Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kentz, Paul: Güldener Handwercksboden. Leipzig, 1629.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Weibspersonen
Eine leibliche
Schwester/
des edlen
hochweisen
Herrn Wili-
baldt Pirckei-
meri/ Keyserl.
Maj. Rat. etc.
Aus dernselben
Episteln/ bey
etlichen operi-
bus Erasm
ge-
drnckt.
auch gemeiniglich jhre reinliche Handarbeit/ die Zeit mit
hin zu bringen/ vnd nicht müssig zu gehen. Daher schrei-
bet die Edle Andechtige/ Charitas Pirckhoimerin, wei-
land Ebtissin zu S. Claren in Nürnberg: Non certe mol-
lis ac delicatae vitae perfruendae ergo, in coenobio com-
moramur,
das ist: Wir seind fürwar deshalben nicht im
Closter leben/ das wir nur allein guter Tage geleben/ vnd gar
keine Arbeit fürhaben wolten.

Vnd eine ander edle Closter Nonne/ Schreibt an
einen aus jhren Verwanten: Ante & post exercitia no-
stra pietatis ac cultus divini ad quaerendum regum Dei,
non foriamur a manuum laboribus, honestis, utilibus,
necessariis, uti Apostolus jußit; qui non laborat, non
maducet,
Das ist: Vor vnd nach vnserm Gottes
Dienst/ dadurch man das Reich Gottes suchen sol/ feyren
wir nicht/ sondern haben vnd treiben auch vnser Handarbeit/
die vns vnd andern ehrlich/ nützlich vnd nothwendig ist/ wie
der Apostel befohlen hat: Wer nicht Arbeitet/ sol auch nicht
2. Thes. 3.Essen.

Zu Edinburg in Schottland/ ist vber der Stadt ein
Hector Boeth.
l. 1. hist. Scot.
Theat. Urb.
Matth. Quad.
Comp. Cos-
mog.
altes vnd festes Sehloß/ Castrum puellarum, das ist/
Mägden oder Jungfrawen Burg genant/ allda vor Zei-
ten die Königliche Töchter vnd andere edle Jungfrawen (Re-
giae virgines & aliae insigniores
) biß zu jhrer Manbarkeit
innen gehalten worden/ schöne Handarbeit lerneten/ vnd sich
damit vbeten/ wie damals gebräuchlich war.

Die alten Hispanier haben je zu Zeiten/ eine sonderli-
che Gabe/ oder Preiß auffgeworffen/ darumb Frawen vnd
Jungfrawen in die wette Genähet/ oder sonsten dergleichen
Arbeit gemachet/ aus welchen die fleissigste vnnd künstlichste
den preis erlanget.

Vor

Der Weibsperſonen
Eine leibliche
Schweſter/
des edlen
hochweiſen
Herrn Wili-
baldt Pirckei-
meri/ Keyſerl.
Maj. Rat. ꝛc.
Aus dernſelbē
Epiſteln/ bey
etlichen operi-
bus Eraſm
ge-
drnckt.
auch gemeiniglich jhre reinliche Handarbeit/ die Zeit mit
hin zu bringen/ vnd nicht muͤſſig zu gehen. Daher ſchrei-
bet die Edle Andechtige/ Charitas Pirckhoimerin, wei-
land Ebtiſſin zu S. Claren in Nuͤrnberg: Non certè mol-
lis ac delicatæ vitæ perfruendæ ergò, in cœnobio com-
moramur,
das iſt: Wir ſeind fuͤrwar deshalben nicht im
Cloſter leben/ das wir nur allein guter Tage geleben/ vnd gar
keine Arbeit fuͤrhaben wolten.

Vnd eine ander edle Cloſter Nonne/ Schreibt an
einen aus jhren Verwanten: Ante & poſt exercitia no-
ſtra pietatis ac cultus divini ad quærendum regum Dei,
non foriamur à manuum laboribus, honeſtis, utilibus,
neceſſariis, uti Apoſtolus jußit; qui non laborat, non
maducet,
Das iſt: Vor vnd nach vnſerm Gottes
Dienſt/ dadurch man das Reich Gottes ſuchen ſol/ feyren
wir nicht/ ſondern haben vnd treiben auch vnſer Handarbeit/
die vns vnd andern ehrlich/ nuͤtzlich vnd nothwendig iſt/ wie
der Apoſtel befohlen hat: Wer nicht Arbeitet/ ſol auch nicht
2. Theſ. 3.Eſſen.

