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Kentz, Paul: Güldener Handwercksboden. Leipzig, 1629.

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Von Vernewerung vnd Verbesserung
Nothdurfft
vnd Mangel
lehrt vtel ding
erdencken vnd
erfinden.
cken/ als zum Exempel: In den Indianischen Bergwercken/
weil man nicht Seiler vnd Stricke genug haben kan/ braucht
man an deren stat zerschnittenes/ außgedehntes vnd gewun-
denes Ochsen Leder. Item/ erst vnter Mannes Gedencken/
ist daselbst durch einen Portugaleser erfunden worden/ ein
Kraut (welches daselbst jährlich vnd häuffig wächst) zu dor-
ren/ vnd selbiges an stat des Holtzes vnd Kohlen (dessen da-
selbst wenig ist) zum Gold vnd Metal schmeltzen zu gebrau-
I. r. c. 3. & l. 3.
c. 3. de rer. inv.
chen/ welches auch das Fewer/ Hitz vnd Gluth sehr wol helt.
Daher schreibet Polyd. Virgil. Multae res vitae necessariae,
urgente necessiitate, (quae rerum magistraest) inventa
sunt. Et necessitas multas vitae commoditates adinve-
nit.
Das ist: Die Noth ist vieler Dinge Lehrmeisterin.

Tertul lib. de
idololatr.

So kömpt auch offt eine Kunst aus der andern/ wie etli-
che der Alten gesagt: Nulla ars non alterius artis, aut mater
aut propinqua est:
Welches wol mit des Teutschen Poeten
Worten gegeben wird:

Hans Sachs.
Viel Kunst aus eim Handwerck entspringt/
Daß ein Kunst auff die ander dringt.

Sonsten hat man bey Ab- vnd Zunehmung der Künste
lib. 1. nov. rep.auch dieses zu betrachten/ was Pancirollus erinnert: Weil
Gott der HErr wölle/ daß je zu zeiten etwas in Abgang/ dage-
gen etwas in Schwang vnd herfür kommen sol/ daß solches
vnter andern auch dieses andeute/ daß nemlich dieser gegen-
wertige Wandel vnd Welt mit der Zeit vergehen/ vnd ein an-
ders vnd newes dagegen angehen werde.

Es sind auch die Erfinder eines guten nutzbaren Din-
ges beydes des Ruhms vnd auch der Verehrung wol werth:
In prolog. Ar-
chitect.
sintemal (wie Johan Wredeman sagt) etwas gutes erfinden/
oder ein erfunden Ding verbessern in einer Kunst/ ist pretio-
sus labor,
das ist eine solche Arbeit/ da eine Verehrung wol

ange-

Von Vernewerung vnd Verbeſſerung
Nothdurfft
vnd Mangel
lehrt vtel ding
erdencken vnd
erfinden.
cken/ als zum Exempel: In den Indianiſchen Bergwercken/
weil man nicht Seiler vnd Stricke genug haben kan/ braucht
man an deren ſtat zerſchnittenes/ außgedehntes vnd gewun-
denes Ochſen Leder. Item/ erſt vnter Mannes Gedencken/
iſt daſelbſt durch einen Portugaleſer erfunden worden/ ein
Kraut (welches daſelbſt jaͤhrlich vnd haͤuffig waͤchſt) zu dor-
ren/ vnd ſelbiges an ſtat des Holtzes vnd Kohlen (deſſen da-
ſelbſt wenig iſt) zum Gold vnd Metal ſchmeltzen zu gebrau-
I. r. c. 3. & l. 3.
c. 3. de rer. inv.
chen/ welches auch das Fewer/ Hitz vnd Gluth ſehr wol helt.
Daher ſchreibet Polyd. Virgil. Multæ res vitæ neceſſariæ,
urgente neceſſiitate, (quæ rerum magiſtraeſt) inventa
ſunt. Et neceſſitas multas vitæ commoditates adinve-
nit.
Das iſt: Die Noth iſt vieler Dinge Lehrmeiſterin.

Tertul lib. de
idololatr.

