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Kepler, Johannes: Außzug auß der Vralten Messe Kunst Archimedis. Linz, 1616.

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Oesterreichisches Wein
weßt/ da man noch heut zu tag lederne Taschen braucht/ lederne grosse Lägeln
an der Cameln vnd Eseln seiten anhenget/ hat villeicht auch nie der sachen nach-
gedacht/ warumb man die Welsche Wein in breiten vnd nicht runden lägeln zu
vns herauß bringe; sonderlich wirt er nie betrachtet haben was die Alte Römer
für Weinfässer müssen gehabt haben/ darinnen sie den Wein offtermals vber
die hundert Jahr im Rauch hangen gehabt. Wann heutiges tags ein Buch
fürhanden were/ darinnen solche geschirr vnd die gantze Manier klärlich beschri-
ben were/ wie ich im lateinischen Exemplar vnsere heutiges tags gebräuchige
Fässer beschriben/ wurde dasselbig den gelehrten lieb vnd wol befohlen sein.

5. Von Kunstlicher Hessung aller-
hand runder sachen.

VNd weil dann die Visierkunst auß dem Circkel-Wal-
ger- vnd Kegelmessen herfleusset/ vnnd ohne dieselben nicht mag recht ver-
standen werden/ so folgt nun ferners im ersten Theil ein Außzug/ wie man
solche formen recht verstehen vnd behend messen solle.

Dabey dann der einfältige wol mercken solle/ das alles was hie im ersten
Theil/ so wol auch ein grosser theil dessen/ was hernach im andern vnnd dritten
Theil deß lateinischen Exemplars nacheinander folget/ vom kunstlichen Messen/
nicht allein der Weinfässer/ sondern auch anderer dinge: solches nicht dahin ge-
meinet/ oder eingeführet werde/ als müste ein jeder/ der die Oesterreichische Vi-
sierruthen an Oesterreichischen Fässern recht brauchen wil/ solches alles vnd jedes
zuvor verstehen vnnd üblich practicirn müssen. Nein es bedarff sich für gm eine
Leuth so viel mühe vnd Kopffbrechens gar nicht: sondern dahin ist es gerichtet/ die-
weil ich dem Kunstliebenden vnnd nachsinnenden Leser im Lateinischen tractätl
hab erweisen wöllen/ das die Oesterreichische weise/ ein Weinfaß zu visiren/ ge-
wissen vnnd guten grund habe/ vnnd niemand verführe/ so hab ich müssen die
Oesterreichische weise gegen andern weisen halten/ so inn den Kunsthüchern be-
kandt oder an andern orten üblich seind/ sovil deren jhren vnfehlbaren grund ha-
ben. Dann solte ich diß erwisen haben nicht durch künstliche Messungen vnnd
Rechnungen/ sondern mit dem Werck selbsten/ vnd mit abeychung vieler vnder-
schidlicher Weinfässer/ deren eins also das ander anderst gestaltet/ das hette mir
viel zeitverderbung/ vnkosten/ mühe vnd verdrießligkeit verursachet/ vnnd hette
ich manchmal naß von der Tonaw heimkommen müssen: hette letzlich dannoch
nicht gewußt/ waran ich were/ dann es leichtlich hette sein könden/ das noch ein
form eines Fasses hinter bliben were/ dergleichen mir niemalen vnder die Hände
kommen/ an welchem jch mit meinem fürgeben auß vnwissenheit hette verfah-
ren mögen.

Weil dann zu behauptung meines fürhabens in disem ersten Theil aller-
hand schöner vnnd nntzlicher Kunstmessungen haben müssen eingeführt werden/
die sonst einer/ der nur ein wenig künstelt/ gern in einer kürtz beye inander hat/ als
hab ich dem Teutschen kunstliebenden Leser den außzug auß solchen Theoremati-
bus,
deren in der anzahl dreissig/ inn disem Teutschen tractätl nicht mißgunnen/
sondern meisten theils nach ordnung deß Lateinischen tractätlins hie einführen
wöllen: guter hoffnung/ die andere mehr einfältige Leser/ werden sich solche auß-
schweiffe nicht jrren lassen/ sondern die vberhupffen/ biß sie im andern Theil zu
der Visier ruthen selber kommen.