Zu Edinburg in Schottland/ iſt vber der Stadt ein
Hector Boėth.
l. 1. hiſt. Scot.
Theat. Urb.
Matth. Quad.
Comp. Coſ-
mog.
altes vnd feſtes Sehloß/ Caſtrum puellarum, das iſt/
Maͤgden oder Jungfrawen Burg genant/ allda vor Zei-
ten die Koͤnigliche Toͤchter vnd andere edle Jungfrawen (Re-
giæ virgines & aliæ inſigniores
) biß zu jhrer Manbarkeit
innen gehalten worden/ ſchoͤne Handarbeit lerneten/ vnd ſich
damit vbeten/ wie damals gebraͤuchlich war.

Die alten Hiſpanier haben je zu Zeiten/ eine ſonderli-
che Gabe/ oder Preiß auffgeworffen/ darumb Frawen vnd
Jungfrawen in die wette Genaͤhet/ oder ſonſten dergleichen
Arbeit gemachet/ aus welchen die fleiſſigſte vnnd kuͤnſtlichſte
den preis erlanget.

Vor
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0232" n="220"/><fw place="top" type="header">Der Weibsper&#x017F;onen</fw><lb/><note place="left">Eine leibliche<lb/>
Schwe&#x017F;ter/<lb/>
des edlen<lb/>
hochwei&#x017F;en<lb/>
Herrn Wili-<lb/>
baldt Pirckei-<lb/>
meri/ Key&#x017F;erl.<lb/>
Maj. Rat. &#xA75B;c.<lb/>
Aus dern&#x017F;elbe&#x0304;<lb/>
Epi&#x017F;teln/ bey<lb/>
etlichen <hi rendition="#aq">operi-<lb/>
bus Era&#x017F;m</hi> ge-<lb/>
drnckt.</note>auch gemeiniglich jhre reinliche Handarbeit/ die Zeit mit<lb/>
hin zu bringen/ vnd nicht mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig zu gehen. Daher &#x017F;chrei-<lb/>
bet die Edle Andechtige/ <hi rendition="#aq">Charitas Pirckhoimerin,</hi> wei-<lb/>
land Ebti&#x017F;&#x017F;in zu S. Claren in Nu&#x0364;rnberg: <hi rendition="#aq">Non certè mol-<lb/>
lis ac delicatæ vitæ perfruendæ ergò, in c&#x0153;nobio com-<lb/>
moramur,</hi> das i&#x017F;t: Wir &#x017F;eind fu&#x0364;rwar deshalben nicht im<lb/>
Clo&#x017F;ter leben/ das wir nur allein guter Tage geleben/ vnd gar<lb/>
keine Arbeit fu&#x0364;rhaben wolten.</p><lb/>
        <p>Vnd eine ander edle Clo&#x017F;ter Nonne/ Schreibt an<lb/>
einen aus jhren Verwanten: <hi rendition="#aq">Ante &amp; po&#x017F;t exercitia no-<lb/>
&#x017F;tra pietatis ac cultus divini ad quærendum regum Dei,<lb/>
non foriamur à manuum laboribus, hone&#x017F;tis, utilibus,<lb/>
nece&#x017F;&#x017F;ariis, uti Apo&#x017F;tolus jußit; qui non laborat, non<lb/>
maducet,</hi> Das i&#x017F;t: Vor vnd nach vn&#x017F;erm Gottes<lb/>
Dien&#x017F;t/ dadurch man das Reich Gottes &#x017F;uchen &#x017F;ol/ feyren<lb/>
wir nicht/ &#x017F;ondern haben vnd treiben auch vn&#x017F;er Handarbeit/<lb/>
die vns vnd andern ehrlich/ nu&#x0364;tzlich vnd nothwendig i&#x017F;t/ wie<lb/>
der Apo&#x017F;tel befohlen hat: Wer nicht Arbeitet/ &#x017F;ol auch nicht<lb/><note place="left">2. <hi rendition="#aq">The&#x017F;.</hi> 3.</note>E&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>Zu Edinburg in Schottland/ i&#x017F;t vber der Stadt ein<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Hector Bo&#x0117;th.<lb/>
l. 1. hi&#x017F;t. Scot.<lb/>
Theat. Urb.<lb/>
Matth. Quad.<lb/>
Comp. Co&#x017F;-<lb/>
mog.</hi></note>altes vnd fe&#x017F;tes Sehloß/ <hi rendition="#aq">Ca&#x017F;trum puellarum,</hi> das i&#x017F;t/<lb/>