So koͤmpt auch offt eine Kunſt aus der andern/ wie etli-
che der Alten geſagt: Nulla ars non alterius artis, aut mater
aut propinqua eſt:
Welches wol mit des Teutſchen Poeten
Worten gegeben wird:

Hans Sachs.
Viel Kunſt aus eim Handwerck entſpringt/
Daß ein Kunſt auff die ander dringt.

Sonſten hat man bey Ab- vnd Zunehmung der Kuͤnſte
lib. 1. nov. rep.auch dieſes zu betrachten/ was Pancirollus erinnert: Weil
Gott der HErr woͤlle/ daß je zu zeiten etwas in Abgang/ dage-
gen etwas in Schwang vnd herfuͤr kommen ſol/ daß ſolches
vnter andern auch dieſes andeute/ daß nemlich dieſer gegen-
wertige Wandel vnd Welt mit der Zeit vergehen/ vnd ein an-
ders vnd newes dagegen angehen werde.

Es ſind auch die Erfinder eines guten nutzbaren Din-
ges beydes des Ruhms vnd auch der Verehrung wol werth:
In prolog. Ar-
chitect.
ſintemal (wie Johan Wredeman ſagt) etwas gutes erfinden/
oder ein erfunden Ding verbeſſern in einer Kunſt/ iſt pretio-
ſus labor,
das iſt eine ſolche Arbeit/ da eine Verehrung wol

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[92/0104] Von Vernewerung vnd Verbeſſerung cken/ als zum Exempel: In den Indianiſchen Bergwercken/ weil man nicht Seiler vnd Stricke genug haben kan/ braucht man an deren ſtat zerſchnittenes/ außgedehntes vnd gewun- denes Ochſen Leder. Item/ erſt vnter Mannes Gedencken/ iſt daſelbſt durch einen Portugaleſer erfunden worden/ ein Kraut (welches daſelbſt jaͤhrlich vnd haͤuffig waͤchſt) zu dor- ren/ vnd ſelbiges an ſtat des Holtzes vnd Kohlen (deſſen da- ſelbſt wenig iſt) zum Gold vnd Metal ſchmeltzen zu gebrau- chen/ welches auch das Fewer/ Hitz vnd Gluth ſehr wol helt. Daher ſchreibet Polyd. Virgil. Multæ res vitæ neceſſariæ, urgente neceſſiitate, (quæ rerum magiſtraeſt) inventa ſunt. Et neceſſitas multas vitæ commoditates adinve- nit. Das iſt: Die Noth iſt vieler Dinge Lehrmeiſterin. Nothdurfft vnd Mangel lehrt vtel ding erdencken vnd erfinden. I. r. c. 3. & l. 3. c. 3. de rer. inv. So koͤmpt auch offt eine Kunſt aus der andern/ wie etli- che der Alten geſagt: Nulla ars non alterius artis, aut mater aut propinqua eſt: Welches wol mit des Teutſchen Poeten Worten gegeben wird: Viel Kunſt aus eim Handwerck entſpringt/ Daß ein Kunſt auff die ander dringt. Sonſten hat man bey Ab- vnd Zunehmung der Kuͤnſte auch dieſes zu betrachten/ was Pancirollus erinnert: Weil Gott der HErr woͤlle/ daß je zu zeiten etwas in Abgang/ dage- gen etwas in Schwang vnd herfuͤr kommen ſol/ daß ſolches vnter andern auch dieſes andeute/ daß nemlich dieſer gegen- wertige Wandel vnd Welt mit der Zeit vergehen/ vnd ein an- ders vnd newes dagegen angehen werde. lib. 1. nov. rep. Es ſind auch die Erfinder eines guten nutzbaren Din- ges beydes des Ruhms vnd auch der Verehrung wol werth: ſintemal (wie Johan Wredeman ſagt) etwas gutes erfinden/ oder ein erfunden Ding verbeſſern in einer Kunſt/ iſt pretio- ſus labor, das iſt eine ſolche Arbeit/ da eine Verehrung wol ange- In prolog. Ar- chitect.

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Zitationshilfe: Kentz, Paul: Güldener Handwercksboden. Leipzig, 1629, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kentz_handwerksboden_1629/104>, abgerufen am 25.11.2024.