6. Vom

Oeſterreichiſches Wein
weßt/ da man noch heut zu tag lederne Taſchen braucht/ lederne groſſe Laͤgeln
an der Cameln vnd Eſeln ſeiten anhenget/ hat villeicht auch nie der ſachen nach-
gedacht/ warumb man die Welſche Wein in breiten vnd nicht runden laͤgeln zu
vns herauß bringe; ſonderlich wirt er nie betrachtet haben was die Alte Roͤmer
fuͤr Weinfaͤſſer muͤſſen gehabt haben/ darinnen ſie den Wein offtermals vber
die hundert Jahr im Rauch hangen gehabt. Wann heutiges tags ein Buch
fuͤrhanden were/ darinnen ſolche geſchirꝛ vnd die gantze Manier klaͤrlich beſchri-
ben were/ wie ich im lateiniſchen Exemplar vnſere heutiges tags gebraͤuchige
Faͤſſer beſchriben/ wurde daſſelbig den gelehrten lieb vnd wol befohlen ſein.

5. Von Kunſtlicher Heſſung aller-
hand runder ſachen.

VNd weil dann die Viſierkunſt auß dem Circkel-Wal-
ger- vnd Kegelmeſſen herfleuſſet/ vnnd ohne dieſelben nicht mag recht ver-
ſtanden werden/ ſo folgt nun ferners im erſten Theil ein Außzug/ wie man
ſolche formen recht verſtehen vnd behend meſſen ſolle.

Dabey dann der einfaͤltige wol mercken ſolle/ das alles was hie im erſten
Theil/ ſo wol auch ein groſſer theil deſſen/ was hernach im andern vnnd dritten
Theil deß lateiniſchen Exemplars nacheinander folget/ vom kunſtlichen Meſſen/
nicht allein der Weinfaͤſſer/ ſondern auch anderer dinge: ſolches nicht dahin ge-
meinet/ oder eingefuͤhret werde/ als muͤſte ein jeder/ der die Oeſterreichiſche Vi-
ſierruthen an Oeſterreichiſchen Faͤſſern recht brauchen wil/ ſolches alles vnd jedes
zuvor verſtehen vnnd uͤblich practicirn muͤſſen. Nein es bedarff ſich fuͤr gm eine
Leuth ſo viel muͤhe vnd Kopffbrechens gar nicht: ſondern dahin iſt es gerichtet/ die-
weil ich dem Kunſtliebenden vnnd nachſinnenden Leſer im Lateiniſchen tractaͤtl
hab erweiſen woͤllen/ das die Oeſterreichiſche weiſe/ ein Weinfaß zu viſiren/ ge-
wiſſen vnnd guten grund habe/ vnnd niemand verfuͤhre/ ſo hab ich muͤſſen die
Oeſterreichiſche weiſe gegen andern weiſen halten/ ſo inn den Kunſthuͤchern be-
kandt oder an andern orten uͤblich ſeind/ ſovil deren jhren vnfehlbaren grund ha-
ben. Dann ſolte ich diß erwiſen haben nicht durch kuͤnſtliche Meſſungen vnnd
Rechnungen/ ſondern mit dem Werck ſelbſten/ vnd mit abeychung vieler vnder-
ſchidlicher Weinfaͤſſer/ deren eins alſo das ander anderſt geſtaltet/ das hette mir
viel zeitverderbung/ vnkoſten/ muͤhe vnd verdrießligkeit verurſachet/ vnnd hette
ich manchmal naß von der Tonaw heimkommen muͤſſen: hette letzlich dannoch
nicht gewußt/ waran ich were/ dann es leichtlich hette ſein koͤnden/ das noch ein
form eines Faſſes hinter bliben were/ dergleichen mir niemalen vnder die Haͤnde
kommen/ an welchem jch mit meinem fuͤrgeben auß vnwiſſenheit hette verfah-
ren moͤgen.

Weil dann zu behauptung meines fuͤrhabens in diſem erſten Theil aller-
hand ſchoͤner vnnd nntzlicher Kunſtmeſſungen haben muͤſſen eingefuͤhrt werden/
die ſonſt einer/ der nur ein wenig kuͤnſtelt/ gern in einer kuͤrtz beye inander hat/ als
hab ich dem Teutſchen kunſtliebenden Leſer den außzug auß ſolchen Theoremati-
bus,
deren in der anzahl dreiſſig/ inn diſem Teutſchen tractaͤtl nicht mißgunnen/
ſondern meiſten theils nach ordnung deß Lateiniſchen tractaͤtlins hie einfuͤhren
woͤllen: guter hoffnung/ die andere mehr einfaͤltige Leſer/ werden ſich ſolche auß-
ſchweiffe nicht jrꝛen laſſen/ ſondern die vberhupffen/ biß ſie im andern Theil zu
der Viſier ruthen ſelber kommen.

