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Kepler, Johannes: Außzug auß der Vralten Messe Kunst Archimedis. Linz, 1616.

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Oesterreichisch Wein-

Misse mit der obnen beschribnen Visierruth/ vnd deroselben gleich auß-
getheilter seitten/ was du an einem Faß messen kanst/ nämlich I die zwerlinien
AC, AZ wie Non. 83/ doch hie mit der gleichen/ vnnd nicht mit der Cubische[n]
thailung: so auch II die baide Böden GC vnnd XZ wie bey Non. 85. Jte[m]
III die tüeffe AY für sich selbst vnd zumal durch den vmbkraiß/ wie bey Non. 85.
Dann so du auß dem vmbkraiß nicht eben das jenige findest/ was dir dein stab/
nach AY hinunter gesencket/ anzeiget/ so ist der Bauch am Faß nicht Circkel-
rund/ dise vngleiche rundung am Bauch magftu auch erlernen durch einen gros-
sen eingekrümpten Circkel/ oder durch Parallellinien.

Dann so messe auch die lenge AG AX, mit einem Circkel/ wie bey
Non. 85: vnnd weil du mit absehung der Frösche vnd deß Bodens/ als in einem
blinden Werck/ verfählen möchtest/ so lasse dich von gewißheit wegen nicht ver-
driessen/ diese lengen auch zurechnen/ auß den 3 gemessenen linien AY, AC
vnnd GC, durch die 74 Lehr.

Wann du nun also diese linien alle gemessen vnnd gerechnet hast/ so such
erstlich deß Fasses gerade lenge/ von X gegen G, auß der 74 Lehr/ nämlich al-
so. Zeuch ab den halben diameter eins jeden Bodens vom halben diameter
deß Bauchs (oder wann sie nicht Circkelrund/ so nimb die mittereleng auß dem
lengften vnnd kürtzesten diametro eines jetwedern) was bleibt das multiplicir in
sich selbst vnd zeuchs ab von der vierung AG, so bleiben die vierungen zu der einen
vnnd der andern halben Faßleng/ die ist die Wurtzel darauß.

Mit dieser halben Faßleng vnnd mit dem Diameter GC, vnnd seiner
Circkelfläch/ such nach der 24 Lehr den Walger oder Cylinder, der auff dem
Boden GC stehet; also thue auch mit dem andern halben thail/ wann sie gar
vngleiche Böden hetten/ seind sie aber gleich/ so bedarff es nicht doppelter arbeit/
sondern nur blossen duplirens deß einen gefundenen Walgers. Hiermit hette-
stu den einen vnd zwar grössesten thail deß Raums oder Weins im Faß/ näm-
lich sovil dessen nach der geräde zwischen baiden Böden GC vnd XZ ist. Her-
nach ist es einig vnnd allein zuthun vmb den vberigen thail deß Weins/ soviel
dessen vndern raiffensteckt/ vnnd vmb den gefundenen Walger herumb gehet wie
ein Gürtel. Wiewol aber schon allberait die fürnemiste linien bekant gemacht
seind/ so kanstu doch noch nicht gerades weges fortgehen/ weil du die art diser
Gürtel oder Bauchs noch nicht waissest/ auch nicht ein jede art desselben rechnen
kanst/ wie droben Non. 64. angezeigt worden. Must dich derohalben auff zwen
wege thailen/ vnd auff einem ein solche Gürtel rechnen/ welche gewiß weniger
ist/ dann die am Faß/ auff den andern eine solche die gewiß mehr ist/ oder doch
gerad das rechte Maaß: damit du wissest daß das jenige/ so man sucht/ sich ge-
wiß jnnerhalb diser zweyer zielen halte.

Der erste weg nimmet das Faß an wie einen gedoppelten Kegelstock/ vnd
rechnet diese zugescherffte Gürtel nach der 52 Lehr/ auß baiden diametris deß
Bauchs vnnd deß Bodens/ vnnd auß dem allberait bekanten Walger/ auff
dem Faßboden stehend: dieser sagt gewißlich zuwenig.

Der andere Weg nimmet diese Gürtel für Citronenrund an/ rechnet
dieselbe auß der 63 Lehr. Dieser weg sagt vnderweilen recht/ offtaber sagt er
zuviel.

Wiltu nun entlich wissen wievil vngefahrlich ein jeder zu wenig oder zu-
viel sage/ so mustu zum fünfften durch ein geschicktes Jnstrument erlernen/ was
das Faß an der Taufelleng für eine rundung habe. So dich nun gelüstet diß
nach aller scherffe zurechnen/ so nimme einen viereckten glatten stab/ so lang ein

Faß
Oeſterreichiſch Wein-

Miſſe mit der obnen beſchribnen Viſierruth/ vnd deroſelben gleich auß-
getheilter ſeitten/ was du an einem Faß meſſen kanſt/ naͤmlich I die zwerlinien
AC, AZ wie Nō. 83/ doch hie mit der gleichen/ vnnd nicht mit der Cubiſche[n]
thailung: ſo auch II die baide Boͤden GC vnnd XZ wie bey Nō. 85. Jte[m]
III die tuͤeffe AY fuͤr ſich ſelbſt vnd zumal durch den vmbkraiß/ wie bey Nō. 85.
Dann ſo du auß dem vmbkraiß nicht eben das jenige findeſt/ was dir dein ſtab/
nach AY hinunter geſencket/ anzeiget/ ſo iſt der Bauch am Faß nicht Circkel-
rund/ diſe vngleiche rundung am Bauch magftu auch erlernen durch einen groſ-
ſen eingekruͤmpten Circkel/ oder durch Parallellinien.

