/ das die Erd sich bewege/ vnd der Himmel stillstehe.

Keppler. Jch hab droben gesagt/ das mein letze mainung (wie nemblich die Aspect nit für sich selber als vom Himmel/ sondern durch vermittelung der Jrrdischen Natur krefftig werden) nicht fundirt sey auff dise mein andere letze mainung/ daß die Erd mit den Planeten vmbgehe/ vnd die Son mit den fixsternen stillstehe: sondern das dises

Ibid. D. Röslin. Keppler will auß der Astronomia beweisen/ daß Christus vier oder fünff Jahr ehe geboren/ dann die gemeine rechnung bißher gewest.

Keppler. Das wer ein seltzamer handel/ vnd schier so vngereimet/ als vngereimbt droben Dr. Röslin gehandlet/ da er hat wöllen auß dem Propheten Osea erweisen/ das der Regen auß dem Himmel herab komme/ oder das der Himmel selber einem Aspect seinen effectum gebe.

Dann ob wol in meiner diatribe Chronologica (Der Trucker hats in mangel eines stettigen Tituls Sylvam gehaissen/ weil im Anfang der Text diß Wörtlein gibt: anzubilden/ warumb ich im Buch vom Stern/ als vom rechten weg ab/ vnd auff dise Materi/ als in ein lustiges Höltzlein spatzieren gehe) Ob wol sprich ich/ daselbsten ein eyniger antzug auß der Astronomia geschicht/ das nemblich im 42. Jahr der Julianischen Calenderrechnung/ den 13. Martij (oder vitioso stylo den 15.) drey vhr nach Mitternacht der Mond zu Jerusalem biß auffs halbe theil verfinstert worden: So heist das darumb nit auß der Astronomia beweisen/ wann Christus geboren. Die Astronomia ist von mir hierinnen recht besehen worden: Hette ich aber disen anzug vbel gebraucht/ so het ich einen Historischen fehler begangen/ vnd auß der Historia sollich fürgeben absurdum probirt/ vnd gar nit auß der Astronomia. Es scheinet aber hierauß/ weil D. Röslin noch nit glauben kan/ das Christus fünff Jahr vor der Epocha artificiali geboren/ das gewislich jhme in den Chronologicis, deren er sich rühmet/ nit nur ein Ay entfallen werde.

Folio D. iiij. a. D. Röslin. Kepplerus ist in der physica scharffsinnig vnd subtil/ aber mit letzer vmbgekehrter weise/ dieweil er auch ein letzes fudament hat/ das die Erd sich bewege/ vnd der Himmel stillstehe.

Keppler. Jch hab droben gesagt/ das mein letze mainung (wie nemblich die Aspect nit für sich selber als vom Himmel/ sondern durch vermittelung der Jrrdischen Natur krefftig werden) nicht fundirt sey auff dise mein andere letze mainung/ daß die Erd mit den Planeten vmbgehe/ vnd die Son mit den fixsternen stillstehe: sondern das dises