6. Vom
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[4/0008] Oeſterreichiſches Wein weßt/ da man noch heut zu tag lederne Taſchen braucht/ lederne groſſe Laͤgeln an der Cameln vnd Eſeln ſeiten anhenget/ hat villeicht auch nie der ſachen nach- gedacht/ warumb man die Welſche Wein in breiten vnd nicht runden laͤgeln zu vns herauß bringe; ſonderlich wirt er nie betrachtet haben was die Alte Roͤmer fuͤr Weinfaͤſſer muͤſſen gehabt haben/ darinnen ſie den Wein offtermals vber die hundert Jahr im Rauch hangen gehabt. Wann heutiges tags ein Buch fuͤrhanden were/ darinnen ſolche geſchirꝛ vnd die gantze Manier klaͤrlich beſchri- ben were/ wie ich im lateiniſchen Exemplar vnſere heutiges tags gebraͤuchige Faͤſſer beſchriben/ wurde daſſelbig den gelehrten lieb vnd wol befohlen ſein. 5. Von Kunſtlicher Heſſung aller- hand runder ſachen. VNd weil dann die Viſierkunſt auß dem Circkel-Wal- ger- vnd Kegelmeſſen herfleuſſet/ vnnd ohne dieſelben nicht mag recht ver- ſtanden werden/ ſo folgt nun ferners im erſten Theil ein Außzug/ wie man ſolche formen recht verſtehen vnd behend meſſen ſolle. Dabey dann der einfaͤltige wol mercken ſolle/ das alles was hie im erſten Theil/ ſo wol auch ein groſſer theil deſſen/ was hernach im andern vnnd dritten Theil deß lateiniſchen Exemplars nacheinander folget/ vom kunſtlichen Meſſen/ nicht allein der Weinfaͤſſer/ ſondern auch anderer dinge: ſolches nicht dahin ge- meinet/ oder eingefuͤhret werde/ als muͤſte ein jeder/ der die Oeſterreichiſche Vi- ſierruthen an Oeſterreichiſchen Faͤſſern recht brauchen wil/ ſolches alles vnd jedes zuvor verſtehen vnnd uͤblich practicirn muͤſſen. Nein es bedarff ſich fuͤr gm eine Leuth ſo viel muͤhe vnd Kopffbrechens gar nicht: ſondern dahin iſt es gerichtet/ die- weil ich dem Kunſtliebenden vnnd nachſinnenden Leſer im Lateiniſchen tractaͤtl hab erweiſen woͤllen/ das die Oeſterreichiſche weiſe/ ein Weinfaß zu viſiren/ ge- wiſſen vnnd guten grund habe/ vnnd niemand verfuͤhre/ ſo hab ich muͤſſen die Oeſterreichiſche weiſe gegen andern weiſen halten/ ſo inn den Kunſthuͤchern be- kandt oder an andern orten uͤblich ſeind/ ſovil deren jhren vnfehlbaren grund ha- ben. Dann ſolte ich diß erwiſen haben nicht durch kuͤnſtliche Meſſungen vnnd Rechnungen/ ſondern mit dem Werck ſelbſten/ vnd mit abeychung vieler vnder- ſchidlicher Weinfaͤſſer/ deren eins alſo das ander anderſt geſtaltet/ das hette mir viel zeitverderbung/ vnkoſten/ muͤhe vnd verdrießligkeit verurſachet/ vnnd hette ich manchmal naß von der Tonaw heimkommen muͤſſen: hette letzlich dannoch nicht gewußt/ waran ich were/ dann es leichtlich hette ſein koͤnden/ das noch ein form eines Faſſes hinter bliben were/ dergleichen mir niemalen vnder die Haͤnde kommen/ an welchem jch mit meinem fuͤrgeben auß vnwiſſenheit hette verfah- ren moͤgen. Weil dann zu behauptung meines fuͤrhabens in diſem erſten Theil aller- hand ſchoͤner vnnd nntzlicher Kunſtmeſſungen haben muͤſſen eingefuͤhrt werden/ die ſonſt einer/ der nur ein wenig kuͤnſtelt/ gern in einer kuͤrtz beye inander hat/ als hab ich dem Teutſchen kunſtliebenden Leſer den außzug auß ſolchen Theoremati- bus, deren in der anzahl dreiſſig/ inn diſem Teutſchen tractaͤtl nicht mißgunnen/ ſondern meiſten theils nach ordnung deß Lateiniſchen tractaͤtlins hie einfuͤhren woͤllen: guter hoffnung/ die andere mehr einfaͤltige Leſer/ werden ſich ſolche auß- ſchweiffe nicht jrꝛen laſſen/ ſondern die vberhupffen/ biß ſie im andern Theil zu der Viſier ruthen ſelber kommen. 6. Vom

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Zitationshilfe: Kepler, Johannes: Außzug auß der Vralten Messe Kunst Archimedis. Linz, 1616, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kepler_messekunst_1616/8>, abgerufen am 29.03.2024.