Ma&#x0364;gden oder Jungfrawen Burg genant/ allda vor Zei-<lb/>
ten die Ko&#x0364;nigliche To&#x0364;chter vnd andere edle Jungfrawen (<hi rendition="#aq">Re-<lb/>
giæ virgines &amp; aliæ in&#x017F;igniores</hi>) biß zu jhrer Manbarkeit<lb/>
innen gehalten worden/ &#x017F;cho&#x0364;ne Handarbeit lerneten/ vnd &#x017F;ich<lb/>
damit vbeten/ wie damals gebra&#x0364;uchlich war.</p><lb/>
        <p>Die alten Hi&#x017F;panier haben je zu Zeiten/ eine &#x017F;onderli-<lb/>
che Gabe/ oder Preiß auffgeworffen/ darumb Frawen vnd<lb/>
Jungfrawen in die wette Gena&#x0364;het/ oder &#x017F;on&#x017F;ten dergleichen<lb/>
Arbeit gemachet/ aus welchen die flei&#x017F;&#x017F;ig&#x017F;te vnnd ku&#x0364;n&#x017F;tlich&#x017F;te<lb/>
den preis erlanget.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Vor</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[220/0232] Der Weibsperſonen auch gemeiniglich jhre reinliche Handarbeit/ die Zeit mit hin zu bringen/ vnd nicht muͤſſig zu gehen. Daher ſchrei- bet die Edle Andechtige/ Charitas Pirckhoimerin, wei- land Ebtiſſin zu S. Claren in Nuͤrnberg: Non certè mol- lis ac delicatæ vitæ perfruendæ ergò, in cœnobio com- moramur, das iſt: Wir ſeind fuͤrwar deshalben nicht im Cloſter leben/ das wir nur allein guter Tage geleben/ vnd gar keine Arbeit fuͤrhaben wolten. Eine leibliche Schweſter/ des edlen hochweiſen Herrn Wili- baldt Pirckei- meri/ Keyſerl. Maj. Rat. ꝛc. Aus dernſelbē Epiſteln/ bey etlichen operi- bus Eraſm ge- drnckt. Vnd eine ander edle Cloſter Nonne/ Schreibt an einen aus jhren Verwanten: Ante & poſt exercitia no- ſtra pietatis ac cultus divini ad quærendum regum Dei, non foriamur à manuum laboribus, honeſtis, utilibus, neceſſariis, uti Apoſtolus jußit; qui non laborat, non maducet, Das iſt: Vor vnd nach vnſerm Gottes Dienſt/ dadurch man das Reich Gottes ſuchen ſol/ feyren wir nicht/ ſondern haben vnd treiben auch vnſer Handarbeit/ die vns vnd andern ehrlich/ nuͤtzlich vnd nothwendig iſt/ wie der Apoſtel befohlen hat: Wer nicht Arbeitet/ ſol auch nicht Eſſen. 2. Theſ. 3. Zu Edinburg in Schottland/ iſt vber der Stadt ein altes vnd feſtes Sehloß/ Caſtrum puellarum, das iſt/ Maͤgden oder Jungfrawen Burg genant/ allda vor Zei- ten die Koͤnigliche Toͤchter vnd andere edle Jungfrawen (Re- giæ virgines & aliæ inſigniores) biß zu jhrer Manbarkeit innen gehalten worden/ ſchoͤne Handarbeit lerneten/ vnd ſich damit vbeten/ wie damals gebraͤuchlich war. Hector Boėth. l. 1. hiſt. Scot. Theat. Urb. Matth. Quad. Comp. Coſ- mog. Die alten Hiſpanier haben je zu Zeiten/ eine ſonderli- che Gabe/ oder Preiß auffgeworffen/ darumb Frawen vnd Jungfrawen in die wette Genaͤhet/ oder ſonſten dergleichen Arbeit gemachet/ aus welchen die fleiſſigſte vnnd kuͤnſtlichſte den preis erlanget. Vor

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kentz_handwerksboden_1629
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kentz_handwerksboden_1629/232
Zitationshilfe: Kentz, Paul: Güldener Handwercksboden. Leipzig, 1629, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kentz_handwerksboden_1629/232>, abgerufen am 01.05.2024.