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0019" n="[17]"/>
        <p><hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Ibid.</foreign></hi> D. Röslin.
                     Keppler will auß der <hi rendition="#aq">Astronomia</hi> beweisen/ daß Christus
                     vier oder fünff Jahr ehe geboren/ dann die gemeine rechnung bißher gewest. </p>
        <p>Keppler. Das wer ein seltzamer handel/ vnd schier so vngereimet/ als vngereimbt
                     droben Dr. Röslin gehandlet/ da er hat wöllen auß dem Propheten <hi rendition="#aq">Osea</hi> erweisen/ das der Regen auß dem Himmel herab
                     komme/ oder das der Himmel selber einem <hi rendition="#aq">Aspect</hi> seinen <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">effectum</foreign></hi> gebe. </p>
        <p>Dann ob wol in meiner <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">diatribe
                             Chronologica</foreign></hi> (Der Trucker hats in mangel eines stettigen
                     Tituls <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Sylvam</foreign></hi> gehaissen/ weil im Anfang der <hi rendition="#aq">Text</hi> diß Wörtlein gibt:
                      anzubilden/ warumb ich im
                     Buch vom Stern/ als vom rechten weg ab/ vnd auff dise Materi/ als in ein
                     lustiges Höltzlein spatzieren gehe) Ob wol sprich ich/ daselbsten ein eyniger
                     antzug auß der <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Astronomia</foreign></hi> geschicht/ das nemblich im 42. Jahr der <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Juliani</foreign></hi>schen
                     Calenderrechnung/ den 13. Martij (oder <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">vitioso stylo</foreign></hi> den 15.) drey vhr nach
                     Mitternacht der Mond zu <hi rendition="#aq">Jerusalem</hi> biß auffs halbe theil
                     verfinstert worden: So heist das darumb nit auß der <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Astronomia</foreign></hi> beweisen/ wann Christus
                     geboren. Die <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Astronomia</foreign></hi> ist von mir hierinnen recht besehen worden: Hette
                     ich aber disen anzug vbel gebraucht/ so het ich einen Historischen fehler
                     begangen/ vnd auß der <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Historia</foreign></hi> sollich fürgeben <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">absurdum probirt</foreign></hi>/ vnd gar nit auß der <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Astronomia.</foreign></hi> Es
                     scheinet aber hierauß/ weil D. Röslin noch nit glauben kan/ das Christus fünff
                     Jahr vor der <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Epocha
                             artificiali</foreign></hi> geboren/ das gewislich jhme in den <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Chronologicis</foreign></hi>, deren
                     er sich rühmet/ nit nur ein Ay entfallen werde. </p>
        <p><hi rendition="#aq">Folio</hi> D. iiij. a. D. Röslin. Kepplerus ist in der <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">physica</foreign></hi> scharffsinnig
                     vnd subtil/ aber mit letzer vmbgekehrter weise/ dieweil er auch ein letzes <hi rendition="#aq">fudament</hi> hat/ das die Erd sich bewege/ vnd der Himmel
                     stillstehe. </p>
        <p>Keppler. Jch hab droben gesagt/ das mein letze mainung (wie nemblich die <hi rendition="#aq">Aspect </hi>nit für sich selber als vom Himmel/ sondern
                     durch vermittelung der Jrrdischen Natur krefftig werden) nicht <hi rendition="#aq">fundirt</hi> sey auff dise mein andere letze mainung/ daß
                     die Erd mit den Planeten vmbgehe/ vnd die Son mit den <hi rendition="#aq">fix</hi>sternen stillstehe: sondern das dises
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[17]/0019] Ibid. D. Röslin. Keppler will auß der Astronomia beweisen/ daß Christus vier oder fünff Jahr ehe geboren/ dann die gemeine rechnung bißher gewest. Keppler. Das wer ein seltzamer handel/ vnd schier so vngereimet/ als vngereimbt droben Dr. Röslin gehandlet/ da er hat wöllen auß dem Propheten Osea erweisen/ das der Regen auß dem Himmel herab komme/ oder das der Himmel selber einem Aspect seinen effectum gebe. Dann ob wol in meiner diatribe Chronologica (Der Trucker hats in mangel eines stettigen Tituls Sylvam gehaissen/ weil im Anfang der Text diß Wörtlein gibt: anzubilden/ warumb ich im Buch vom Stern/ als vom rechten weg ab/ vnd auff dise Materi/ als in ein lustiges Höltzlein spatzieren gehe) Ob wol sprich ich/ daselbsten ein eyniger antzug auß der Astronomia geschicht/ das nemblich im 42. Jahr der Julianischen Calenderrechnung/ den 13. Martij (oder vitioso stylo den 15.) drey vhr nach Mitternacht der Mond zu Jerusalem biß auffs halbe theil verfinstert worden: So heist das darumb nit auß der Astronomia beweisen/ wann Christus geboren. Die Astronomia ist von mir hierinnen recht besehen worden: Hette ich aber disen anzug vbel gebraucht/ so het ich einen Historischen fehler begangen/ vnd auß der Historia sollich fürgeben absurdum probirt/ vnd gar nit auß der Astronomia. Es scheinet aber hierauß/ weil D. Röslin noch nit glauben kan/ das Christus fünff Jahr vor der Epocha artificiali geboren/ das gewislich jhme in den Chronologicis, deren er sich rühmet/ nit nur ein Ay entfallen werde. Folio D. iiij. a. D. Röslin. Kepplerus ist in der physica scharffsinnig vnd subtil/ aber mit letzer vmbgekehrter weise/ dieweil er auch ein letzes fudament hat/ das die Erd sich bewege/ vnd der Himmel stillstehe. Keppler. Jch hab droben gesagt/ das mein letze mainung (wie nemblich die Aspect nit für sich selber als vom Himmel/ sondern durch vermittelung der Jrrdischen Natur krefftig werden) nicht fundirt sey auff dise mein andere letze mainung/ daß die Erd mit den Planeten vmbgehe/ vnd die Son mit den fixsternen stillstehe: sondern das dises

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-25T20:48:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Irmtraud Neumeier: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-25T20:48:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Nicolas Roudet: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-25T20:48:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Marc Kuse: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-11-25T20:48:33Z)
SLUB Dresden: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-12-10T13:26:34Z)

Weitere Informationen:

Reste a corriger : figures astrologiques (p. 104), grec (pp. 114, 117, 134, 135)

Bleibt noch zu korrigieren : astrologische Figuren (Seite 104 KGW), griechisch (Seite 114, 117, 134, 135).

Die Transkription erfolgte nach den unter https://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Die Transkription beruht auf dem Abdruck des Textes in Max Caspar und Franz Hammer (Hg.): Johannes Kepler, Gesammelte Werke. München 1941 (= Kleinere Schriften 1601/1611, Bd. 4), S. 103–144.

  • fremdsprachliches Material: gekennzeichnet
  • Zeilenfall: aufgehoben
  • Silbentrennung: aufgehoben



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_antwort_1609
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_antwort_1609/19
Zitationshilfe: Kepler, Johannes: Antwort auf Röslini Diskurs. Prag, 1609, S. [17]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_antwort_1609/19>, abgerufen am 24.04.2024.