Dann ſo meſſe auch die lenge AG AX, mit einem Circkel/ wie bey
Nō. 85: vnnd weil du mit abſehung der Froͤſche vnd deß Bodens/ als in einem
blinden Werck/ verfaͤhlen moͤchteſt/ ſo laſſe dich von gewißheit wegen nicht ver-
drieſſen/ dieſe lengen auch zurechnen/ auß den 3 gemeſſenen linien AY, AC
vnnd GC, durch die 74 Lehr.

Wann du nun alſo dieſe linien alle gemeſſen vnnd gerechnet haſt/ ſo ſuch
erſtlich deß Faſſes gerade lenge/ von X gegen G, auß der 74 Lehr/ naͤmlich al-
ſo. Zeuch ab den halben diameter eins jeden Bodens vom halben diameter
deß Bauchs (oder wann ſie nicht Circkelrund/ ſo nimb die mittereleng auß dem
lengften vnnd kuͤrtzeſten diametro eines jetwedern) was bleibt das multiplicir in
ſich ſelbſt vnd zeuchs ab von der vierung AG, ſo bleiben die vierungen zu der einen
vnnd der andern halben Faßleng/ die iſt die Wurtzel darauß.

Mit dieſer halben Faßleng vnnd mit dem Diameter GC, vnnd ſeiner
Circkelflaͤch/ ſuch nach der 24 Lehr den Walger oder Cylinder, der auff dem
Boden GC ſtehet; alſo thue auch mit dem andern halben thail/ wann ſie gar
vngleiche Boͤden hetten/ ſeind ſie aber gleich/ ſo bedarff es nicht doppelter arbeit/
ſondern nur bloſſen duplirens deß einen gefundenen Walgers. Hiermit hette-
ſtu den einen vnd zwar groͤſſeſten thail deß Raums oder Weins im Faß/ naͤm-
lich ſovil deſſen nach der geraͤde zwiſchen baiden Boͤden GC vnd XZ iſt. Her-
nach iſt es einig vnnd allein zuthun vmb den vberigen thail deß Weins/ ſoviel
deſſen vndern raiffenſteckt/ vnnd vmb den gefundenen Walger herumb gehet wie
ein Guͤrtel. Wiewol aber ſchon allberait die fuͤrnemiſte linien bekant gemacht
ſeind/ ſo kanſtu doch noch nicht gerades weges fortgehen/ weil du die art diſer
Guͤrtel oder Bauchs noch nicht waiſſeſt/ auch nicht ein jede art deſſelben rechnen
kanſt/ wie droben Nō. 64. angezeigt worden. Muſt dich derohalben auff zwen
wege thailen/ vnd auff einem ein ſolche Guͤrtel rechnen/ welche gewiß weniger
iſt/ dann die am Faß/ auff den andern eine ſolche die gewiß mehr iſt/ oder doch
gerad das rechte Maaß: damit du wiſſeſt daß das jenige/ ſo man ſucht/ ſich ge-
wiß jnnerhalb diſer zweyer zielen halte.

Der erſte weg nimmet das Faß an wie einen gedoppelten Kegelſtock/ vnd
rechnet dieſe zugeſcherffte Guͤrtel nach der 52 Lehr/ auß baiden diametris deß
Bauchs vnnd deß Bodens/ vnnd auß dem allberait bekanten Walger/ auff
dem Faßboden ſtehend: dieſer ſagt gewißlich zuwenig.

Der andere Weg nimmet dieſe Guͤrtel fuͤr Citronenrund an/ rechnet
dieſelbe auß der 63 Lehr. Dieſer weg ſagt vnderweilen recht/ offtaber ſagt er
zuviel.

Wiltu nun entlich wiſſen wievil vngefahrlich ein jeder zu wenig oder zu-
viel ſage/ ſo muſtu zum fuͤnfften durch ein geſchicktes Jnſtrument erlernen/ was
das Faß an der Taufelleng fuͤr eine rundung habe. So dich nun geluͤſtet diß
nach aller ſcherffe zurechnen/ ſo nimme einen viereckten glatten ſtab/ ſo lang ein

Faß
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[82/0086] Oeſterreichiſch Wein- Miſſe mit der obnen beſchribnen Viſierruth/ vnd deroſelben gleich auß- getheilter ſeitten/ was du an einem Faß meſſen kanſt/ naͤmlich I die zwerlinien AC, AZ wie Nō. 83/ doch hie mit der gleichen/ vnnd nicht mit der Cubiſchen thailung: ſo auch II die baide Boͤden GC vnnd XZ wie bey Nō. 85. Jtem III die tuͤeffe AY fuͤr ſich ſelbſt vnd zumal durch den vmbkraiß/ wie bey Nō. 85. Dann ſo du auß dem vmbkraiß nicht eben das jenige findeſt/ was dir dein ſtab/ nach AY hinunter geſencket/ anzeiget/ ſo iſt der Bauch am Faß nicht Circkel- rund/ diſe vngleiche rundung am Bauch magftu auch erlernen durch einen groſ- ſen eingekruͤmpten Circkel/ oder durch Parallellinien. Dann ſo meſſe auch die lenge AG AX, mit einem Circkel/ wie bey Nō. 85: vnnd weil du mit abſehung der Froͤſche vnd deß Bodens/ als in einem blinden Werck/ verfaͤhlen moͤchteſt/ ſo laſſe dich von gewißheit wegen nicht ver- drieſſen/ dieſe lengen auch zurechnen/ auß den 3 gemeſſenen linien AY, AC vnnd GC, durch die 74 Lehr. Wann du nun alſo dieſe linien alle gemeſſen vnnd gerechnet haſt/ ſo ſuch erſtlich deß Faſſes gerade lenge/ von X gegen G, auß der 74 Lehr/ naͤmlich al- ſo. Zeuch ab den halben diameter eins jeden Bodens vom halben diameter deß Bauchs (oder wann ſie nicht Circkelrund/ ſo nimb die mittereleng auß dem lengften vnnd kuͤrtzeſten diametro eines jetwedern) was bleibt das multiplicir in ſich ſelbſt vnd zeuchs ab von der vierung AG, ſo bleiben die vierungen zu der einen vnnd der andern halben Faßleng/ die iſt die Wurtzel darauß. Mit dieſer halben Faßleng vnnd mit dem Diameter GC, vnnd ſeiner Circkelflaͤch/ ſuch nach der 24 Lehr den Walger oder Cylinder, der auff dem Boden GC ſtehet; alſo thue auch mit dem andern halben thail/ wann ſie gar vngleiche Boͤden hetten/ ſeind ſie aber gleich/ ſo bedarff es nicht doppelter arbeit/ ſondern nur bloſſen duplirens deß einen gefundenen Walgers. Hiermit hette- ſtu den einen vnd zwar groͤſſeſten thail deß Raums oder Weins im Faß/ naͤm- lich ſovil deſſen nach der geraͤde zwiſchen baiden Boͤden GC vnd XZ iſt. Her- nach iſt es einig vnnd allein zuthun vmb den vberigen thail deß Weins/ ſoviel deſſen vndern raiffenſteckt/ vnnd vmb den gefundenen Walger herumb gehet wie ein Guͤrtel. Wiewol aber ſchon allberait die fuͤrnemiſte linien bekant gemacht ſeind/ ſo kanſtu doch noch nicht gerades weges fortgehen/ weil du die art diſer Guͤrtel oder Bauchs noch nicht waiſſeſt/ auch nicht ein jede art deſſelben rechnen kanſt/ wie droben Nō. 64. angezeigt worden. Muſt dich derohalben auff zwen wege thailen/ vnd auff einem ein ſolche Guͤrtel rechnen/ welche gewiß weniger iſt/ dann die am Faß/ auff den andern eine ſolche die gewiß mehr iſt/ oder doch gerad das rechte Maaß: damit du wiſſeſt daß das jenige/ ſo man ſucht/ ſich ge- wiß jnnerhalb diſer zweyer zielen halte. Der erſte weg nimmet das Faß an wie einen gedoppelten Kegelſtock/ vnd rechnet dieſe zugeſcherffte Guͤrtel nach der 52 Lehr/ auß baiden diametris deß Bauchs vnnd deß Bodens/ vnnd auß dem allberait bekanten Walger/ auff dem Faßboden ſtehend: dieſer ſagt gewißlich zuwenig. Der andere Weg nimmet dieſe Guͤrtel fuͤr Citronenrund an/ rechnet dieſelbe auß der 63 Lehr. Dieſer weg ſagt vnderweilen recht/ offtaber ſagt er zuviel. Wiltu nun entlich wiſſen wievil vngefahrlich ein jeder zu wenig oder zu- viel ſage/ ſo muſtu zum fuͤnfften durch ein geſchicktes Jnſtrument erlernen/ was das Faß an der Taufelleng fuͤr eine rundung habe. So dich nun geluͤſtet diß nach aller ſcherffe zurechnen/ ſo nimme einen viereckten glatten ſtab/ ſo lang ein Faß

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Zitationshilfe: Kepler, Johannes: Außzug auß der Vralten Messe Kunst Archimedis. Linz, 1616, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kepler_messekunst_1616/86>, abgerufen am 25.11.2024.